The Magnum Ice Cream Company: Lecker für Anleger?

IPO des Eis-Giganten
Redaktion

Mit dem Börsengang der Magnum Ice Cream Company ist seit Anfang Dezember ein reines Eiscreme-Unternehmen an mehreren internationalen Handelsplätzen notiert. Für Anleger eröffnet die Aktie die Möglichkeit, gezielt in ein etabliertes Konsumgütergeschäft zu investieren, das zuvor Teil des Unilever-Konzerns war.

magnumicecream.com

Börsendebüt eines Eiscreme-Riesens

Am 8. Dezember nahm die Magnum Ice Cream Company den Handel in Amsterdam, London und New York auf, nachdem das Eiscremegeschäft von Unilever abgespalten worden war. Das Unternehmen vereint sämtliche bekannten Unilever-Eismarken unter einem Dach, darunter Magnum, Ben & Jerry’s, Cornetto und Wall’s, und positioniert sich damit als eigenständiger Anbieter ohne andere Geschäftsbereiche.

Nach eigenen Angaben handelt es sich um das weltweit größte reine Eiscreme-Unternehmen. Die Gesellschaft ist in rund 80 Ländern aktiv und erreicht einen Marktanteil von etwa 21 Prozent in einem globalen Marktvolumen von rund 75 Milliarden Euro. Sämtliche Kennzahlen werden im Folgenden in Euro dargestellt, später erfolgt im Rahmen der Bewertung ein Wechsel auf US-Dollar.

Da es sich um ein neu formiertes Unternehmen handelt, steht zunächst das zugrunde liegende Marktumfeld im Mittelpunkt. Anschließend werden Aussagen und Zielsetzungen aus Roadshows und dem Kapitalmarkttag eingeordnet, bevor eine Bewertung der Aktie erfolgt. Angesichts hoher Einmalkosten durch die Abspaltung und steigender Zinsaufwendungen erscheint die Ertragslage in den kommenden Jahren belastet. Trotz dieser Einschränkungen handelt es sich um ein profitables, cashflow-starkes und etabliertes Geschäft, das eine genauere Betrachtung rechtfertigt.

Struktur und Wachstum des globalen Eiscrememarktes

Der Eiscrememarkt gliedert sich im Wesentlichen in zwei etwa gleich große Segmente. Das sogenannte At-Home-Geschäft umfasst Produkte, die im Einzelhandel gekauft und zu Hause konsumiert werden. Das Away-from-Home-Segment beschreibt den spontanen Verzehr unterwegs, etwa an Kiosken oder in Convenience-Stores. Beide Bereiche entwickeln sich seit Jahren weitgehend parallel und sorgen zusammen für ein langfristiges Marktwachstum von rund drei bis vier Prozent jährlich.

Ein zentrales Merkmal dieses Marktes ist die Vertriebsstruktur. Kühltruhen im Handel oder an Verkaufsstellen gehören häufig den Herstellern selbst. Diese schließen mit den Händlern Verträge ab, stellen die Kühlgeräte bereit und sichern sich regelmäßige Nachbestellungen. Daraus ergeben sich erhebliche Investitionsanforderungen, die für das Geschäftsmodell entscheidend sind.

Im Wettbewerbsumfeld beansprucht das Unternehmen die Spitzenposition über alle Marken hinweg. Zu den wichtigsten Konkurrenten zählen Froneri als Gemeinschaftsunternehmen mit den Eiscremeaktivitäten von Nestlé, General Mills mit Häagen-Dazs außerhalb der USA sowie Ferrero und Mars mit markengetriebenen Sortimenten. Auffällig ist jedoch, dass die größten Anbieter zusammen weniger als die Hälfte des Marktes abdecken. Ein erheblicher Teil entfällt auf lokale oder nicht markengebundene Anbieter, was auf vergleichsweise niedrige Markteintrittsbarrieren hindeutet.

