Commerzbank-Aktie: Fällt die Übernahme aus?

Kommentar irritiert

Um die Commerzbank-Aktie ist es zuletzt ruhig geworden. Seit dem Hoch Mitte August mit 37,80 € befindet sie sich im Rückwärtsgang. Am Freitag verbessert sie sich geringfügig und steht aktuell bei 29,90 €. Was ist hier zu erwarten?

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Der Anteil bleibt unter 30%

Das ist die magische Grenze zur Abgabe eines Übernahmeangebots. Aktuell besitzt die italienische Großbank 29%, davon sind 26% direkte Aktien und 3% Finanzderivate.

Auf die Frage einer Analystin, ob die Übernahme kommt, antwortete Marcel Orcel so:

Wir sind derzeit entschlossen, unterhalb der vollständigen Übernahmeschwelle zu bleiben.

Dieses Statement kann so interpretiert werden, dass die Mailänder Bank mit der derzeitigen Situation zufrieden ist. In den Büchern wird der Commerzbankanteil als Finanzinvestment geführt.

Spannend wird es, wenn die Commerzbank eigene Aktien zurückkauft. Das Frankfurter Institut kündigte einen Rückkauf im Volumen von einer Milliarde € an. Zu einem späteren Zeitpunkt können diese dann eingezogen werden. Durch die Verringerung der Aktienanzahl könnte die Situation entstehen, dass der Anteil der UniCredit dann über die Schwelle von 30% kommt. Um dies zu vermeiden, dürften dann die Finanzderivate entsprechend gesenkt werden.

Mehrwert bei Übernahme fehlt

Zum Zeitpunkt des Einstieges und der Aufstockung des Anteils lag der Kurs deutlich niedriger als momentan. Mittlerweile ist der Unternehmenswert so hoch, dass eine Übernahme keinen Mehrwert für die italienische Bank bietet.

Orcel signalisierte zuletzt mehrfach, dass er den Unternehmenswert als zu hoch ansieht. Für seine Aktionäre wäre die Übernahme wenig attraktiv.

Übernahmen sind langwierig und mit hohen Kosten verbunden. Die Commerzbank musste dies schmerzhaft bei der Übernahme der Dresdner Bank erfahren. Fast wäre sie in die Insolvenz gerutscht. Nur mithilfe der Staatsbeteiligung wurde sie damals gerettet.

Dieses Szenario will das Mailänder Institut vermeiden. Derzeit laufen die Geschäfte sehr gut und die Ertragslage verbesserte sich deutlich. Auf Jahressicht soll der Nettogewinn bei 10,5 Milliarden € liegen und 2027 mehr als 11 Milliarden € betragen. Die Dividende soll entsprechend angehoben werden. Bei einer zu teuren Übernahme könnte dieses Ziel gefährdet werden.

Was bedeutet das für die Aktie?

Solange die Grenze von 30% nicht überschritten wird, bleibt die Übernahme aus. Die Aussagen von Orcel sind so zu interpretieren, dass vorerst keine Übernahme stattfindet.

In dem aktuellen Kursniveau ist noch immer die Übernahmefantasie zu einem Großteil eingepreist. Auch wenn die Commerzbank ihre Ertragskraft deutlich steigerte, kann sie keine Rücklagen bilden. Die Gewinne sollen zu hundert Prozent an die Aktionäre ausgeschüttet werden. Wirtschaftlich ist das für die Bank schlecht. Ohne finanzielle Reserven können Kreditausfälle kaum verkraftet werden.

In der jetzigen Phase sehe ich wenig Kurspotenzial. Kurzfristig kann es wieder zu steigenden Kursen kommen, insbesondere wenn die Quartalszahlen sehr positiv ausfallen. Diese Anstiege dürften jedoch nicht nachhaltig sein.

Die Analysten sehen das ähnlich; deren mittleres Kursziel liegt bei rund 33 €. Die Deutsche Bank mit ihrem Zielkurs von 35 € ist noch am zuversichtlichsten. Warburg mit 30,40 € hält die Aktie momentan für fair bewertet.

Was für die Aktie spricht, ist die Dividendenrendite von aktuell 2,1%. Die Dividendenrendite der UniCredit liegt aktuell bei 3,8%. Ergänzend sei erwähnt: Unser exklusiver Report „Dividenden Top-Picks 2025“ liefert fundierte Analysen zu zehn Aktien, die für dividendenorientierte Anleger besonders interessant sind.

Mein Fazit: Ein Einstieg in der jetzigen Situation ist wenig aussichtsreich.

ℹ️ Commerzbank in Kürze

  • Die Commerzbank (WKN: CBK100) ist eine Universalbank mit Sitz in Frankfurt am Main. Gemessen an der Bilanzsumme ist sie das viertgrößte Geldhaus Deutschlands.
  • Das Bankinstitut betreut rund elf Millionen Privat- und Firmenkunden in Deutschland und Europa und besitzt mit rund 400 Filialen eines der dichtesten Filialnetze aller deutschen Privatbanken.
  • Die Aktie ist im DAX gelistet, an der Börse ist die Commerzbank derzeit aktuell mit rund 33,7 Milliarden € bewertet.
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