Viking Therapeutics-Aktie: Die spannendste Adipositas-Wette?
Nach unserem letzten Kauftipp Ende vergangenen Monats hat die Aktie von Viking Therapeutics wieder Fahrt aufgenommen und konnte über 20% zulegen. Vor den kommenden Quartalszahlen kocht die Spannung weiter hoch. Welche Szenarien sind für das Unternehmen zu erwarten?
Hoffnungsträger in der Stoffwechselforschung
Viking Therapeutics ist ein biopharmazeutisches Unternehmen in der klinischen Entwicklungsphase, das sich auf Therapien für Stoffwechsel- und endokrine Erkrankungen spezialisiert hat. Besonders im Fokus steht der Wirkstoff VK2735, ein sogenannter dualer GLP-1/GIP-Rezeptor-Agonist, der als potenzieller Blockbuster gilt. Er adressiert denselben Wirkmechanismus wie Eli Lillys Mounjaro und Zepbound – zwei Präparate, die den milliardenschweren Markt für Gewichtsreduktion dominieren.
Viking entwickelt derzeit zwei Varianten des Medikaments: eine injizierbare und eine orale Form. Die Injektionsversion befindet sich bereits in der Phase-3-Studie. Im vorangegangenen VENTURE-Trial erzielten Patienten innerhalb von 13 Wochen eine durchschnittliche Gewichtsreduktion von bis zu 14,7 Prozent. Die orale Variante wird aktuell in einer Phase-2-Studie getestet, die nach 13 Wochen eine durchschnittliche Gewichtsabnahme von 12,2 Prozent zeigte. Damit positioniert sich Viking als direkter Herausforderer der Marktführer Eli Lilly und Novo Nordisk im globalen Wettbewerb um die nächste Generation von Abnehmmedikamenten.
Bis Dezember soll die Rekrutierung für die erste Phase-3-Studie von VK2735 abgeschlossen sein, die zweite Studie soll im ersten Quartal 2026 folgen. Für die orale Variante sind Gespräche mit der FDA über den möglichen Übergang in Phase 3 geplant. Trotz des erhöhten Mittelabflusses bewerten viele Investoren den Fortschritt als positiv – das Unternehmen bleibt auf Kurs Richtung Marktreife.
Weitere Wirkstoffe im Pipeline-Fokus
Neben VK2735 arbeitet Viking an VK2809, einem Wirkstoff gegen die Lebererkrankung nicht-alkoholische Steatohepatitis (NASH). Eine Phase-2b-Studie erreichte den primären Endpunkt und wies eine deutliche Reduktion des Leberfettgehalts nach.
Ein weiteres Projekt, VK0214, zielt auf eine seltene genetische neurologische Erkrankung ab. Das Medikament befindet sich in einem frühen Entwicklungsstadium, hat jedoch in Phase 1b eine gute Verträglichkeit und eine Reduktion schädlicher Fettsäuren (VLCFAs) gezeigt.
Übernahmespekulationen als Kurstreiber
Vikings Aktienkurs erlebte Anfang 2024 einen sprunghaften Anstieg, nachdem starke Studiendaten zu VK2735 veröffentlicht wurden. Marktgerüchte, wonach Pfizer an einer Übernahme interessiert sei, verliehen dem Kurs zusätzlichen Auftrieb. Hintergrund war Pfizers offensichtliches Interesse, durch Zukäufe in den Wachstumsmarkt für Adipositas-Therapien vorzustoßen.
Auch Merck, AstraZeneca und Sanofi werden als potenzielle Käufer gehandelt – alle verfügen über die finanziellen Mittel und eine strategische Motivation, ein eigenes GLP-1-Programm zu erwerben. Besonders Merck steht unter Druck, neue Umsatzquellen zu erschließen, da der Blockbuster Keytruda in den kommenden Jahren Patentschutz verliert. Eine Übernahme von Viking könnte den Einstieg in einen der lukrativsten Pharmamärkte der Zukunft bedeuten.
Bewertung und Investitionsperspektive
Da Viking noch keine Umsätze oder Gewinne erzielt, lässt sich der Unternehmenswert nicht nach klassischen Kennzahlen bewerten. Orientierung bieten daher vergleichbare Transaktionen: So bezahlte Roche für das Biotech-Unternehmen Carmot Therapeutics bis zu 3,1 Milliarden US-Dollar – obwohl sich dessen Hauptwirkstoff erst in Phase 2 befand. Im Vergleich dazu erscheint Vikings aktuelle Marktbewertung von 3,8 Milliarden US-Dollar bei 715 Millionen US-Dollar Cash per Ende September moderat.
Viking bleibt jedoch ein hoch spekulatives Investment. Der Erfolg hängt entscheidend von positiven Studienergebnissen ab – insbesondere von VK2735. Sollte das Projekt scheitern, wäre das Unternehmen massiv gefährdet. Zudem ist der Wettbewerb mit Branchenriesen wie Eli Lilly und Novo Nordisk extrem hart, und auch im Erfolgsfall müsste Viking hohe Kosten für Produktion und Vertrieb schultern, was zu Kapitalerhöhungen und Aktienverwässerung führen könnte.
Fazit
Mit jedem Studienfortschritt sinkt das Risiko für potenzielle Käufer, während der strategische Wert von Viking steigt. Das Unternehmen ist eines der letzten unabhängigen Spätphasen-Assets im globalen Adipositas-Markt – ein seltener Fund für Investoren mit hoher Risikobereitschaft. Wer auf eine Übernahme oder einen klinischen Durchbruch setzt, könnte hier eine der spannendsten Wetten im aktuellen Biotech-Zyklus finden.