ThyssenKrupp-Aktie: Das ist jetzt entscheidend
Die ThyssenKrupp-Aktie bewegte sich zuletzt lustlos in einer Range von 8,50 bis 9,50 €. Nach dem Ausgliedern der Tochter TKMS fehlte ein weiterer Kurstreiber. Am Mittwoch verliert sie aktuell leicht und steht bei 9,70 €. Lohnt sich hier ein Einstieg?
Stahlsanierung beginnt
Das größte Sorgenkind im Gesamtkonzern ist die Stahlsparte. Hohe Überkapazitäten sowie Billigimporte, insbesondere aus China, führten dazu, dass die Rendite in den letzten Quartalen sehr gering war. Nur mittels preislicher Zugeständnisse wurde die Wettbewerbsfähigkeit erhalten werden.
Um diese Situation zu ändern, wurden gravierende Maßnahmen ergriffen. Das Ziel dabei ist, Überkapazitäten abzubauen und die Personalkosten massiv zu reduzieren. Von den 27.000 Stellen Ende 2024 sollen 11.000 wegfallen.
Am 1. Dezember wurde berichtet, dass sich das Unternehmen mit der IG Metall einigte. Somit kann jetzt damit begonnen werden, die Maßnahmen umzusetzen.
Bezüglich der 50%-Tochter HKM werden Gespräche mit den Mitgesellschaftern geführt. Der Essener Stahlkonzern möchte hier aussteigen, oder zumindest seinen Anteil deutlich senken.
Thyssenkrupp-Steel-Chefin Marie Jaronie kommentierte die Sanierungsziele so:
Unser Ziel ist ganz klar: Wir wollen langfristig eine Spitzenposition im europäischen Wettbewerb einnehmen.
Jindal Steel prüft weiterhin die Zahlen
Das Interesse des indischen Stahlunternehmens Jindal an der Stahltochter besteht weiterhin. Derzeit werden die Bücher intensiv geprüft. Über den aktuellen Stand ist wenig bekannt.
Die IG Metall deutete an, dass sie dem Verkauf nur dann zustimmt, wenn die geltenden Regeln mitübernommen werden.
Prognose gesenkt
Aufgrund der bisherigen Entwicklung in den ersten drei Monaten wurde die Jahresprognose gesenkt. Beim Umsatz wird jetzt mit einem Rückgang von 7 bis 5% gegenüber dem Vorjahr gerechnet – zuletzt lagen die Erwartungen bei einem Rückgang von 3 bis 0%. Das bereinigte EBIT soll im unteren Bereich der Bandbreite von 0,6 bis 1,0 Milliarden € liegen. Die Investitionen werden um 200 Millionen € auf 1,4 bis 1,6 Milliarden € gesenkt.
Insgesamt macht die angespannte Lage sich mehr bemerkbar als angenommen.
Was bedeutet das für die Aktie?
Zuletzt wurde die Aktie durch die Abspaltung der Tochter TKMS beflügelt. Für den weiteren Kursverlauf ist jetzt entscheidend, ob der Verkauf der Stahltochter gelingt. Sollte die Übernahme gelingen, kommt es auf das Gesamtpaket an. Trotz des hohen Interesses von Jindal halte ich die Chancen weiterhin bei 50:50.
Eine Absage der Übernahme würde zu einem kurzfristigen stärkeren Kursrückgang führen. Eine Übernahme führt entsprechend zu einem kurzfristigen Kursanstieg. Abgesehen von diesen möglichen Kursschwankungen halte ich das mittelfristige Potenzial für sehr begrenzt.
Die Analysten sehen dies mehrheitlich ebenfalls so. Die Deutsche Bank mit ihrem Kurs von 10 € hält die Aktie für fair bewertet. Jefferies ist mit 11 € etwas zuversichtlicher. JP Morgan sieht den fairen Wert bei 7,70 €.
Mein Fazit: Bei dem jetzigen Kursniveau sollten Anleger vorerst an der Seitenlinie abwarten.
Passend dazu: Für Anleger, die nach Alternativen zu US-Werten suchen, bietet unser exklusiver Report „Europa schlägt zurück“ fundierte Analysen zu drei europäischen Aktien mit hervorragenden Wachstumsaussichten – darunter ein klarer Gewinner der milliardenschweren EU-Förderung.
ℹ️ Thyssenkrupp in Kürze
- Thyssenkrupp mit Hauptsitz in Essen ist ein diversifizierter Industrie- und Technologiekonzern mit Schwerpunkt in der Stahlherstellung.
- Der Konzern ging 1999 aus der Fusion der beiden Traditionsunternehmen Friedrich Krupp AG und Thyssen AG hervor.
- Thyssenkrupp ist im Nebenwerteindex MDAX notiert und ist aktuell rund 6 Milliarden € wert.