Diese Aktien kauft der Börsenfuchs jetzt
Eine Frage beschäftigt offensichtlich in diesen Tagen sehr viele Anleger: Geht den Börsen die Puste aus? Die Kryptowährungen starten schon mal mit einem satten Kursverfall in die neue Woche. Doch wie geht es weiter? Droht eine (starke) Korrektur?
Auftritt der Crash-Propheten
Sie kommen so sicher wie das Amen in der Kirche, wenn es an den Börsen gut läuft: Jene Crash-Propheten, die vor einem baldigen Zusammenbruch warnen. Börsenfuchs Marco Messina hat das alles schon so oft erlebt. Was schätzt der Chefanalyst des Aktien Navigator die aktuelle Lage ein? Wie stellt er sich auf und wo sieht er jetzt noch gute Investmentchancen?
Das alles erklärt Marco Messina im Interview mit SD-Chefredakteur Frank Giarra.
Seit April ziehen die großen US-Indizes wie an der Schnur gezogen nach oben. Woher kommt dieser Optimismus der Anleger?
Marco Messina: Die Börse lebt von Geschichten – und aktuell erzählt sie wieder eine besonders schöne. Seit dem Frühjahr glauben die Anleger fest daran, dass die Fed den Zinsgipfel endgültig erreicht hat und der nächste große Schritt „nach unten“ geht.
Dazu kommt: Die US-Wirtschaft läuft trotz aller Crashprognosen erstaunlich rund, die Arbeitslosigkeit bleibt niedrig, und die Unternehmensgewinne, vor allem der meisten Technologieunternehmen und der großen Banken, sind besser als „befürchtet“. Eigentlich krass, dass trotz des Zolltheaters seit Mitte April die US-Wirtschaft da sehr robust drauf reagiert hat. Dabei wird die immer schneller steigende Verschuldung der Privatpersonen für den Konsum in den USA auch gern ausgeblendet.
Die KI-Euphorie sorgt zusätzlich für das nötige Adrenalin – Nvidia & Co. sind längst zu einer eigenen Assetklasse geworden. Wer da draußen also noch auf eine Rezession wettet, kämpft im Moment eher gegen einen Markt, der sich längst in die Zukunft verliebt hat.

Marco Messina, Chefanalyst Aktien Navigator.
„Eine Korrektur wäre eigentlich fällig“
Inzwischen mehren sich schon wieder die Stimmen, die vor einem Crash warnen. Wie sehen Sie das?
Marco Messina: Da bin ich ja auch nicht gerade in der letzten Reihe. Ich sehe derzeit viele Faktoren, die eigentlich darauf hindeuten, dass eine Korrektur an den Märkten fällig wäre. Ich mag da gar nicht das böse Crashwort nennen, sondern wirklich nur von einer deutlichen Korrektur sprechen. Denn Crashwarnungen gehören zum Börsenalltag wie Gewitter im Sommer – laut, aber meist kurz.
Fakt ist: Die Bewertungen vieler KI-Aktien sind ambitioniert, ja. Aber ein Crash entsteht selten aus Übertreibung allein, sondern aus einem externen Schock. Und den sehe ich derzeit noch nicht. Vielleicht kommt er, wenn die USA tatsächlich Nigeria angreifen, wer weiß?
Natürlich kann es immer eine Korrektur geben – 5 bis 15% sind an der Börse so normal wie der Montagmorgenkaffee. Aber wer heute wegen jeder Sturmwarnung aus dem Markt flieht, verpasst womöglich die nächsten 1.000 Punkte im S&P 500. Ich bleibe lieber wachsam, aber natürlich investiert – mit einem Auge auf die US-Politik, die News der Unternehmen und mit einem Sidekick auf die Notenbanken, von denen ich aber am wenigsten Überraschungen erwarte.
Interessant finde ich, was anscheinend das Orakel aus Omaha in den kommenden Wochen und Monaten erwartet: Berkshire Hathaway hat weitere Aktien im Wert von 6,1 Milliarden US$ verkauft. Die Barreserven stiegen im dritten Quartal auf 381,7 Milliarden US$ und erreichten damit einen neuen Rekordwert.
Die Breite der KI-Rallye überrascht
Welche Sektoren überraschen Sie in diesem Jahr am meisten? Oder war das alles so erwartbar?