Die Herstellung von Eiscreme ist technisch kein exklusives Geschäft. Die eigentliche Herausforderung liegt in der Kühl- und Logistikstruktur, die jedoch auch von kleineren Unternehmen gemeistert werden kann. Beispiele wie die brasilianische Gelato-Kette Bacio di Latte zeigen, wie schnell regionale Anbieter wachsen und internationale Märkte erschließen können. In vielen Ländern ist das Angebot heute deutlich vielfältiger als noch vor einigen Jahren, was den Wettbewerbsdruck insbesondere auf etablierte Marken erhöht.

Zwischen Premiumanspruch und Preisdruck

Das Unternehmen sieht vor allem im Premiumsegment weiteres Wachstumspotenzial. Ob dieser Trend tatsächlich Rückenwind bedeutet, bleibt offen. Zwar decken die Marken ein breites Spektrum von Massenmarkt bis höherpreisig ab, doch die Wahrnehmung an der Verkaufsstelle dürfte häufig eher auf Wertigkeit als auf Exklusivität hinauslaufen. Gerade in regionalen Märkten können kleinere Anbieter entweder preislich aggressiv auftreten oder sich gezielt oberhalb der bekannten Marken positionieren.

Ein zusätzlicher Unsicherheitsfaktor ist der mögliche Einfluss von GLP-1-Medikamenten, die das Essverhalten verändern könnten. Zwar erwartet das Unternehmen derzeit nur begrenzte Auswirkungen auf den Eiscremekonsum, doch die langfristige Entwicklung dieser Medikamente ist schwer abzuschätzen. Eine mögliche Verschiebung hin zu geringeren Mengen, dafür aber höherwertigen Produkten, könnte zwar das Premiumsegment stärken, muss aber nicht zwangsläufig den etablierten Marken zugutekommen.

Strategische Pläne nach der Abspaltung

Wie viele neu börsennotierte Unternehmen steht auch die Magnum Ice Cream Company unter dem Druck, rasch überzeugende Kennzahlen zu liefern. Präsentationen zeigen eine Verbesserung der Entwicklung zwischen 2023 und 2024 nach mehreren Jahren schwacher Performance. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Abspaltung frühzeitig vorbereitet wurde und operative Ergebnisse vor Investorenterminen häufig gezielt verbessert werden. Der ausgewiesene Anstieg des Marktanteils fällt im langfristigen Vergleich moderat aus und liegt nur knapp über dem Niveau von 2016.

Beim Absatzwachstum bewegte sich das Unternehmen in den späten 2010er-Jahren nahe dem Marktdurchschnitt, verlor jedoch Marktanteile. Der pandemiebedingte Rückgang der Absatzmengen ging vor allem auf Preiserhöhungen zurück, die inflationsbedingt branchenweit vorgenommen wurden. Nun strebt das Management ein jährliches Wachstum von drei bis fünf Prozent an und damit leicht über Marktniveau. Als Treiber werden Innovationen, bessere Verfügbarkeit, Internationalisierung und eine stärkere Ausrichtung auf höherwertige Produkte genannt, wobei der starke lokale Wettbewerb die Umsetzung erschweren dürfte.

Um dieses Wachstum zu ermöglichen, sollen die Investitionen deutlich steigen. Die geplanten Sachinvestitionen sollen dauerhaft um mindestens einen Prozentpunkt des Umsatzes zulegen, was zusätzlichen Ausgaben von rund 80 Millionen Euro pro Jahr entspricht. Ein wesentlicher Teil entfällt auf Kühltruhen und die Modernisierung des Markenauftritts. Parallel dazu sollen die Ausgaben für Werbung und Verkaufsförderung um mehr als einen halben Prozentpunkt des Umsatzes erhöht werden. Zusammengenommen dürften diese Maßnahmen das Ergebnis spürbar belasten.

Hinzu kommen erhebliche Kosten aus der Abspaltung und der laufenden Restrukturierung. In den Jahren 2025 bis 2027 summieren sich diese Einmalkosten auf mehrere hundert Millionen Euro jährlich. In einzelnen Jahren könnten sie zusammen mit höheren Investitionen und Marketingausgaben die Gewinn- und Verlustrechnung um mehr als 400 Millionen Euro belasten. Zwar sind diese Effekte zeitlich begrenzt, sie prägen jedoch die kurzfristige Finanzlage.

