Energy Transfer: 8% Dividende und unterbewertet!
Warren Buffett hat erneut gezeigt, dass er keine kleinen Brötchen backt. Seine milliardenschwere Beteiligung an OxyChem signalisiert klaren Optimismus für die Zukunft der Petrochemie – auch wenn der Markt derzeit wenig Begeisterung zeigt. Für Anleger rückt damit ein weiterer Gigant der Energieinfrastruktur in den Fokus: Energy Transfer. Die Aktie des Pipeline-Betreibers wirkt nach dem jüngsten Kursrückgang wie ein unterschätzter Wert mit starkem Ertragspotenzial.
Ein Energieriese mit stabilem Fundament
Energy Transfer zählt zu den größten und vielseitigsten Energieinfrastruktur-Unternehmen Nordamerikas. Das Unternehmen betreibt ein weit verzweigtes Netz aus Pipelines und Speicherkapazitäten, das nahezu alle wichtigen Förderregionen der USA abdeckt – von der ölreichen Permian Basin bis in den Nordosten des Landes. Rund 90 Prozent des bereinigten EBITDA stammen aus gebührenbasierten Einnahmen, wodurch ET weitgehend unabhängig von kurzfristigen Rohstoffpreisschwankungen agiert.
Während Rohöl nur etwa ein Fünftel des operativen Ergebnisses ausmacht, liegt der Fokus klar auf Erdgas und NGL-Produkten. Diese strategische Ausrichtung verschafft dem Konzern einen Vorteil, da die Nachfrage nach Erdgas – nicht zuletzt durch die Transformation des Energiesektors und den Ausbau von Rechenzentren – stetig wächst.
Wachstum durch neue Gasverträge und Rekordmengen
ET profitiert von einer zunehmenden Umstellung auf Gasstromerzeugung in den USA. Neue Lieferverträge mit Energieversorgern im Mittleren Westen ersetzen Kohlekraft durch moderne Gaskraftwerke. Auch in Texas wurden mehrere Gas-to-Power-Abkommen abgeschlossen, darunter eines mit einem großen Cloud-Anbieter, der seine Abnahmemenge fast verfünffacht hat.
Parallel dazu meldet ET Rekorddurchsätze in den Bereichen Midstream-Gathering, Rohöl- und NGL-Transport sowie Exportterminals. Besonders stark war das Wachstum im Midstream-Segment mit einem EBITDA-Anstieg von 11 Prozent. Im Bereich „Interstate Natural Gas“ kletterte der Gewinn sogar um 20 Prozent – dank höherer Vertragsvolumina auf zentralen Pipeline-Systemen.
Projekte mit Renditepotenzial und solider Finanzierung
Mit rund einer Milliarde US-Dollar an einbehaltenem Cashflow im zweiten Quartal kann Energy Transfer Investitionen weitgehend selbst finanzieren. Die Ausschüttung ist komfortabel durch den Cashflow gedeckt – das Verhältnis von ausschüttungsfähigem Cashflow zu Dividenden liegt bei 1,8. Die Unternehmensführung plant eine jährliche Erhöhung der Ausschüttung um drei bis fünf Prozent.
Zu den wichtigsten Projekten zählt die Hugh Brinson Pipeline, die nach ihrer zweiten Ausbaustufe bis zu 2,2 Milliarden Kubikfuß Gas pro Tag transportieren kann. Daneben treibt ET das Lake Charles LNG-Projekt voran, für das bereits Abnahmeverträge mit MidOcean Energy, Kyushu Electric und Chevron unterzeichnet wurden. Durch die bestehende Pipeline-Infrastruktur ist die Versorgung des Terminals gesichert – ein klarer Wettbewerbsvorteil.
LNG-Boom als langfristiger Wachstumstreiber
Der globale LNG-Markt steht vor einem kräftigen Nachfrageanstieg: Prognosen zufolge wird der Verbrauch bis 2040 um rund 60 Prozent zulegen, getrieben durch Wirtschaftswachstum in Asien, die wachsende Energieintensität von KI-Rechenzentren und den Übergang zu emissionsärmeren Brennstoffen. ET ist mit seiner integrierten LNG-Wertschöpfungskette ideal positioniert, um von diesem Trend zu profitieren.
Bewertung signalisiert Unterbewertung
Mit einem Kurs von derzeit 16,29 US-Dollar je Anteilsschein notiert Energy Transfer deutlich unter dem Jahreshoch. Die Bewertung erscheint attraktiv: Das Kurs-Cashflow-Verhältnis liegt bei nur 5,0 – deutlich unter dem Niveau vergleichbarer Wettbewerber wie Enterprise Products Partners, MPLX oder Western Midstream, die zwischen 6,5 und 8,0 liegen.
Zwar erzielt ET eine etwas geringere Kapitalrendite (ROIC) als die Konkurrenz, was auf vergangene Übernahmen zurückzuführen ist. Doch die Integration dieser Zukäufe und neue, selbstfinanzierte Projekte dürften die Rentabilität künftig verbessern.
Risiken bleiben beherrschbar
Die Verschuldung liegt mit einem Verhältnis von 4,16x Nettoschuld zu EBITDA etwas über dem Branchenschnitt. Steigende Zinsen oder höhere Investitionskosten könnten kurzfristig den Spielraum einschränken. Auch regulatorische Risiken, Umweltauflagen oder geopolitische Spannungen – etwa im Handel mit China – sind zu beachten. Dennoch ist die Bilanz mit einem soliden BBB-Rating von S&P stabil.
Fazit: Attraktiver Einstiegszeitpunkt für Einkommensinvestoren
Nach dem jüngsten Kursrückgang bietet Energy Transfer ein überzeugendes Chance-Risiko-Verhältnis. Das Unternehmen verfügt über stabile, weitgehend planbare Einnahmen, eine enorme Infrastruktur-Basis und langfristige Wachstumsimpulse durch den globalen Gas- und LNG-Boom. Mit einer Dividendenrendite von über acht Prozent, solider Deckung und realistischen Wachstumsaussichten dürfte die Aktie für einkommensorientierte Anleger eine attraktive Beimischung bleiben – und könnte sich auf dem aktuellen Kursniveau als lohnende Nachkaufgelegenheit erweisen.