Tilray Brands: Gibt es doch Hoffnung?

Gründe für ein Investment
Gideon Crest

Tilray Brands gehört zu den bekanntesten Cannabis-Unternehmen auf dem Markt, doch der Weg des Unternehmens war nach einer anfänglichen Hype-Phase in den letzten Jahren von branchentypisch starken Kursverlusten geprägt. In diesem Beitrag analysiere ich die aktuelle Geschäftsentwicklung mit Blick auf die jüngsten Quartalszahlen und erläutere, warum ich die Aktie wieder auf meine Kaufliste aufgenommen habe.

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Lange Zeit stand ich Tilray Brands eher skeptisch gegenüber. Zurecht: Im Juni wurde mit 0,35 US-Dollar ein historisches Tief erreicht. Nach diesem Tief erholte sich die Aktie deutlich. Mittlerweile bin ich der Ansicht, dass der Titel seinen Boden gefunden haben dürfte.

Unterstützung scheint gefunden

Im bisherigen Jahresverlauf 2025 liegt Tilray mit einem Kursrückgang von 57,2 Prozent deutlich hinter dem Global Cannabis Stock Index, der um 22,1 Prozent gefallen ist. Nach Veröffentlichung der Zahlen zum vierten Finanzquartal, das im Mai endete, kam es zu einem Kurskorrektur, bei dem die Aktie auf 0,551 US-Dollar fiel – ein Niveau, das bereits im April vor der Q3-Veröffentlichung erreicht worden war. Dieses Kursniveau scheint aktuell eine Unterstützung zu bilden. Die nächste potenzielle Unterstützung liegt bei 0,50 US-Dollar, während der Widerstand bei etwa 0,70 US-Dollar zu finden ist. Langfristig gesehen ist die Aktie immer noch massiv unter Wasser: 96,7 Prozent unter dem IPO-Preis von 17 US-Dollar und über 99 Prozent unter dem Allzeithoch.

Vergleich mit anderen kanadischen Produzenten

Im Vergleich zu anderen kanadischen Unternehmen im Cannabis-Index hat Tilray zwar stark verloren, aber nicht am schlechtesten abgeschnitten. Während der Kurs in den vergangenen zwölf Monaten um 71,4 Prozent gefallen ist, verzeichnete Canopy Growth einen noch größeren Rückgang von 84,5 Prozent. Lediglich Village Farms konnte im selben Zeitraum zulegen, nachdem es Ende Juni in den Index aufgenommen wurde. Die beiden anderen kanadischen Unternehmen in meinem Portfolio gehören zu den besten Performern innerhalb des Index, der im gleichen Zeitraum um 40,2 Prozent nachgegeben hat.

Quartalszahlen mit Licht und Schatten

Für das vierte Quartal hatte der Markt einen Umsatz von 233,3 Millionen US-Dollar und ein bereinigtes EBITDA von 23,7 Millionen erwartet. Die tatsächlichen Zahlen lagen beim Umsatz leicht darunter mit 224,5 Millionen, während das bereinigte EBITDA die Erwartungen mit 27,6 Millionen übertraf. Die Gesamtzahlen sahen im Vergleich zum Vorjahr schwächer aus, was jedoch auch daran liegt, dass das Vorjahresquartal durch Übernahmen stark verzerrt war.

Im Detail zeigte sich: Der Cannabisbereich – inzwischen der zweitgrößte Geschäftsbereich – machte 30 Prozent des Gesamtumsatzes aus und fiel um 6 Prozent. Innerhalb dieses Segments war der Umsatz im medizinischen Bereich in Kanada rückläufig und trug 9 Prozent bei, während der Umsatz mit Freizeitkonsum 55 Prozent der Cannabiserlöse ausmachte und ebenfalls um 6 Prozent sank. Der Großhandelsanteil schrumpfte massiv um 83 Prozent. Einzig der internationale Cannabisabsatz konnte mit einem Zuwachs von 71 Prozent punkten.

Die übrigen 70 Prozent des Umsatzes entfallen auf Getränke, Pharma-Distribution und Wellness-Produkte auf Hanfbasis. Die Getränkeerlöse sanken um 14 Prozent trotz Zukäufen, der Pharma-Bereich wuchs um 10 Prozent, allerdings bei sehr niedriger Marge. Die Hanf-Wellness-Sparte steigerte sich ebenfalls um 10 Prozent.

