UnitedHealth: Kommt jetzt die große Erholung?

Einstiegschance
Gideon Crest

Die Papiere von UnitedHealth stehen weiterhin im Fokus der Anlegerschaft. Kann sich das Schwergewicht von den herben Kursverlusten im Frühjahr nachhaltig erholen?

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UnitedHealth Group gehört zu den weltweit größten Gesundheits- und Wohlfühlunternehmen. Es operiert über zwei zentrale Geschäftsbereiche: UnitedHealthcare, das sich auf Krankenversicherungsangebote spezialisiert hat, sowie Optum, ein Dienstleister, der unter anderem medizinische Forschung, pharmazeutische Versorgung und Technologieentwicklung im Gesundheitswesen umfasst. Mit einer Marktkapitalisierung von über 280 Milliarden US-Dollar spielt das Unternehmen eine zentrale Rolle im US-Gesundheitssystem.

Aktuell steht UnitedHealth jedoch verstärkt in der Kritik. Der Aktienkurs hat seit Jahresbeginn 2025 erheblich nachgegeben und verzeichnet einen Rückgang von über 40 Prozent. Dieser Einbruch lässt sich auf eine Vielzahl von Faktoren zurückführen, darunter enttäuschende Quartalsergebnisse, steigende Kosten sowie ein zunehmend kritisches Marktumfeld.

Mehr Wachstum, weniger Gewinn

Die Ergebnisse des ersten Quartals spiegeln ein gemischtes Bild wider. Zwar konnte das Unternehmen in bestimmten Bereichen wachsen, doch gleichzeitig offenbarte die Veröffentlichung Schwächen und Zielverfehlungen. Im April verfehlten die gemeldeten Zahlen die Markterwartungen, was zu einer Anpassung der Unternehmensprognosen führte. Hauptgrund dafür waren stark gestiegene Ausgaben, insbesondere im Zusammenhang mit medizinischen Leistungen. Diese Entwicklung sorgte nicht nur für Verunsicherung bei Anlegern, sondern setzte auch den Aktienkurs unter erheblichen Druck.

Mit Blick auf die bevorstehende Ergebnisveröffentlichung Ende Juli rechnet der Markt mit einem Gewinn je Aktie von 5,25 US-Dollar. Das entspricht einem deutlichen Rückgang von fast 23 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Gleichzeitig wird jedoch ein Umsatz von rund 112 Milliarden US-Dollar erwartet, was einem Jahreswachstum von mehr als 13 Prozent entspricht. Zudem hat das Unternehmen seine Nettogewinnprognose auf 25,15 US-Dollar je Aktie angepasst, wobei das bereinigte Ergebnis bei 26,50 US-Dollar liegen soll. Diese Anpassung spiegelt verstärkte Nachfrage nach medizinischer Versorgung sowie strukturelle Veränderungen im Optum-Health-Bereich wider.

Optum Health selbst konnte im Jahresvergleich um etwa 20 Prozent wachsen. Doch trotz dieses Wachstums zeigen sich Anzeichen einer rückläufigen Marge – diese ist von etwa 10,2 Prozent auf einen Wert im unteren neun-Prozent-Bereich gefallen. Dies deutet auf ein übergeordnetes Kostenproblem hin, das nicht nur UnitedHealth betrifft, sondern symptomatisch für die gesamte Gesundheitsdienstleistungsbranche ist.

CEO-Rücktritt verunsichert

Für zusätzliche Unsicherheit sorgte im Mai der überraschende Rücktritt des damaligen CEO Andrew Witty. Der Rückgang des Aktienkurses um 17 Prozent unmittelbar nach dieser Ankündigung unterstreicht, wie sensibel der Markt auf Veränderungen in der Unternehmensführung reagiert. Witty wird durch Stephen Hemsley ersetzt, der bereits von 2006 bis 2017 erfolgreich als CEO tätig war. Offiziell wurde der Wechsel mit „persönlichen Gründen“ begründet. Kritiker erinnern sich jedoch an die Herausforderungen während Wittys Amtszeit, insbesondere an den öffentlichen Druck nach dem tragischen Tod eines Mitarbeiters und die zunehmende Kritik an hohen Kosten und eingeschränkter Zugänglichkeit im Gesundheitswesen.

