Schaeffler-Aktie: Was ist jetzt für Anleger ratsam?
Die Schaeffler-Aktie befindet sich seit April in einem längerfristigen Aufwärtstrend. Damit konnte ein Teil des vorherigen Kurseinbruchs wieder aufgeholt werden. Am Freitag gewinnt leicht und steht aktuell bei 5,20 €. Sind das noch günstige Einstiegskurse?
Neukonzeption beginnt zu greifen
Mit der Übernahme von Vitesco begann der Konzernumbau im Bereich als Zulieferer der Automobilbranche. Zuvor war das Unternehmen sehr stark bei den Verbrenner-Motoren positioniert. Vitesco, ehemals eine Tochter von Continental, ist rein auf die E-Mobilität spezialisiert. Somit wurde das Produktsortiment perfekt erweitert.
Die Integration ist noch in vollem Gange und dürfte noch eine Weile dauern. Während dieser Zeit gilt es, Doppelstrukturen zu beseitigen und den Konzern wetterfest zu machen.
Ausbau des Rüstungsgeschäftes
Bisher war der Anteil im Rüstungsbereich sehr gering. Mit der Aufrüstung der NATO, insbesondere bei den europäischen Partnern, gibt es Überlegungen, diesen Teilbereich auszubauen.
Als Zulieferer hochwertiger Motorkomponenten sowie Chassisteile ist das notwendige Know-how vorhanden. Durch den Ausbau könnte die Abhängigkeit von der Automobilbranche reduziert werden. Auch die Kugellager sowie andere Industrieprodukte könnten in die Rüstungsgüter eingebracht werden.
US-Zölle reduziert
Die hohen US-Zölle von zuletzt 27,5% für Importe von Automobilen belasteten die europäische Autobranche. Die EU und die USA einigten sich rückwirkend auf den 1. August auf Zölle von 15%.
Dieser reduzierte Zoll wirkt sich indirekt auch positiv auf Autozulieferer wie Schaeffler aus.
E-Mobilität noch hoch defizitär
Aus dem Halbjahresbericht vom 6. August geht hervor, dass die negative EBIT-Marge im Segment der E-Mobility mit rund -25% sehr hoch ist; im Gesamtkonzern lag sie bei 4,1%. Dies dürfte mit den noch vorhandenen Doppelstrukturen zusammenhängen. Auf Jahressicht erwartet der Konzern eine verringerte EBIT-Marge von -17% bis -14%.
Der Konzernumsatz reduzierte sich geringfügig von 12,4 auf 11,8 Milliarden €. Auf Jahressicht soll er bei 23 bis 25 Milliarden € liegen.
Klaus Rosenfeld, Vorsitzender des Vorstands der Schaeffler AG, kommentierte die Zahlen so:
Im ersten Halbjahr 2025 hat sich die Schaeffler Gruppe auf Basis ihrer neuen Struktur mit vier produktorientierten Sparten erfolgreich weiterentwickelt.
Was bedeutet das für die Aktie?
Die wirtschaftliche Geschäftslage rechtfertigt den starken Kursanstieg nicht. Positiv ist jedoch, dass der Verlust im Segment der E-Mobilität deutlich zurückgehen soll. Insgesamt ist der Konzern dabei, seine Kapazitäten anzupassen. Dabei sind auch Standortschließungen vorgesehen.
Meiner Meinung nach ist in dem bisherigen Kursanstieg viel Positives eingepreist. Anleger sollten daher vor einem Einstieg eine stärkere Korrektur abwarten. Wenn die Transformation abgeschlossen ist, dürften wieder Kurse von 7 € und mehr möglich sein.
Bisher sprach die Dividendenrendite für die Aktie. Sollte die Dividende mit 0,25 € beibehalten werden, entspricht das einer Rendite von 4,8%.
Die Analysten sehen die Aktie mehrheitlich als überbewertet; deren mittleres Kursziel liegt bei rund 4,70 €. Lediglich die DZ Bank sieht mit ihrem Zielkurs von 5,50 € noch geringes Potenzial.
Mein Fazit. Anleger sollten vorerst an der Außenlinie abwarten.
Ergänzend sei erwähnt: In unserem exklusiven Report „Dividenden Top-Picks 2025“ werden zehn Aktien vorgestellt, die das Potenzial haben, ein Dividenden-Portfolio auf ein neues Level zu heben.
ℹ️ Schaeffler in Kürze
- Die Schaeffler Gruppe ist ein weltweit führender Zulieferer der Automobil- und Industriebranche. Der Schwerpunkt dabei liegt bei Getriebe und Fahrwerk sowie Wälz- und Gleitlagerlösungen. Der Konzern befindet sich in einer Umbauphase hin zur Elektromobilität.
- Der Hauptsitz befindet sich in Herzogenaurach, daneben ist der Konzern weltweit aufgestellt.
- Die Übernahme und Verschmelzung der Vitesco AG wurde Ende September abgeschlossen.
- Das Unternehmen ist im SDAX gelistet und wird aktuell mit knapp 4,9 Milliarden € bewertet.