Valneva: Müssen Anleger für diesen Lapsus bluten?
Kaum sind Valnevas (WKN: A0MVJZ) Verfehlungen im Zusammenhang mit seinem Covid-19-Impfstoff aus dem Gedächtnis, da leistet sich der Wirkstoffentwickler ausgerechnet bei seinem stark antizipierten Borreliose-Programm den nächsten Fauxpas. Anleger quittieren die Meldung am Freitag mit -9% Kursverlust. Positive Daten des Tropenerreger-Serums versprechen eigentlich einen massiven Kurssprung – ist der jetzt in Gefahr?
Valneva ist ein französisch-österreichisches Biotech-Unternehmen mit Hauptsitz in Saint-Herbain. Die Firma entwickelt und vermarktet Impfstoffe gegen Infektionskrankheiten. An der Börse wird die Gesellschaft aktuell mit rund 827 Millionen € bewertet.
Anzahl der Borreliose-Studienteilnehmer halbiert
Die Meldung, die Valneva am Freitagmorgen zusammen mit US-Partner Pfizer veröffentlicht hat, dürfte so manchem Anleger beim Lesen einen gehörigen Schrecken eingejagt haben – zumindest bis sie zum Ende des Textes angelangt waren.
Demnach hat der Wirkstoffentwickler rund die Hälfte der Teilnehmer seiner Borreliose-Impfstoff-Studie in den USA aus dem Programm genommen – „aufgrund von Verstößen gegen die gute klinische Praxis“.
Riskieren die Franzosen hier etwa leichtfertig den Erfolg eines enorm vielversprechenden Assets gegen einen gefährlichen Tropenerreger, der sich aufgrund der globalen Erwärmung auch in nördlichen Industrienationen immer weiter ausbreitet?
Das Ausscheiden der Probanden hängt zumindest nicht zusammen mit Nebenwirkungen oder anderen Sicherheitsproblemen des Wirkstoffkandidaten namens VLA15, versichert das Unternehmen. Die Verantwortung weist die Biotech-Firma von sich: Die Verstöße traten den Angaben nach ausschließlich in klinischen Prüfzentren auf, die einem Drittanbieter betreut werden. An den anderen Standorten laufen die Untersuchungen demnach weiter.
Das wird der FDA gar nicht gefallen
Auch wenn Valneva es eigenen Angaben nach nicht selbst verbockt hat, zeigten sich die Anleger alles andere nachsichtig mit dem Wirkstoffentwickler, dessen Covid-19-Programm mehr oder weniger zum Desaster wurde: Die Aktie sackte an der Pariser Euronext zeitweise zweistellig ab, kurz vor Handelsschluss steht ein Minus von 8,8% bei Kursen um 5,80 € zu Buche.
Kein Wunder, dass die Aktionäre frustriert sind. Zum Jahresende steht nämlich der Readout der Borreliose-Studie an und damit ein potenziell gewaltiger Kurskatalysator für den Biotech-Titel. Welche Auswirkungen nun der Verlust von 50% der Studienteilnehmer auf den Erfolg des Programms haben, darüber schweigt sich Valneva bislang aus. Die US-Zulassungsbehörde und der unabhängige Arzneimittel-Prüfungsausschuss dürften jedenfalls von dem Lapsus alles andere als begeistert sein.
Noch sind die Aussichten gut
Noch ist es aber zu früh für Schwarzmalerei. Fakt ist, dass sich Valnevas Tropenerreger-Pipeline im Sauseschritt entwickelt hat. Neben dem Borreliose-Programm gilt das insbesondere auch für den Chikungunya-Kandidaten des Unternehmens, dessen Studien von den US- und EU-Behörden sämtliche Prioritäts-Stempel erhalten haben.
Die Zulassung für den Chikungunya-Impfstoff in den Vereinigten Staaten befindet sich quasi auf der Zielgeraden. Erst Anfang der Woche meldeten der französische Wirkstoffentwickler in diesem Zusammenhang außerdem neue positive Daten, die die Markteinführung in Europa und Brasilien unterstützen.
Insofern gibt es bei der Valneva-Aktie für Anleger in den nächsten Jahren weiterhin reichlich Aufwärtspotenzial, während die Risiken nach unten aufgrund einer gut gefüllten Firmenkasse begrenzt sind.
Wer jedoch nicht solange auf explosive Renditen aus dem Biotech-Sektor warten will, dem empfehle ich außerdem wärmstens den neuen kostenlosen Biotech-Sonderreport von sharedeals.de-Experten Jens Lion.
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