Mercedes-Benz: Bringt das neuen Schwung in die Aktie?

Diskussion um EU-Verbot

Die Mercedes-Benz-Aktie konnte sich von dem Tief Mitte September mit rund 51 € wieder erholen und notiert am Donnerstag aktuell bei 55 €. Insgesamt bewegt sie sich seit April in einer Range von 50 bis 55 €. Wie geht es weiter?

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Diskussion um Verbrenner-Aus

Laut EU-Beschluss sollten ab 2035 keine Autos mit Verbrenner-Motoren mehr gebaut werden. Hiergegen liefen besonders die deutschen Autobauer Sturm; deren Geschäftsmodell beruht noch überwiegend auf solchen Autos. Technologisch gehören sie auf diesem Gebiet zu den Marktführern. Zu den Befürwortern einer Korrektur gehört auch Mercedes-Benz.

Mittlerweile schaltet sich die Politik wieder stärker in die Diskussion ein und fordert das Aus für die EU-Regelung. Der Bundeskanzler will sich verstärkt dafür einsetzen, dass dieses Verbot der EU korrigiert wird. Das Hauptargument ist, dass die Technologieoffenheit die bessere Lösung sei.

Am 9. Oktober findet im Kanzleramt ein Autogipfel statt. Dabei dürften die EU-Vorgaben ein zentrales Thema sein. Die deutschen Automobilhersteller sowie die großen Zulieferer verringern ihre Kapazitäten und bauen Arbeitsplätze in großem Stil ab.

Es bleibt abzuwarten, was bei dem geplanten Autogipfel herauskommt und ob das Verbrenner-Aus gekippt werden kann. Es gibt auch politische Meinungen für die volle Konzentration auf die E-Mobilität.

Mercedes-CEO Ola Källenius, CEO von Mercedes-Benz, äußerte sich zu dem Thema so:

Die EU braucht dringend einen Realitätscheck, sonst steuert man mit Vollgas gegen die Wand – und droht sogar zu kollabieren.

Verbrenner-Motoren dominieren Absatz

Ein Blick in den Halbjahresbericht zeigt das Dilemma des Stuttgarter Konzerns. Abgesetzt wurden in den ersten Monaten rund 900 000 PKW, davon waren lediglich 76 000 E-Fahrzeuge. Der Anteil der Plug-in-Hybriden betrug 105 000 Einheiten. Im Bereich Vans sieht es ähnlich aus. Von den abgesetzten 176 000 Einheiten waren 11 600 E-Fahrzeuge.

Die Anteile der vollelektrischen Fahrzeuge werden in den kommenden Jahren zwar deutlich steigen; die Antriebe der herkömmlichen Motoren dürften aber bis Anfang der Dreißigerjahre noch dominieren.

Sehr gute Dividende

Der Kursverlauf war bisher sehr stark von der jeweiligen Nachrichtenlage abhängig. Die neu angefachte Debatte zum EU-Verbrenner-Aus führt zu dem Kursanstieg. Entscheidend wird jetzt, was auf dem Autogipfel beschlossen wird.

Ob die EU-Regel gekippt wird, ist völlig offen. Einerseits gibt es auch in Deutschland politische Meinungen für die volle Konzentration auf die E-Mobilität. Aber auch bei den Autokonzernen gibt es solche Ansichten. Ein Beispiel hierfür sind die Äußerungen des Audi-Chefs Gernot Döllner; er hält die jetzige Debatte für wenig hilfreich und setzt auf die E-Mobilität.

Unabhängig von dem Ausgang dieser Diskussion befindet sich Mercedes-Benz auf dem richtigen Weg. Die Kapazitäten werden deutlich reduziert und der Ausbau der E-Mobilität wird beschleunigt. Der jüngste Konzernumbau zeigt auch, dass das Management um Källenius die Transformation zügig vorantreibt.

Kurzfristig halte ich das Potenzial der Aktie für begrenzt, mittelfristig sieht das anders aus. Die Ertragslage dürfte sich durch den Konzernumbau deutlich verbessern. Was für die Aktie spricht, ist deren sehr gute Dividendenrendite mit aktuell 7,8%. Selbst wenn die Dividende von zuletzt 4,30 € gesenkt wird, bleibt die Rendite immer noch sehr hoch.

Traden und Korrektur abwarten

Ergänzend sei erwähnt: Unser exklusiver Report „Dividenden Top-Picks 2025“ liefert fundierte Analysen zu zehn Aktien, die für dividendenorientierte Anleger besonders interessant sind.

Die überwiegende Zahl der Analysten sieht das ähnlich, deren Zielkurse liegen bei 55 bis 56 €. JP Morgan mit 68 € und die Deutsche Bank mit ihrem Zielkurs von 75 € sind dagegen zuversichtlicher.

Mein Fazit: Vor einem Einstieg wieder eine Korrektur abwarten. Traden ist hier eine gute Strategie.

Interessenkonflikt: Der Autor hält Aktien des besprochenen Unternehmens Mercedes-Benz. Somit besteht konkret und eindeutig ein Interessenkonflikt. Der Autor beabsichtigt, die Aktien – je nach Marktsituation auch kurzfristig – zu kaufen oder zu veräußern und könnte dabei von erhöhter Handelsliquidität profitieren.

ℹ️ Mercedes-Benz in Kürze

  • Mercedes-Benz (WKN: 710000) ist einer der traditionsreichsten Autohersteller der Welt. Mit einem Absatz von rund 2,5 Millionen Fahrzeugen (Pkw und Vans) gehört der Konzern mit Sitz in Stuttgart zu den drei wichtigsten Autobauern Deutschlands.
  • Gemessen am Umsatz zählt die Mercedes-Benz-Gruppe sogar zu den größten Autoherstellern der Welt.
  • An der Börse wird das im DAX gelistete Unternehmen mit etwa 53 Milliarden € bewertet.
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