Trumps Ego-Trip: Börsenexperte warnt vor Markt-Beben

Handelsstreit

Trump zündet die nächste Stufe im Handelskonflikt – und Anleger müssen sich warm anziehen. Erfahre von Finanzmarktexperte Marco Messina, welche Sektoren jetzt besonders unter Druck geraten und wo sich trotz allem Chancen eröffnen könnten.

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Zölle als Inflationstreiber

Simon Richartz: Trumps neue Strafzölle gegen Mexiko, Kanada und China sind am heute in Kraft gesetzt. Wie schätzt du die Auswirkungen dieser Maßnahmen auf die globalen Märkte ein. Welche Sektoren sind besonders betroffen?

Marco Messina: Heute endet die vierwöchige Frist, die Trump den betroffenen Ländern noch einmal gewährt hatte, bevor die neuen Strafzölle der USA gegen Mexiko, Kanada und China tatsächlich in Kraft treten sollen. Ob sie wirklich umgesetzt werden, bleibt allerdings abzuwarten. In der aktuellen US-Politik scheint schließlich kaum etwas sicher zu sein.

Die Einführung der Zölle könnte erhebliche Konsequenzen für die globalen Märkte haben, da sie das Handelsvolumen zwischen den betroffenen Ländern reduzieren. Höhere Importpreise führen in der Regel zu sinkender Nachfrage – und genau das haben wir bereits im Januar gesehen. Viele Unternehmen haben ihre Importe vorgezogen, um den angekündigten Zöllen zuvorzukommen.

Die Zahlen sprechen für sich: Die Importe stiegen um 11,9 % auf 325,4 Milliarden US-Dollar – besonders auffällig war der Anstieg bei industriellen Gütern und Konsumgütern. Das Handelsbilanzdefizit schnellte im Januar 2025 um 25,6 % auf 153,3 Milliarden US-Dollar hoch – weit mehr als die erwarteten 116 Milliarden US-Dollar. Der starke Anstieg des Defizits zeigt deutlich, dass viele Unternehmen in Erwartung der Zölle ihre Warenlieferungen beschleunigt haben. Doch was bedeutet das für die kommenden Monate?

Was kommt auf uns zu? Viele Unternehmen sind auf globale Lieferketten angewiesen. Zölle könnten diese empfindlich stören, indem sie die Kosten erhöhen und die Effizienz mindern. Und ganz ehrlich – ich rechne dadurch mit einer erneut steigenden Inflation in den USA. Höhere Importkosten werden zwangsläufig an die Verbraucher weitergegeben, was die Preise weiter antreiben könnte.

Die nächsten Wochen werden zeigen, ob Trump seine Drohungen wahr macht oder ob es doch noch eine Kehrtwende gibt. Bis dahin bleibt die Unsicherheit ein wesentlicher Treiber für die Märkte. Ich sehe vor allem drei Branchen im Fokus: Die Automobil- und die Luftfahrtindustrie: Da viele Fahr- und Flugzeugteile grenzüberschreitend produziert werden, könnten Zölle die Produktionskosten erhöhen und den Absatz beeinträchtigen. Die Landwirtschaft: Landwirte, die auf den Export angewiesen sind, könnten unter Gegenmaßnahmen der Handelspartner leiden, die ihrerseits Zölle auf US-Produkte erheben. Der komplette Techsektor: Elektronik und High-Tech-Produkte, deren Komponenten oft aus China stammen, könnten teurer werden, was sich auf Hersteller und Verbraucher auswirkt.

Trumps Rohstoff-Poker gescheitert

Simon Richartz: Der umstrittene Rohstoff-Deal, zu dem Trump die Ukraine drängt, sorgt für Aufsehen. Was ist deine Meinung dazu?

Marco Messina: NO DEAL! Ehrlich gesagt, muss ich mich bei dieser Frage ein bisschen zurückhalten. Als ich am Freitagabend die Pressekonferenz live gesehen habe, dachte ich für einen Moment, ich träume und jemand weckt mich gleich. Einen Präsidenten, dessen Land sich seit drei Jahren im Krieg befindet, so öffentlich vorzuführen – und das live im Fernsehen – hätte ich bis vor Kurzem keinem US-Präsidenten oder seinem Vize zugetraut. Aber man wird immer wieder überrascht.

