Coreweave-Aktie -16%: Warum ist die Börse geschockt?
Coreweave-Aktionäre werden den November am liebsten aus ihrem Kalender streichen wollen. Nachdem es mit dem Kurs des KI-Cloud-Konzerns bereits seit Monatsbeginn um über -20% bergab ging, brach er am gestrigen Dienstag um weitere -16% ein. Waren die Quartalszahlen des Rechenzentrenbetreibers so ein Schock und können Anleger nun zu einem Schnäppchenkurs in die Coreweave-Aktie einsteigen?
Sehr starke Zahlen
An der Geschäftsentwicklung des Neocloud-Providers kann der Kurseinbruch kaum gelegen haben. Der Quartalsumsatz schoss auf 1,36 Milliarden US$ hoch und lag damit deutlich über der Marktprognose von 1,26 bis 1,30 Milliarden US$. Und das Nettoergebnis verbesserte sich von -360 Millionen US$ im Vorjahreszeitraum auf -110 Millionen US$ im abgelaufenen Quartal.
Der Auftragsbestand von Coreweave erhöhte sich zum Quartalsende auf gigantische 55,6 Milliarden US$. Das zeigt, mit welch unglaublich hoher Nachfrage Neocloud-Provider derzeit zu kämpfen haben (im positiven Sinne).
Aber eine schwache Prognose
Aber bei wachstumsstarken Technologieunternehmen interessiert sich die Börse bekanntermaßen nur begrenzt für die Vergangenheit. Vielmehr steckt die Musik in den Zukunftsprognosen - und hier sorgte Coreweave für eine große Enttäuschung, was auch den massiven Kurseinbruch erklärt.
Trotz der starken Geschäftsentwicklung im dritten Quartal blieb die Jahresprognose für das Gesamtjahr hinter den Erwartungen zurück. Während Analysten im Vorfeld von einem Jahresumsatz in Höhe von knapp 5,30 Milliarden US$ ausgingen, prognostiziert der Rechenzentrenbetreiber „nur“ eine Spanne von 5,05 bis 5,15 Milliarden US$.
Grund sind Verzögerungen beim Bau bzw. der Inbetriebnahme neuer Rechenzentren, wodurch die kurzfristige Kapazitätsplanung beeinträchtigt wurde. Wie die Hyperscaler dieser Welt kann sich auch Coreweave nicht mehr den aktuellen Lieferengpässen bei der Errichtung von Rechenzentren entziehen.
Droht ein weiterer Rückfall?
Der Abwärtstrend der Coreweave-Aktie hat sich durch den gestrigen Kurssturz massiv beschleunigt. Ebenso negativ ist die Tatsache, dass die Aktie fast auf ihrem Tagestief geschlossen hat.
Heute wird sich zeigen, ob das 3-Monatstief bei 87,50 US$ dem Tech-Wert Halt geben kann. Sollte das nicht gelingen, droht der Aktie sogar ein Rückfall auf ca. 65 US$.
Das sagen Analysten
Analysten reagierten unterschiedlich auf die Quartalszahlen und die Prognose des Neocloud-Anbieters. Das Gros der Bankexperten reduzierte jedoch das Kursziel für die Coreweave-Aktie.
Die Bandbreite der Kursziele für den Tech-Titel ist gewaltig groß. Während DA Davidson mit einem Kursziel von 36 US$ das Lager der Bären anführt, ist BofA Securities mit 140 US$ der Superbulle.
Weitere Banken liegen zwischen diesen beiden Extremwerte, so zum Beispiel Stifel und Mizuho mit 120 US$, Macquarie mit 115 US$, JPMorgan mit 110 US$ und Morgan Stanley mit 99 US$. Die Mehrheit der Banken sieht demnach ein leichtes Upside für die Coreweave-Aktie, die gestern mit ca. 88 US$ aus dem Handel ging.
Aufgeschoben ist nicht aufgehoben
Ich bin ein wenig überrascht von der Heftigkeit des gestrigen Kurseinbruchs der Coreweave-Aktie. Meiner Meinung nach handelt es sich hier um einen klassischen Fall von „aufgeschoben ist nicht aufgehoben“.
Es gibt Verzögerungen bei der Inbetriebnahme von Rechenzentren. Für die Kunden von Coreweave ist das ärgerlich, aber es ist bei Großprojekten alles andere als ungewöhnlich. Die Umsätze verschieben sich demnach in die nächsten beiden Quartale - sie gehen aber nicht verloren.
Beim Umsatz und beim operativen Ergebnis gab es keine Enttäuschungen und der gewaltige Auftragsbestand zeigt, wie stark Coreweave bei seinen Kunden positioniert ist. Zudem konnte der Neocloud-Anbieter wichtige neue Kunden wie CrowdStrike, Jasper, Poolside und Rakuten gewinnen.
Ein überschaubares Risiko
Ich glaube, dass es sich bei der Coreweave-Aktie um ein hochspannendes Tech-Investment handelt. Das Unternehmen hat sich zum weltweit führenden unabhängigen KI-Cloud-Anbieter entwickelt und betreibt inzwischen über 40 Rechenzentren.
Mit einem Investment in die Coreweave-Aktie gehen Anleger zwar das Risiko ein, dass sich die milliardenschweren Investitionen in diese Rechenzentren gar nicht oder nur schlecht amortisieren. Angesichts der enormen Nachfrage nach KI-Cloud-Diensten sehe ich dieses Risiko aber als überschaubar an.
Wann Coreweave unter dem Strich schwarze Zahlen schreiben wird, ist derzeit noch nicht vorherzusehen. Ich bin aber sehr guter Dinge, dass der Neocloud-Provider mittelfristig von großen Skaleneffekten profitieren und demnach eine attraktive Profitabilität erzielen wird.
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ℹ️ CoreWeave in Kürze
- CoreWeave (WKN: A413X6) mit Sitz in Livingstone im US-Bundesstaat New Jersey ist ein 2017 gegründetes KI-Cloud-Computing-Startup.
- Das Unternehmen baut und betreibt Hochleistungsrechenzentren mit einer Cloud-basierten GPU-Infrastruktur.
- Die Kunden von CoreWeave sind im Wesentlichen die Entwickler von KI-Anwendungen, darunter Alphabet, Meta Platforms, Microsoft und OpenAI.
- CoreWeave gab im März 2025 sein Debüt an der US-Technologiebörse Nasdaq. Das Tech-Unternehmen ist ca. 44 Milliarden US$ wert.