Deutz-Aktie: Läuft der Motor zu heiß?
Die Deutz-Aktie katapultiert sich am Dienstagmorgen mit einem Kursgewinn von über +5% an die Spitze des Small Cap Index SDAX und setzt damit ihre eindrucksvolle jüngste Kursentwicklung fort. Seit Jahresbeginn ist der Kurs des Motorenherstellers um satte +130% gestiegen. Was steckt hinter der Anlegereuphorie bei Deutz und ist sie immer noch gerechtfertigt?
Eine strategische Übernahme
Hinter dem heutigen Kurssprung der Deutz-Aktie steckt die Ankündigung einer Unternehmensübernahme. Deutz wird die SOBEK Group kaufen, einen Hersteller von Elektroantrieben und Zulieferer der Luftfahrt-, Medizintechnik- und Motorsportindustrie.
Die Elektromotoren von SOBEK punkten mit einer Kombination aus überdurchschnittlicher Leistungsdichte, hoher Energieeffizienz und exakter Steuerbarkeit, was sie hervorragend für den Einsatz in Drohnen geeignet macht. Das Unternehmen beliefert führende europäische Drohnenhersteller mit seinen elektrischen Antriebssystemen.
Deutz erkauft sich mit der Akquisition somit eine Eintrittskarte in die boomende Drohnenindustrie. Der Kölner Motorenhersteller verfolgt seit einigen Monaten die Strategie, sich von einem langweiligen Verbrennungsmotorenhersteller für die Industrie und die Landwirtschaft zu einem diversifizierten Motorenkonzern mit einer starken Präsenz in der Rüstungsindustrie zu entwickeln.
SOBEK ist mit einem geschätzten Umsatz im niedrigen bis mittleren zweistelligen Millionenbereich ein relativ kleines Unternehmen. Aber der Rüstungszulieferer ist mit einer deutlich zweistelligen EBIT-Marge erheblich profitabler als Deutz selbst.
Der Kaufpreis wurde nicht genannt, dürfte aber mit einer dreistelligen Millionensumme sehr hoch gewesen sein. Deutz will die Akquisition aus einer bestehenden Kreditlinie finanzieren. Gegebenenfalls soll auch eine bereits genehmigte Kapitalerhöhung in Höhe von bis zu 10% des Grundkapitals durchgeführt werden.
Auf dem Weg zum Allzeithoch
Seit Jahresbeginn befindet sich die Deutz-Aktie in einer eindrucksvollen Rallye. Bislang war für den Motorenhersteller immer bei knapp unter 9 € Schluss mit Kursanstiegen.
Inzwischen ist der SDAX-Wert auf dem Weg in Richtung 10 € und notiert auf einem neuen 17-Jahreshoch. Selbst ein Erreichen des Allzeithochs bei knapp über 12 € aus dem Jahr 1998 erscheint angesichts dieser fulminanten Hausse nicht mehr unrealistisch.
Sehr ambitionierte Ziele
Der Kauf der SOBEK Group ist für Deutz zweifellos ein strategisch wichtiger und sinnvoller Schritt in der Entwicklung zu einem Zulieferer für die boomende Rüstungsindustrie. Insofern ist der heutige Kursanstieg für mich nachvollziehbar.
Aber ich glaube, dass die Kursrallye der Deutz-Aktie in den letzten Monaten etwas zu weit ging. Mir ist der Aktienkurs des Motorenbauers inzwischen zu heiß gelaufen.
Das Forward-KGV des Konzerns auf Basis der Gewinnschätzung für 2025 liegt bei sportlichen 20. Für ein Unternehmen mit einer schwachen operativen Marge von 5 bis 6% ist das in meinen Augen ein ziemlich ambitioniertes Bewertungsniveau.
Anleger preisen bei der Deutz-Aktie inzwischen sehr viel Zukunftsfantasie ein – für meinen Geschmack inzwischen etwas zu viel. Bis 2028 will der SDAX-Konzern seinen Umsatz von knapp über 2,0 auf 3,2 bis 3,4 Milliarden € steigern und seine EBIT-Marge auf 8 bis 9% erhöhen.
Diese Ziele dürften nur über weiteres anorganisches Wachstum erreichbar sein. Die Übernahme von SOBEK wird nur einen kleinen Teil dieses geplanten Wachstums ausmachen. Deutz wird sich in den kommenden Monaten und Jahren sehr anstrengen müssen, um diese Ziele zu erreichen. Die Börse hat die Zielerreichung bereits eingepreist und hat damit meiner Ansicht nach etwas voreilig gehandelt.
Apropos Kursraketen: Rheinmetall hat sich vervielfacht – unser neues Whitepaper „Ist das die nächste Rheinmetall?“ zeigt Dir, welcher Titel jetzt vor einer ähnlichen Neubewertung stehen könnte.
ℹ️ Deutz in Kürze
- Die Deutz AG (WKN: 630500) mit Hauptsitz in Köln ist einer der weltweit führenden unabhängigen Hersteller von Antriebssystemen. Das Unternehmen entwickelt und produziert sowohl Diesel- und Gasmotoren als auch Wasserstoff- und Elektromotoren.
- Neben dem Hauptsitz in Köln gibt es weitere 4 Produktionsstandorte. Über 13 Vertriebsgesellschaften arbeitet das Unternehmen mit rund 800 Partnern in 130 Ländern zusammen.
- Deutz ist Mitglied im deutschen Small Cap Index SDAX und an der Börse rund 1,3 Milliarden € wert.