Marco Messina: Überrascht haben mich tatsächlich zwei Extreme: Einerseits der Siegeszug der Rüstungs- und Nuklearwerte – ein klares geopolitisches Momentum, das viele zu spät erkannt haben, der Krieg in der Ukraine ist ja nicht erst gestern gestartet. Dass nach über zwei Jahren dann plötzlich eine solche Dynamik entstanden ist, hat mich dann leider auch auf dem falschen Fuß erwischt.
Andererseits der Rebound klassischer Old-Economy-Titel: Tabak, Öl, Bau, sogar Teile des Finanzsektors zeigen erstaunliche Stärke. Aktien von JP Morgen oder British American Tobacco haben mal eben um +30% in diesem Jahr zugelegt.
Die Tech-Raketen waren dagegen fast erwartbar – aber die Breite der Rallye überrascht. KI ist nicht mehr nur ein Thema für Chip-Designer, sondern längst auch für Energieversorger, Kupferminen und Cloud-Architekten. Die KI braucht Strom, Server, Leitungen – und das lässt plötzlich ganze Wertschöpfungsketten glänzen. Und gern dreht man da dann auch einmal die Milliarden im Kreis.
Hoffen wir, dass die Bewertungen von den zukünftigen Unternehmensumsätzen weiterhin gedeckt bleiben und zumindest halbwegs untermauert bleiben.
Es gibt noch Value unter der Oberfläche
Finden Sie jetzt überhaupt noch kaufenswerte Titel? Oder halten Sie lieber (mehr) Cash für eine Korrektur?
Marco Messina: Die besten Chancen entstehen selten im Rückspiegel. Natürlich ist vieles bereits ambitioniert bewertet, doch wer gezielt sucht, findet noch immer Value unter der Oberfläche. Es gibt sie – die spannenden Nischen: kleine Kupfer-Explorer, unterschätzte Infrastrukturwerte oder Spezialisten im Sicherheits- und Verteidigungsbereich. Alles Titel, die vom geopolitischen Umbruch profitieren, aber noch in kaum einem Fondsdepot liegen.
Auch kurzfristige Dips lassen sich hervorragend nutzen – man muss nur den Mut haben, sie zu spielen. Ein Beispiel: Friedrich Vorwerk. Ich hatte die Aktie im November 2023 nach einem Gespräch mit dem Vorstand auf dem Eigenkapitalforum gekauft – trotz eines Kursanstiegs unmittelbar vor meinem Einstieg. Ich haderte damals mit dem Preis, der mir schon recht ambitioniert erschien. Sechs Monate später verkaufte ich die Papiere zwischen 50 bis 60 € mit fast +100% Gewinn – nur um im Oktober, nach einem massiven Rücksetzer, erneut einzusteigen. Diesmal bei Kursen unter 83 €, also deutlich über meinen damaligen Ausstieg, aber das Setup hat sich für mich einfach geändert gehabt. Und auch dieser Trade zahlte sich aus: Wenige Wochen später stieg der Titel wieder über 100 €.
Gelegenheiten bietet der Markt täglich
Solche Gelegenheiten bietet der Markt derzeit täglich – man darf sich nur nicht in eine Aktie verlieben. Entscheidend ist, den inneren Schweinehund zu besiegen und bei einer inhaltlich intakten Story auch dann zuzugreifen, wenn die Bewertung höher liegt als beim letzten Kauf.
Trotz allem halte ich bewusst einen gewissen Cash-Anteil. Nicht aus Angst, sondern aus Flexibilität. Wenn der Markt hustet, will ich nicht Taschentücher zählen, sondern einkaufen. Auch deshalb habe ich Vorwerk zuletzt nur kurzfristig gehalten – Liquidität ist in dieser Phase die halbe Miete.
Im Due-Diligence-Raum des Live Chats von sharedealsPlus habe ich einige Werte ja zuletzt vorgestellt, wo ich klar positiv bleibe: Cancom erscheint mir derzeit extrem spannend, und Gerresheimer könnte nach einem Jahr voller Pleiten, Pech und Pannen – und mit neuem CEO – zur echten Turnaroundchance 2026 werden. Weshalb ich bei beiden Werten zuletzt Positionen aufgebaut habe.
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