Milliarden für Gold: Chinas stiller Schlag gegen den US-Dollar
Was geschieht aktuell beim Gold und was beeinflusst den Goldpreis? In diesem Artikel blicken wir hinter die Kulissen, analysieren die Lage und zeigen die Auswirkungen für Anleger auf.
China startet Pilotprogramm
Ich habe ja schon oft berichtet, dass der stärkste Unterstützungsfaktor für Gold die ungebrochen starke Nachfrage der Zentralbanken ist, die sich zunehmend in sicheres Gold flüchten zu Ungunsten der US-Währung.
Doch inzwischen kommt ja noch ein weiterer stark unterstützender Nachfragefaktor hinzu: Im Februar 2025 startete China ein Pilotprogramm, das ausgewählten Versicherungsgesellschaften die Investition in physisches Gold ermöglichte. Dies ist eine Premiere. An der Initiative beteiligen sich zehn große Versicherer, darunter PICC Property & Casualty und China Life Insurance. Sie dürfen bis zu 1 % ihres Gesamtvermögens in Goldbarren investieren.
Offene Türen für Versicherungen
Alle Käufe müssen über chinesische Börsen abgewickelt werden. Das bedeutet, dass der Goldkauf weiterhin innerhalb der chinesischen Binnenmarktinfrastruktur stattfindet. So kann die Regierung ihn genau kontrollieren, während die strategischen Goldreserven kontinuierlich auf immer höhere Werte aufgebaut werden.
Die teilnehmenden Versicherer haben ein dreijähriges Umsetzungsfenster, um ihre Portfolios neu auszurichten. Die Idee dahinter ist, Marktstörungen zu minimieren und gleichzeitig das Ziel zu erreichen.
US-Staatsanleihen raus, physisches Gold rein
Und jetzt meine Schadenfreude: Die Verordnung weist die Versicherer ausdrücklich an, das Gold durch eine REDUZIERUNG ihrer Bestände an US-Staatsanleihen zu erwerben. Mit anderen Worten: Der Verkauf von US-Staatsanleihen finanziert den Goldkauf. China versucht also inzwischen ganz offen, seine gesamte Wirtschaft zu entdollarisieren. Nachvollziehbarer Gedanke!
Aber was heißt das eigentlich jetzt alles für den Goldmarkt?
Nun, schon die anfängliche Größe der Initiative ist atemberaubend. Die Vermögenswerte chinesischer Versicherer belaufen sich auf insgesamt etwa 32 bis 38 Billionen Yuan (4,5 bis 5,3 Billionen US$). Das bedeutet, dass die scheinbar „geringe” Allokation von 1 % einem Goldkauf im Wert von etwa 320 bis 380 Milliarden Yuan (45 bis 53 Milliarden US$) entspricht.
Das entspricht einem erheblichen Anstieg der weltweiten Goldnachfrage um etwa 630 bis 750 Tonnen Gold während der ersten dreijährigen Umsetzungsphase (zu aktuellen Preisen). Um diese neue Nachfrage zu decken, müssen zusätzlich 210 bis 250 Tonnen pro Jahr gefördert werden.
Nachfrage-Schock von historischer Dimension
Betrachten wir diese neue Nachfrage einmal im Kontext. Die weltweite Goldproduktion aus Minen beträgt etwa 3.694 Tonnen pro Jahr. Das bedeutet, dass chinesische Versicherungsgesellschaften nun 15 bis 20 % des gesamten jährlich neu geförderten Goldes absorbieren werden. Und das nur während der ersten Umsetzungsphase!
Diese neue institutionelle Nachfrage kommt zu den anhaltend hohen Käufen der Zentralbanken hinzu, sowohl der chinesischen Zentralbank als auch anderer Zentralbanken weltweit. Die Käufe der Zentralbanken haben in den letzten Jahren 1.000 Tonnen pro Jahr überschritten.
Aber das jährliche Wachstum der Goldminenproduktion stagniert bei etwa 1 % gegenüber dem Vorjahr. Das ist schon seit vielen Jahren so. Und das trotz ständig steigender Preise. Zugegebenermaßen ist das Angebot an recyceltem Gold derzeit so hoch wie seit zehn Jahren nicht mehr. Die Tatsache, dass die Goldpreise jedoch anhaltend hoch bleiben, verringert langsam die Bereitschaft der Verkäufer, sich beispielsweise von ihrem alten Schmuck zu trennen. Außerdem gibt es eine grundlegende Begrenzung des verfügbaren Altgolds.
Das Fazit
Die Lieferkette kann die zusätzliche Nachfrage zu den aktuellen Preisen nicht befriedigen. Die einzige Möglichkeit, die Goldmenge so zu senken, dass sie dem verfügbaren Angebot entspricht, besteht darin, den Preis deutlich zu erhöhen. Daher ist mit weiteren Preissteigerungen zu rechnen.
Denn das neue chinesische Mandat führt zu einer grundlegenden Veränderung der grundlegenden Marktstruktur. Im Gegensatz zu westlichen Banken und Investmentfonds kann die institutionelle Nachfrage aus China nämlich keine papierbasierten Äquivalente akzeptieren. Sie sind verpflichtet, das echte Produkt zu kaufen. Dies hat bereits zu einer Ausweitung der Prämien zwischen „Papiergold”-Futures und physischem Metall geführt. Die Goldpreise in Shanghai sind zunehmend teurer als die papierbasierten Londoner Benchmarks.
Und Chinas Bestände an US-Staatsanleihen sind bereits erheblich zurückgegangen, von über 1 Billion US$ auf etwa 769 Milliarden US$. Die neue Vorschrift US-Anleihen gegen Gold zu tauschen wird diesen Rückgang noch weiter beschleunigen.
Wenn der Goldpreis also weiter steigt, dürfen wir dann mit einer deutlichen Angebotsausweitung rechnen? Nun der Goldpreis steigt seit Jahren stetig an. Dennoch stagniert das Angebot aus dem Bergbau. Bergbauunternehmen finden kaum noch genügend neue Goldvorkommen, um die erschöpften Minen zu ersetzen. Natürlich ist schließlich irgendwann mit einer nennenswerteren Angebotsausweitung zu rechnen, doch an diesem Punkt sind wir noch lange nicht. Und – ganz unter uns – eine neue Mine schaufelt man nicht in 3 Tagen aus dem Boden – das dauert Jahre, mitunter sehr viele mühevolle Jahre.
Wachsender Wert von Gold im Depot
Ich bin mir sicher: Gold wird zu einem immer wichtigeren Bestandteil des internationalen Reserve-Managements und der Portfolio-Zusammenstellung. Dies wird sich noch verstärken, wenn die Zahl der chinesischen Versicherungsgesellschaften, die an dem Plan teilnehmen dürfen, steigt und wenn der zulässige Investitionsanteil von derzeit 1 % in Gold auf vielleicht 5 % in drei Jahren oder so steigt.
Der Goldpreis mag sich derzeit in der Nähe historisch hoher Niveaus befinden, wird aber von institutioneller Seite perfekt nach unten abgestützt und hat mit wiederkehrendem Interesse der Anleger noch sehr viel mehr Aufwärtspotenzial.
Drei Top-Aktien mit Potenzial
Als abschließende Ergänzung: Unser neuer kostenloser Report zeigt drei Top-Aktien auf, mit denen man jetzt noch von der laufenden Rohstoff-Rallye profitieren kann.