Genmab: Die Dänen kommen!

Gutes aus dem Norden
Redaktion

Die Biotechnologiebranche befindet sich in einem dynamischen Wandel, geprägt von rasantem Fortschritt und steigendem Wettbewerbsdruck. Die dänische Genmab gehört dabei zu den Unternehmen, die mit wissenschaftlicher Innovationskraft und wachsender internationaler Präsenz den Sprung von einem Lizenzmodell hin zu einem globalen Onkologieanbieter vollziehen wollen.

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Starker Jahresauftakt

Die Aktie von Genmab A/S erlebt derzeit den bislang besten Monat des Jahres mit zweistelligen Kursgewinnen. Hintergrund ist ein starkes Halbjahresergebnis 2025, das ein Umsatzwachstum von 19 Prozent auswies. Das Unternehmen profitierte vor allem von hohen Lizenzeinnahmen, geht nun aber zunehmend den Weg hin zu einer eigenständig tragfähigen Onkologieplattform mit mehreren internationalen Vertriebsstrukturen. Erwartet wird ein Umsatzpotenzial in Milliardenhöhe, getragen von stabilen Lizenzzahlungen, steigenden Verkäufen der eigenen Medikamente EPKINLY und Tivdak sowie einer vielversprechenden Spätphasen-Pipeline mit Rina-S und Acasunlimab.

Genmabs Geschäftsmodell und Partnerschaften

Genmab ist ein globales Biotechnologieunternehmen mit Fokus auf die Entwicklung neuartiger Antikörpertherapien für Krebs und schwere Erkrankungen. Einen wesentlichen Teil der Einnahmen erzielt das Unternehmen über Lizenzgebühren, die aus Kooperationen mit führenden Pharmaunternehmen wie Johnson & Johnson, Novartis und AbbVie stammen. So brachte beispielsweise das Blutkrebsmedikament Darzalex von Johnson & Johnson im ersten Halbjahr 2025 über 6,8 Milliarden US-Dollar ein, woraus Genmab Lizenzzahlungen von mehr als einer Milliarde US-Dollar verbuchte. Parallel wächst das Geschäft mit selbst vermarkteten Medikamenten, das langfristig an Bedeutung gewinnen soll.

Halbjahreszahlen 2025 im Detail

Im ersten Halbjahr 2025 erzielte Genmab Lizenzeinnahmen in Höhe von 1,38 Milliarden US-Dollar, ein Anstieg von 27 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Insgesamt belief sich der Konzernumsatz auf 1,64 Milliarden US-Dollar, wobei Darzalex den größten Beitrag leistete. Daneben sorgten auch Kesimpta sowie weitere Onkologieprodukte von Johnson & Johnson wie Rybrevant, Tecvayli und Talvey für zusätzliche Stabilität. Gleichzeitig steigerten die eigenen Produkte EPKINLY und Tivdak ihre Umsätze deutlich. EPKINLY erwirtschaftete 211 Millionen US-Dollar, ein Zuwachs von 74 Prozent, während Tivdak mit 78 Millionen US-Dollar einen Anstieg von 30 Prozent verzeichnete.

Zukünftige Wachstumstreiber

Die nächste Wachstumswelle basiert auf drei zentralen Spätphasenprogrammen. EPKINLY, bisher für spätere Therapielinien zugelassen, befindet sich in der Überprüfung für eine frühere Anwendung mit einer möglichen FDA-Entscheidung im November 2025. Rina-S, ein Antikörper-Wirkstoff-Konjugat zur Behandlung von Eierstock-, Endometrium- und Lungenkrebs, soll Ende 2025 in die Phase III eintreten, mit einer Markteinführung für 2027. Acasunlimab, ein bispezifischer Antikörper gegen solide Tumoren, wird ebenfalls in Phase III geprüft und könnte ab 2027 Umsätze im Milliardenbereich generieren.