Ob diese Pressekonferenz eine gezielte Falle für Selenskyj war oder ob sie als Vorwand diente, um später die Hilfslieferungen an die Ukraine mit einer offiziellen Begründung einstellen zu können, werden wir vermutlich nie erfahren. Aber eines ist klar: Trump steht unter massivem Druck.

Er hatte in Sachen Kriegsende den Mund zu voll genommen – und bisher ist wenig passiert. Statt eines Durchbruchs gibt es nur eine verstärkte Annäherung der USA an Russland. Dass Trump Selenskyj vorwarf, mit dem Risiko eines Dritten Weltkriegs zu spielen, und seinen Unmut über die vermeintliche Undankbarkeit der Ukraine äußerte, ist in meinen Augen ein Zeichen dafür, dass er in der Defensive ist.

Der geplante Deal sollte den USA Zugang zu 50 % der ukrainischen Mineralressourcen verschaffen – ohne jedoch konkrete Sicherheitsgarantien für die Ukraine. Ja, ein solcher wirtschaftlicher Deal hätte der Ukraine finanziell helfen können, aber es ist absolut verständlich, dass Selenskyj skeptisch ist. Die Souveränität und langfristige wirtschaftliche Stabilität der Ukraine sollten nicht für kurzfristige finanzielle Vorteile geopfert werden.

Dass Selenskyj den Deal platzen ließ, lässt Trump extrem schlecht dastehen – und das kratzt gewaltig an seinem Ego. Bisher sind viele Staatsführer unter seinem Druck eingeknickt und haben Zugeständnisse gemacht – siehe Kanada und Mexiko, die Strafzölle abwenden wollten und im Gegenzug Truppen an die Grenzen geschickt haben. Genutzt hat es ihnen vermutlich wenig.

Doch ein Präsident, dessen Land seit drei Jahren im Krieg ist, lässt sich von Druck nicht so einfach einschüchtern – und genau darauf waren Trump und Vance nicht vorbereitet. Wenn die EU jetzt schlau ist, sichert sie sich den Rohstoff-Deal mit der Ukraine, bekommt so Zugang zu seltenen Erden, günstiger Energie und bietet im Gegenzug Sicherheitsgarantien – insbesondere in Richtung eines EU-Beitritts.

Eins ist sicher: Diese Ereignisse werden in die Geschichtsbücher eingehen. Sie zeigen, dass sich Unternehmen nicht zu abhängig von den USA machen sollten. Die US-Politik ist derzeit völlig unberechenbar. Ich gehe davon aus, dass das Vertrauen in die USA massiv leiden wird – und sich das auch in den Bewertungsmaßstäben für US-Aktien niederschlagen dürfte.

„US-Banken, Versicherer und Softwareberater

Simon Richartz: Angesichts der zunehmenden Handelsspannungen: Wie beurteilst du das Risiko einer globalen Rezession? Welche Sektoren könnten besonders anfällig sein, und gibt es Branchen, die von dieser Situation profitieren könnten?

Marco Messina: Die jüngsten Handelskonflikte, insbesondere die von den USA angekündigten Zölle auf Importe aus Mexiko, Kanada und China, erhöhen das Risiko einer globalen Rezession. Solche protektionistischen Maßnahmen können das Wirtschaftswachstum hemmen und die Inflation anheizen. Die Branchen, die negativ betroffen sein könnten, hatte ich Dir in der ersten Frage schon beantwortet. Aber jede Medaille hat zwei Seiten und es gibt auch immer wieder Profiteure.

Unternehmen, die hauptsächlich für den Binnenmarkt produzieren, könnten von einer reduzierten Importkonkurrenz profitieren. Da Dienstleistungen weniger handelbar sind als Waren, könnten sie weniger direkt von Handelskonflikten betroffen sein. Die US-Banken, Versicherer aber auch Softwareberatungsunternehmen könnten davon relativ unbeeindruckt bleiben.

(Passend zum Thema: Unser exklusiver "Wahlsieger-Report" enthüllt vier Top-Aktien, die von der neuen Ausrichtung der USA besonders profitieren könnten.)

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