Unicredit-Aktie: Geht die Rallye zu Ende?

Jahreszahlen und Prognose

Die Unicredit-Aktie verliert am Dienstagmorgen fast -4% und ist damit das Schlusslicht im europäischen Leitindex Euro Stoxx 50. Ist der Kursverlust ein erstes Anzeichen dafür, dass der seit über zwei Jahren anhaltende Aufwärtstrend der italienischen Großbank langsam ein Ende findet?

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Das Geldverdienen wird schwerer

Die von Unicredit vorgelegten Jahreszahlen 2024 geben eigentlich keinen Grund für einen Kursrückgang. Der Gewinn stieg im vergangenen Jahr trotz Sonderkosten im Zusammenhang mit dem Umbau des Bankenkonzerns um ca. 8% auf 9,2 Milliarden €.

Zudem dürfen sich Aktionäre über noch höhere Gewinnausschüttungen freuen. Unicredit will insgesamt 9 Milliarden € an Kapital an seine Anteilseigener über Aktienrückkäufe und Dividenden zurückführen. Im Jahr 2023 belief sich die Summe aus Aktienkäufen und Gewinnausschüttungen noch auf 8,6 Milliarden €. Mit einer Dividendenrendite von knapp 6% gehört die Unicredit-Aktie schon heute zu den attraktivsten Werten aus der europäischen Finanzbranche.

Warum dann der Kursrückgang? Weil es für die italienische Großbank ab sofort schwerer werden dürfte, Geld zu verdienen. Die Bank erwartet 2025 einen moderaten Rückgang der Nettozinsmarge, also der Differenz zwischen den Kredit- und den Einlagenzinsen.

Die Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank machen es Banken in Europa zunehmend schwer, Geld über das Kreditgeschäft zu verdienen. Unicredit geht deshalb von einem leichten Rückgang der Erträge im laufenden Jahr aus.

Übernahmen für Wachstum

Um seinen Anteilseignern weiterhin ein attraktives Wachstum bieten zu können, sieht sich Unicredit seit geraumer Zeit nach anorganischen Wachstumsmöglichkeiten über Akquisitionen und Beteiligungen um. Das bekannteste Beispiel ist die deutsche Commerzbank.

Inzwischen haben sich die Italiener eine Beteiligung von 28% an der Commerzbank gesichert. Ob es Unicredit tatsächlich gelingen wird, die CoBa zu übernehmen, wird sich erst in den kommenden Monaten zeigen.

Gleichzeitig ist Unicredit auch auf dem italienischen Markt umtriebig. Die Bank hat ein Übernahmeangebot für die kleinere Banco BPM abgegeben und erst kürzlich einen Anteil von ca. 4% an der italienischen Versicherungsgruppe Generali erworben.

Ist die Aktie überkauft?

Das Chartbild der Unicredit-Aktie könnte kaum schöner sein. Seit Juli 2022 befindet sich der Banktitel in einem klaren Aufwärtskanal, der trotz des heutigen Kursrückgangs noch lange nicht in Gefahr ist. Charttechnisch spricht deshalb wenig gegen eine Fortsetzung des Aufwärtstrends.

Einzelne Indikatoren, wie beispielsweise der RSI, deuten jedoch an, dass sich die Unicredit-Aktie inzwischen überkauftem Territorium nähert. Technische Anleger sollten deshalb mehrere Indikatoren zu Rate ziehen.

Nur auf die Watchlist

Ich rate Anlegern, die Unicredit-Aktie derzeit nur zu beobachten. Dafür gibt es zwei gute Gründe:

Zum einen ist die Zeit des einfachen Geldverdienens für die europäischen Banken vorbei. Die EZB wird in den kommenden Monaten voraussichtlich die Leitzinsen weiter senken, was die Nettozinsmarge der Kreditinstitute verringert.

Zum anderen ist die Unicredit-Aktie in den letzten Jahren phänomenal gut an der Börse gelaufen. In den vergangenen zweieinhalb Jahren hat sich der Aktienkurs der Italiener fast verfünffacht. Das ist für eine europäische Bank eine außergewöhnlich gute Kursentwicklung. Mir ist sie etwas zu gut.

Das Forward-KGV der Unicredit-Aktie ist mit einem Wert von 8,5 zwar nicht übertrieben hoch, aber es ist deutlich höher als in den letzten Jahren. Ich glaube deshalb, dass die Aktie kaum mehr Luft nach oben hat.

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ℹ️ Unicredit in Kürze

  • Die Unicredit ist eine italienische Großbank und Holding von Finanzdienstleistungsunternehmen mit Sitz in Mailand.
  • Neben dem Heimatmarkt Italien ist die Finanzgruppe vor allem in Zentral- und Osteuropa aktiv, wo sie in einigen Ländern Marktführer auf dem Bankensektor ist.
  • In Deutschland ist die Unicredit über die Hypovereinsbank und in Österreich über die Bank Austria tätig. Die italienische Großbank versucht gegenwärtig, auch die Commerzbank zu übernehmen.
  • Die Unicredit ist sowohl Mitglied im italienischen Leitindex FTSE MIB auch als im europäischen Leitindex Euro Stoxx 50. Sie ist ca. 71 Milliarden € wert.

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