Strategischer Wandel vom Lizenzmodell

Obwohl Lizenzzahlungen Genmab weiterhin stabile Erträge sichern, unterliegen diese langfristig dem Risiko auslaufender Patente. Daher verfolgt das Unternehmen konsequent den Aufbau einer eigenen, kommerziell tragfähigen Produktpalette. Insbesondere der Patentschutz für Darzalex endet in den kommenden Jahren, was eine schrittweise Erosion der Lizenzeinnahmen wahrscheinlich macht. Die erfolgreiche Etablierung von EPKINLY, Tivdak und weiteren Pipeline-Produkten ist daher entscheidend für den nachhaltigen Wachstumskurs.

Herausforderungen beim Übergang

Der strategische Wandel birgt Risiken. Genmab muss nun beweisen, dass es in der Lage ist, Vertriebsorganisationen, Marktzugang und globale Vermarktungsstrukturen effizient aufzubauen. Gleichzeitig stehen die eigenen Medikamente im Wettbewerb mit etablierten Behandlungsformen wie CAR-T-Therapien und anderen Antikörper-Wirkstoff-Konjugaten. Verzögerungen bei Zulassungen, Preisdruck oder Rückschläge in klinischen Studien könnten die ambitionierten Wachstumsziele gefährden. Zudem hängt der Erfolg stark davon ab, ob es gelingt, den Rückgang der Lizenzumsätze durch wachsende Eigenerlöse rechtzeitig auszugleichen.

Finanzielle Ausgangslage

Zum Ende des ersten Halbjahres 2025 verfügte Genmab über liquide Mittel in Höhe von rund 2,9 Milliarden US-Dollar. Das operative Ergebnis belief sich auf 548 Millionen US-Dollar. Die Forschungs- und Entwicklungsausgaben blieben hoch, konzentrierten sich jedoch auf Schlüsselprojekte wie Rina-S und die Erweiterung von EPKINLY. Dank solider Lizenzeinnahmen ist das Unternehmen in der Lage, seine Pipeline weitgehend aus eigener Kraft zu finanzieren, ohne auf externe Mittel angewiesen zu sein.

Stärkung der europäischen Präsenz

Zum 1. September 2025 ernannte Genmab Matt Kiely zum General Manager für Großbritannien. Mit seiner über 20-jährigen Erfahrung im Onkologiebereich bei Unternehmen wie GSK und Takeda soll er die europäische Kommerzialisierung vorantreiben und die Markteinführung neuer Produkte vorbereiten. Großbritannien ist dabei ein bedeutender Markt mit steigender Patientenzahl im Bereich Multiples Myelom und dient zugleich als Referenzmarkt für Preisgestaltung und Erstattungsentscheidungen.

Bewertung und Ausblick

Mit einem Forward EV/EBITDA von 10,68 liegt Genmab unter dem Branchendurchschnitt von 12,27 und auch leicht unter dem Wert von Amgen. Dieses Bewertungsniveau spiegelt die Vorsicht des Marktes gegenüber dem anstehenden Geschäftsmodellwechsel wider. Angesichts der starken Finanzbasis, der wachsenden Produktumsätze und der vielversprechenden Pipeline ergibt sich jedoch erhebliches Aufwärtspotenzial, sofern die Kommerzialisierung erfolgreich umgesetzt wird.

Fazit

Genmab verbindet eine stabile Basis aus Lizenzumsätzen mit einer dynamisch wachsenden eigenen Produktpalette und einer aussichtsreichen Pipeline. Die Transformation hin zu einem vollständig kommerziell ausgerichteten Onkologieunternehmen ist anspruchsvoll, bietet jedoch große Chancen. Mit solider Finanzkraft, klarer Strategie und wachsender internationaler Präsenz erscheint die Aktie attraktiv bewertet. Für langfristig orientierte Anleger ergibt sich damit ein günstiges Chancen-Risiko-Verhältnis, so dass Genmab mit einer Kaufempfehlung versehen werden kann.

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