Bayer-Aktie: Ernüchterung kehrt zurück – was jetzt?
Die Bayer-Aktie profitierte Ende Juli von der leicht erhöhten Prognose. Der damalige Kursanstieg ist wieder weitestgehend verflogen. Am Mittwoch verliert sie aktuell -4,4% und steht bei 26,50 €. Was kommt jetzt?
Rückstellungen belasten
Es ist das bekannte Thema der Rechtsstreitigkeiten bezüglich Glyphosat und PCB. Der Konzern spricht zwar von Fortschritten, bildet aber weitere hohe Rückstellungen; für Glyphosat 1,2 Milliarden € und für PCB 530 Millionen €. Dies geht zu Lasten der Ertragslage.
Das operative EBITDA sank mit 0,3% geringfügig gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 2,1 Milliarden €. Beim Konzernergebnis erhöhte sich der Verlust von 34 auf 199 Millionen €. Hier schlugen die Rückstellungen voll zu. Dass das Konzernergebnis in den ersten sechs Monaten dennoch mit einem Gewinn von 1,1 Milliarden € positiv ausfiel, liegt am Gewinn im ersten Quartal mit 1,3 Milliarden €.
Der Free Cashflow reduzierte sich im zweiten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 1,2 Milliarden € auf 125 Millionen €. Der Konzernumsatz sank sich mit knapp 1% auf 10,7 Milliarden €. Im Crop Science-Segment wurde währungsbereinigt ein Anstieg von 2,2% auf 4,8 Milliarden € erzielt. Das Pharmageschäft legte um 0,6% auf 4,4 Milliarden € zu. Das Consumer Healt Segment blieb beim Umsatz stabil.
Insgesamt fiel das zweite Quartal schlechter aus, insbesondere gegenüber dem Auftaktquartal. Neben Rückstellungen litt der Konzern auch unter Währungsverlusten.
Prognose angehoben
Bereits am 31. Juli berichtete der Leverkusener Konzern über leicht erhöhte Jahresergebnisse. Demnach wird der erwartete Jahresumsatz von 45 bis 47 Milliarden € jetzt auf 46 bis 48 Milliarden € steigen. Auch das erwartete EBITDA wird um jeweils 0,2 Milliarden € auf 9,7 bis 10,2 Milliarden € angehoben.
Unklar ist jedoch das Konzernergebnis; hier kommt es auf die gesamten Rückstellungen für die bekannten Rechtsstreitigkeiten an. Es dürfte jedoch leicht höher ausfallen als im Vorjahr. Basis hierfür ist das um 0,30 € angehobene bereinigte EPS von 4,80 bis 5,30 €.
Bill Anderson, CEO von Bayer, kommentierte die Erwartungen so:
Wir wollen in der zweiten Jahreshälfte beim Verlust Fortschritte bei allen strategischen Prioritäten erzielen. Dank der Entwicklung bei Pharmaceuticals in den ersten sechs Monaten erhöhen wir den währungsbereinigten Konzernausblick 2025 für Umsatz und Ergebnis.
Was bedeutet das für die Aktie?
Die erste Reaktion der Marktteilnehmer auf die Quartalszahlen waren enttäuschend. Grund hierfür dürfte der höhere Verlust beim Konzernergebnis sein. Es zeigt, dass der Konzern bei den Rechtsstreitigkeiten nur langsam vorwärts kommt.
Auch die Nettoverbindlichkeiten konnten nur geringfügig auf 33,3 Milliarden € zurückgeführt werden. Die gesamte Tendenz stimmt zwar; es wird jedoch noch ein langwieriger Prozess werden, bis die Probleme behoben sind. Es ist gut, dass der Vertrag von Anderson vorzeitig verlängert wurde.
Meiner Meinung nach besitzt die Aktie derzeit kein Potenzial, vielmehr erwarte ich eine Seitwärtsbewegung in einer Range von 25 € bis 28 €. Die Nachrichtenlage bei den Rechtsstreitigkeiten entscheidet über Anstiege oder Rückgänge.
Die Analysten sehen dies ähnlich, deren mittleres Kursziel liegt bei 26,50 €. Lediglich Bernstein Research sieht mit ihrem Zielkurs von 30 € geringes Kurspotenzial.
Mein Fazit: Anleger sollten weiter an der Außenlinie abwarten. Wer seit April Kursgewinne erzielte, sollte über eine Gewinnmitnahme nachdenken.
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ℹ️ Bayer in Kürze
- Die Bayer AG ist einer der weltgrößten Chemie- und Pharmakonzerne. Der Konzern ist in drei Geschäftsbereiche untergliedert: Pharmaceuticals (rezeptpflichtige Arzneimittel), Consumer Health (rezeptfreie Medikamente) und Crop Science (Pflanzenschutz und Schädlingsbekämpfung).
- Bayer hat seine Konzernzentrale in Leverkusen und unterhält weltweit Niederlassungen.
- Das Unternehmen ist im DAX gelistet. An der Börse wird es aktuell mit 26 Milliarden € bewertet.