Gilead Sciences: Wann bricht sie aus?

Warten auf den Wachstumsschub
Redaktion

Der Pharmariese Gilead Sciences verzeichnet wichtige Entwicklungen im Portfolio und neue regulatorische Entscheidungen. Die jüngsten Ereignisse eröffnen frische Chancen, die den Konzern auf einen nachhaltigen Wachstumspfad führen könnten.

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Markt bleibt von Skepsis geprägt

Der aktuell gehandelte Firmenwert von knapp unter 160 Milliarden US-Dollar zeigt, dass der Markt nach wie vor mit Zurückhaltung auf Gilead blickt. Der Aktienkurs hat sich zuletzt kaum bewegt, und auch die zugrunde liegenden Annahmen in den Bewertungsmodellen bleiben weitgehend unverändert.

Ein Discounted-Cashflow-Modell macht deutlich, dass der Markt Gilead derzeit für rückläufiges Umsatzwachstum einpreist. Sollten die Einnahmen jedoch von nahezu null auf ein Wachstum im mittleren einstelligen Bereich ansteigen, wäre eine deutliche Neubewertung möglich. Bereits bei einem Anstieg um 4,5 Prozent jährlich ließe sich ein Kursanstieg von rund 50 Prozent rechtfertigen.

HIV-Geschäft: Ein neuer Wachstumsmotor

Die Abhängigkeit von Gileads HIV-Franchise ist in den vergangenen Quartalen weiter gestiegen. Mit der FDA-Zulassung von YEZTUGO, einer halbjährlichen Injektion zur Prävention, wurde jedoch ein entscheidender Meilenstein erreicht. YEZTUGO hat bereits eine Empfehlung der US-Gesundheitsbehörde CDC erhalten und befindet sich in Europa im Zulassungsverfahren.

Im Wettbewerb mit GSKs APRETUDE dürfte Gilead durch bessere Therapietreue klare Vorteile haben. Auch wenn sich YEZTUGO teilweise auf bestehende Produkte wie DESCOVY oder BIKTARVY auswirkt, verlängert es die Lebensdauer des HIV-Portfolios signifikant. Nach Einschätzung von CEO Dan O’Day handelt es sich um einen der bedeutendsten wissenschaftlichen Durchbrüche unserer Zeit.

Portfolio im Wandel: Chancen und Gegenwind

Neben HIV kämpfen andere Bereiche mit Herausforderungen. Das Geschäft mit Lebererkrankungen leidet unter rückläufigen Umsätzen bei Hepatitis C, während im Bereich Zelltherapien die Konkurrenz durch Bristol Myers’ BREYANZI wächst. Fortschritte bei der Entwicklung neuer CAR-T-Therapien, darunter anito-cel für Multiple Myelome, könnten jedoch mittelfristig neue Wachstumschancen eröffnen.

Ein Hoffnungsträger außerhalb des HIV-Bereichs ist das Krebsmedikament TRODELVY. Es wird bereits erfolgreich in bestimmten Brustkrebsindikationen eingesetzt und könnte bald in der Erstlinientherapie eine deutlich größere Patientengruppe erreichen. Positive Studiendaten unterstreichen dieses Potenzial.

Kapitalstruktur und Dividende: Solide Basis

Gilead nutzt kontinuierliche Aktienrückkäufe und kann seinen Aktionären zugleich eine Dividendenrendite von knapp drei Prozent bieten. Mit einer Ausschüttungsquote von rund 40 Prozent bleibt genügend Spielraum für Investitionen in Forschung und Entwicklung. Trotz hoher Verbindlichkeiten sorgt ein stabiler Cashflow dafür, dass keine kurzfristigen Liquiditätsprobleme zu erwarten sind.

Auf diesem Niveau: Kaufempfehlung

Mit YEZTUGO hat Gilead seine Marktstellung im lukrativen HIV-Segment gefestigt und zugleich die Grundlage für weiteres Wachstum gelegt. Trotz anhaltender Schwierigkeiten in den Bereichen Lebererkrankungen und Zelltherapien überzeugt das Unternehmen durch eine starke Basis, solide Finanzen und vielversprechende neue Produkte.

Angesichts der konservativen Bewertung bietet die Aktie erhebliches Potenzial, sollte es Gilead gelingen, das Umsatzwachstum auf ein mittleres einstelligen Niveau zu heben. In der Gesamtschau rechtfertigt dies eine Kaufempfehlung.

Partner Assembly Biosciences auf Erfolgskurs

Übrigens: Gilead-Partner Assembly Biosciences galt als unser Top-Favorit im Biotech-Universum und konnte zuletzt mit glänzenden Studiendaten und einer Kursperformance von über +200% aufwarten. Durch die Kooperation und mögliche Gesamtübernahme Assemblys könnte Gilead auch im Virologie-Bereich wieder kräftig an Perspektive gewinnen.

Interessenkonflikt: Herausgeber Alexander Schornstein besitzt Aktien des besprochenen Unternehmens Assembly Biosciences in signifikantem Umfang und beabsichtigt, die Aktien – je nach Marktsituation auch kurzfristig – zu veräußern und könnte dabei von erhöhter Handelsliquidität profitieren. Somit besteht konkret und eindeutig ein Interessenkonflikt.

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