Nvidia-Aktie: Wie zerronnen, so gewonnen

Zwei große Gefahren

Die Nvidia-Aktie erlebt dieser Tage eine kleine Achterbahnfahrt. Am Freitag ging es mit dem Kurs des Chipkonzerns um fast -5% bergab, doch am Montagmorgen holt der Tech-Titel mit einem Kursplus von knapp +4% wieder fast den gesamten Verlust des letzten Handelstages auf. Was steckt hinter der Achterbahnfahrt und ist die Nvidia-Aktie immer noch kaufenswert?

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Eskalation zwischen Washington und Peking

Auslöser des Kurseinbruchs zum Wochenende war niemand Geringerer als US-Präsident Trump, der nicht zum ersten Mal ein Erdbeben an den internationalen Börsen auslöste. Der Grund: Trump kündigte ab Anfang November Zölle in Höhe von 100% auf alle chinesischen Waren an.

Wirtschaftsfachleute gingen eigentlich von einer Entspannung im amerikanisch-chinesischen Handelsstreit und einer konstruktiven Lösung zwischen den beiden Ländern aus. Doch sowohl Peking als auch Washington setzen derzeit auf eine Eskalation.

Der Grund für Trumps Unmut sind die chinesischen Exportkontrollen, die ebenfalls ab November in Kraft treten sollen. Vor allem die Beschränkungen auf den Export von Seltenen Erden erregen den Zorn der Amerikaner. China hält bei der Förderung und Verarbeitung der extrem wichtigen Metalle ein Quasi-Monopol und kann damit vor allem der amerikanischen Technologieindustrie massiven Schaden zufügen.

Was bedeutet das für Nvidia?

Die direkten Auswirkungen der jüngsten Eskalation im Handelsstreit zwischen den USA und China auf Nvidia dürften sich in Grenzen halten. Der Chipkonzern lässt seine Halbleiter bei TSMC in Taiwan fertigen und China ist aufgrund der US-Technologieexportbeschränkungen kein Markt mehr für Nvidia.

Indirekt könnte die zunehmende Konfrontation der beiden Weltmächte aber durchaus Auswirkungen auf den US-Konzern haben. China will sich im Halbleiterbereich von den USA unabhängig machen. Das bedeutet nicht nur, dass der chinesische Markt für Nvidia dauerhaft verschlossen bleibt, sondern auch, dass chinesische Chipkonzerne (es wird sie geben!) den Amerikanern auch international Konkurrenz machen werden.

Eine weitere Gefahr für Nvidia

Aber auch aus den USA selbst droht Nvidia Gefahr. Bislang setzen Hyperscaler wie Alphabet, Amazon und Microsoft primär die Chips von Nvidia in ihren Rechenzentren ein. Sie sind aufgrund ihrer Leistungsfähigkeit bislang die erste Wahl. Diese Leistung hat aber auch ihren Preis - und der ist den Big Tech-Konzernen schon lange ein Dorn im Auge.

Deshalb arbeiten alle Technologiegiganten seit langem an eigenen Chiplösungen. Bisher waren diese Entwicklungen nur von bescheidenem Erfolg gekrönt.

Das könnte sich aber bald ändern. Medienberichten zufolge wird Microsoft bereits im kommenden Jahr einen Nachfolger des seit 2023 bestehenden Maia-Chips präsentieren, der durchaus das Zeug dazu haben dürfte, Nvidia-Chips Konkurrenz zu machen.

In den Worten von Kevin Scott, Chief Technology Officer von Microsoft:

Wir sind nicht religiös, wenn es um die eingesetzten Chips geht. Und das bedeutet für uns seit Jahren, dass die beste Preis-Leistungs-Lösung Nvidia ist. Wir würden aber grundsätzlich alles einsetzen, um sicherzustellen, dass wir ausreichend Kapazitäten haben, um die Nachfrage zu sichern.

Andersrum formuliert: Sobald Microsoft mit seinen Eigenentwicklungen ein vergleichbares Preis-Leistungsverhältnis wie Nvidia erzielt, werden sie diese einsetzen. Für Nvidia wäre das mit empfindlichen Umsatzverlusten verbunden.

Droht die Trendwende?

Die Nvidia-Aktie befindet sich gegenwärtig in einer sehr spannenden Phase. Der seit Mai bestehende Aufwärtstrend steht auf der Kippe.

Aufgrund des erfreulichen Starts in die neue Handelswoche ist er noch intakt. Bei weiteren Kursverlusten könnte aber eine Trendwende bevorstehen.

Der Wind wird sich drehen

Ich bin vor diesem Hintergrund zunehmend skeptisch, was die weitere Kursentwicklung der Nvidia-Aktie betrifft. Die Konkurrenz für den bislang den KI-Chipmarkt beherrschenden Konzern wird in den kommenden Jahren zweifellos deutlich größer werden. Das zeigt auch der jüngste Milliardendeal zwischen OpenAI und AMD.

Hyperscaler und Tech-Konzerne suchen händeringend nach Chips für ihre Rechenzentren. Das spielte Nvidia bislang in die Karten. Aber sie sind nicht nur Kunden, sondern gleichzeitig auch Wettbewerber. Meiner Einschätzung nach haben alle großen Konzerne die Fähigkeit und die Mittel, erfolgreich eigene Chips zu entwickeln.

Um den zukünftigen Umsatz von Nvidia mache ich mir keine allzu großen Sorgen - zu dynamisch ist nach wie vor der Markt. Aber die zukünftige Marge bereitet mir Bauchschmerzen. Sobald sie es sich erlauben können, werden die Kunden von Nvidia in Zukunft deutlich stärkeren Preisdruck auf den Chipkonzern ausüben - und sie werden es sich bald erlauben können.

Die Zeiten, in denen Nvidia praktisch jeden Preis für seine neuesten Chipgenerationen verlangen konnte, werden zu Ende gehen. Und damit auch die Zeiten, in denen der Konzern astronomische Gewinnmargen erwirtschaftete.

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ℹ️ Nvidia in Kürze

  • Die Nvidia Corporation (WKN: 918422) ist einer der weltweit größten Entwickler von Grafikprozessoren und Chipsätzen.
  • Die Chips und Prozessoren des Konzerns kommen in Personal Computern, Spielekonsolen, Rechenzentren und autonom fahrenden Autos zum Einsatz.
  • Das in Santa Clara im US-Bundesstaat Kalifornien beheimatete Unternehmen ist Marktführer im Bereich Hochleistungschips für Anwendungen auf Basis künstlicher Intelligenz.
  • Nvidia ist Mitglied in den US-Indizes Nasdaq 100, S&P 500 und Dow Jones und wird aktuell mit rund 4,45 Billionen US$ bewertet.
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