Die Bruttomarge im Cannabisbereich lag bei 44 Prozent, deutlich über dem Vorjahreswert von 40 Prozent. Die Getränkemarge sank von 53 auf 38 Prozent. Die übrigen Segmente hielten ihre Margen stabil oder leicht steigend.

Operativer Cashflow und Bilanz

Im vierten Quartal verzeichnete Tilray einen negativen operativen Cashflow von 12,8 Millionen US-Dollar, ein drastischer Rückgang gegenüber dem Plus von 30,7 Millionen im Vorjahresquartal. Dennoch konnte das Unternehmen durch Kapitalmaßnahmen seine Verschuldung deutlich reduzieren. Zum Quartalsende belief sich die Gesamtverschuldung auf 256,9 Millionen US-Dollar – annähernd gedeckt durch liquide Mittel in Höhe von 256,4 Millionen. Tatsächlich weist Tilray mittlerweile eine Nettoliquidität von 14,8 Millionen aus. Möglich wurde dies durch Aktienverkäufe über ein ATM-Programm in Höhe von 161,2 Millionen US-Dollar.

CEO und CFO zeigen Vertrauen durch Aktienkäufe

Ein weiteres positives Signal: Nach dem Quartalsbericht kauften sowohl CEO Irwin Simon als auch CFO Carl Merton eigene Aktien. Simon erwarb 165.000 Aktien zu einem Preis von 0,6067 US-Dollar, Merton 33.500 Aktien zu 0,5952 US-Dollar. Das ist vielleicht nicht der Rede wert, aber tendenziell ein gutes Zeichen.

Ausblick für das Geschäftsjahr 2026

Die Analysten rechnen aktuell für das laufende Geschäftsjahr mit einem Umsatzanstieg um 5 Prozent auf 863,9 Millionen US-Dollar. Das bereinigte EBITDA soll um 24 Prozent auf 68,2 Millionen steigen. Tilray selbst gibt einen Zielkorridor von 62 bis 72 Millionen an, ich rechne mit 64,8 Millionen – basierend auf einer Marge von 7,5 Prozent. Für das folgende Jahr 2027 erwarte ich einen Wert von 72,2 Millionen bei einer Marge von 8 Prozent.

Bewertung spricht für weiteres Potenzial

Als ich die Aktie im Juli abstufte, lag das Verhältnis von Kurs zu materiellem Buchwert bei 1,2 – heute liegt es bei nur noch 0,9. Für ein Unternehmen ohne Nettoverschuldung ist das ein attraktives Bewertungsniveau. Die aktuelle Marktkapitalisierung von 643 Millionen US-Dollar steht einer Unternehmensbewertung (Enterprise Value) von 628 Millionen gegenüber. Daraus ergibt sich ein Verhältnis von weniger als dem Zehnfachen des erwarteten bereinigten EBITDA für das Geschäftsjahr 2026 – ein günstiges Bewertungsniveau, das Spielraum für Kurssteigerungen lässt.

Mögliche Risiken im Blick behalten

Trotz positiver Aspekte bestehen auch Risiken. Tilray wird wohl eine Aktienzusammenlegung durchführen müssen, um den Anforderungen der Nasdaq zu entsprechen. Zudem besteht die Möglichkeit weiterer Übernahmen, die positiv, aber auch negativ für die Bilanz sein könnten. Schließlich gibt es Unsicherheiten rund um THC-haltige Getränke in den USA, sowohl auf Ebene einzelner Bundesstaaten als auch durch mögliche regulatorische Eingriffe auf Bundesebene.

Fazit: Mittlerweile kaufenswert

Tilray ist und bleibt eine volatile Aktie, doch sie gehört zu den bekannteren Cannabiswerten am Markt. Für Investoren mit Interesse an diesem Sektor halte ich Tilray aktuell wieder für eine interessante Option. Daher hebe ich meine Bewertung von „Neutral“ auf „Kaufen“ an. Der Kurs liegt deutlich unter früheren Einstiegszeitpunkten, aber auch klar über dem jüngsten Tief. Mein Kursziel liegt bei 0,78 US-Dollar innerhalb eines Jahres – das entspricht einem Potenzial von rund 37 Prozent. Das reicht für ein klares „Buy“ allemal.

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