Auch andere Unternehmen in der Branche verzeichnen Veränderungen auf Führungsebene, darunter CVS Health, das Karen Lynch aufgrund schwacher operativer Ergebnisse als CEO abberufen hat. Solche Wechsel können Unruhe stiften, vor allem wenn strategische Kontinuität verloren geht. Bei UnitedHealth könnte der Rückgriff auf eine erfahrene Führungspersönlichkeit wie Hemsley jedoch auch als vertrauensbildender Schritt gewertet werden.
Herausforderungen durch gestiegene Inanspruchnahme medizinischer Leistungen.

Versicherte belasten Konzern

Ein weiterer Belastungsfaktor für UnitedHealth ist die zunehmende Inanspruchnahme medizinischer Leistungen, insbesondere im Medicare-Advantage-Segment. Während die Pandemie zu einem deutlichen Rückgang der Arztbesuche führte, hat sich das Verhalten der Versicherten inzwischen wieder auf das Niveau vor der Pandemie normalisiert – oder liegt sogar darüber. Für Versicherer bedeutet eine höhere Nutzung, dass Auszahlungen steigen, während die kalkulierten Einnahmen gleich bleiben. Dies drückt auf die Gewinnmargen und erhöht die finanzielle Belastung.

UnitedHealth musste bereits im laufenden Jahr seine Gewinnprognosen korrigieren, da die tatsächlichen Ausgaben über den ursprünglich veranschlagten Werten lagen. Eine stärkere Nutzung von medizinischen Leistungen ist zwar gesellschaftlich betrachtet positiv, aus betriebswirtschaftlicher Sicht jedoch eine ernstzunehmende Herausforderung. Höhere Ausgaben erfordern zusätzliche Kapitalreserven, die sich langfristig auf Dividendenzahlungen und Aktienrückkäufe auswirken könnten. Dennoch gilt das Unternehmen als widerstandsfähig genug, um diese Schwankungen zu bewältigen, ohne seine langfristige Wettbewerbsposition einzubüßen.

Insiderkäufe ermutigen

Trotz der angespannten Lage gibt es auch optimistische Stimmen, insbesondere aufgrund umfangreicher Insiderkäufe. Das Management selbst scheint großes Vertrauen in die künftige Entwicklung des Unternehmens zu haben. Die Zahl der von Insidern im Jahr 2025 erworbenen Aktien übertrifft die Werte aller Jahre seit 2007 deutlich. Dies spricht für die Überzeugung, dass die aktuelle Bewertung der Aktie nicht dem langfristigen Potenzial des Unternehmens entspricht.

Auch ein Blick auf fundamentale Kennzahlen bestätigt diese Sichtweise: UnitedHealth wird aktuell mit einem erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 13,5 bewertet – ein Niveau, das zuletzt während der COVID-Krise 2020 sowie im Jahr 2016 beobachtet wurde. Gleichzeitig ist der Free Cashflow seit 2016 um über 150 Prozent gestiegen, was eine solide finanzielle Basis signalisiert. Die aktuelle Free-Cashflow-Rendite liegt bei beachtlichen 7,4 Prozent.

Analysten gehen davon aus, dass das Unternehmen bis zum Jahr 2028 einen Gewinn je Aktie von rund 40 US-Dollar erreichen könnte – ein jährliches Wachstum von etwa neun Prozent. Bei einem aktuellen Kurs von circa 315 US-Dollar entspräche dies einem niedrigen erwarteten KGV von unter 8, während der historische Durchschnitt bei über 20 liegt. Sollte die Aktie bis dahin mit einem KGV von 15 bewertet werden, ergäbe sich ein Kursziel von etwa 600 US-Dollar – was ein Kurspotenzial von nahezu 100 Prozent innerhalb der nächsten drei bis vier Jahre bedeutet.

Für Anleger mit langfristigem Blick

UnitedHealth Group präsentiert sich derzeit als unterbewertetes Schwergewicht im Gesundheitssektor. Trotz der aktuellen Herausforderungen – von Führungswechseln bis hin zu gestiegenen Kosten – bleibt die fundamentale Ausgangslage des Unternehmens stark. Die Risiken sind nicht zu leugnen, doch die langfristigen Chancen erscheinen ebenso überzeugend.

Das Vertrauen der Unternehmensführung, ausgedrückt durch massive Insiderkäufe, könnte ein deutliches Signal an Anleger sein, dass das aktuelle Kursniveau als attraktive Einstiegschance gewertet werden kann. Wer bereit ist, kurzfristige Schwankungen auszuhalten, könnte langfristig von einer Erholung und Neubewertung der Aktie profitieren.

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