Zur Gegenfinanzierung wurde ein Produktivitätsprogramm angekündigt, das ab 2028 jährliche Einsparungen von rund 500 Millionen Euro bringen soll. Solche Programme sind für Unternehmen mit moderatem Umsatzwachstum jedoch eher die Regel als die Ausnahme, da steigende Kosten sonst die Margen schmälern würden. Entsprechend relativiert sich der positive Effekt auf den freien Cashflow.

Finanzielle Ausgangslage und Bewertung

In den Jahren 2022 bis 2024 erzielte das Unternehmen Umsätze von rund acht Milliarden Euro pro Jahr. Bereinigt um einzelne Länder dürfte der Umsatz 2024 bei einem Wechselkurs von etwa 1,17 nahe 9,3 Milliarden US-Dollar gelegen haben, bei einem operativen Ergebnis von rund 1,6 Milliarden US-Dollar. Auf den ersten Blick erscheint dies attraktiv für ein Unternehmen mit einer Marktbewertung von knapp zehn Milliarden US-Dollar.

Allerdings wurde Ende November die Aufnahme von drei Milliarden Euro Fremdkapital angekündigt, um Verpflichtungen gegenüber Unilever zu erfüllen und die eigene Strategie zu finanzieren. Diese Schulden spiegeln sich noch nicht in den ausgewiesenen Abschlüssen wider, erhöhen jedoch die Zinslast deutlich. Bei geschätzten jährlichen Zinsaufwendungen von rund 100 Millionen Euro sinkt der Nettogewinn entsprechend.

Unter Berücksichtigung höherer Abschreibungen sowie zusätzlicher Marketingausgaben dürfte der Jahresüberschuss perspektivisch bei etwa 690 Millionen Euro liegen. Ausgehend davon ergibt sich ein operativer Cashflow von rund 1,1 Milliarden Euro. Nach Abzug der Investitionen verbleibt ein freier Cashflow von etwa 700 Millionen Euro. Die anstehenden Restrukturierungskosten dürften diesen Wert in den kommenden ein bis zwei Jahren jedoch weiter auf rund 500 Millionen Euro drücken.

Damit wird die Aktie auf Basis des kurzfristig erwarteten freien Cashflows vergleichsweise hoch bewertet. Das Unternehmen selbst rechnet erst ab 2028 oder 2029 mit einem nachhaltigen freien Cashflow von 800 Millionen bis einer Milliarde Euro. Erst dann würde sich ein attraktiveres Bewertungsniveau ergeben, das Raum für Dividenden und Aktienrückkäufe lässt.

Chancen, Risiken und Gesamteinschätzung

Kurzfristig überwiegen bei der Magnum-Aktie aus unserer Sicht die Risiken. Neben den Einmalkosten und der höheren Verschuldung könnte zusätzlicher Verkaufsdruck entstehen, wenn ehemalige Unilever-Aktionäre ihre Anteile veräußern. Zudem hält Unilever weiterhin knapp 20 Prozent der Aktien und plant, diesen Anteil in den kommenden Jahren abzubauen. Dies könnte die Kursentwicklung länger belasten.

Langfristig bleibt das Geschäftsmodell solide. Die Marke ist stark, das Geschäft profitabel und cashflow-positiv. Sollten die temporären Belastungen abklingen und der freie Cashflow wie angekündigt steigen, könnte die Aktie deutlich an Attraktivität gewinnen. Bis dahin erscheint eine abwartende Haltung gerechtfertigt, da insbesondere das Jahr 2026 finanziell herausfordernd werden dürfte.

Das Management hat inzwischen angekündigt, zukünftig 40 bis 60 Prozent des Nettogewinns als Dividende an die Aktionäre ausschütten zu wollen.

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