Tesla-Aktie: Bester Short des Jahres 2026?
Die Aktie von Tesla wird an der Börse derzeit mit hohen Erwartungen gehandelt, obwohl zentrale Erlösquellen unter zunehmendem Druck stehen. Der Abstand zwischen operativer Realität und Marktbewertung wächst damit weiter.
Ein Autobauer mit strukturellem Gegenwind
Obwohl Optimisten Tesla längst nicht mehr als klassischen Autobauer sehen wollen, stammt nach wie vor nahezu der gesamte Umsatz aus dem Fahrzeuggeschäft. Genau dieses Segment sieht sich kurz-, mittel- und langfristig erheblichen Belastungen für Wachstum und Profitabilität gegenüber.
Im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2025 lieferte Tesla zwar 497.099 Fahrzeuge aus, nachdem US-Kunden noch einmal massiv vom Auslaufen der staatlichen E-Auto-Steuergutschrift über 7.500 Dollar profitiert hatten. Dieser Sondereffekt trieb den Umsatz bis zum Quartalsende am 30. September auf den Rekordwert von 28,09 Milliarden Dollar. In den Monaten danach brach der Absatz jedoch ein, im November wurden in den USA nur noch 39.800 Fahrzeuge verkauft, der niedrigste Wert seit vier Jahren. Zwar lag das Wachstum im Jahresvergleich bei 11,6 Prozent, doch das sequenzielle Wachstum von 24,8 Prozent überlagerte diese Entwicklung deutlich.
Börseneuphorie auf wackliger Grundlage
Der kurzfristige Umsatzschub des dritten Quartals, kombiniert mit Ankündigungen rund um Robotaxis und den humanoiden Roboter Optimus, hat den Aktienkurs in euphorische Höhen getrieben. Tesla zählt inzwischen zu den am höchsten bewerteten Large-Cap-Unternehmen am US-Markt. Diese Bewertung steht jedoch im starken Kontrast zu einer absehbaren Umsatzverlangsamung in den kommenden Quartalen und zu einem politischen Umfeld, das Elektrofahrzeuge in den USA und Europa zunehmend weniger begünstigt.
Das Ende der lukrativen Emissionsgutschriften
In den USA werden Strafzahlungen für Autohersteller, die frühere, strengere Verbrauchsvorgaben verfehlen, abgeschafft. Damit fällt eine zentrale Säule der Nachfrage nach regulatorischen Emissionszertifikaten weg. Diese Einnahmen waren für Tesla besonders margenstark. Zwar war ohnehin absehbar, dass sie langfristig sinken würden, da Hersteller wie Ford Motor Company, General Motors und Stellantis ihre eigene E-Auto-Produktion hochfahren. Die politische Kehrtwende hin zu weniger Umweltregulierung beschleunigt diesen Rückgang jedoch deutlich.
Im dritten Quartal setzte Tesla mit dem Verkauf von Emissionsgutschriften 417 Millionen Dollar um, ein Rückgang von 44 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Insgesamt hat das Unternehmen mit diesem Geschäftsfeld mindestens elf Milliarden Dollar verdient, zeitweise stammten bis zu 40 Prozent des Gewinns daraus. Der aktuelle Einbruch ist struktureller Natur und spiegelt sich bislang kaum in der Börsenbewertung wider.
Robotaxi-Fantasien treiben die Bewertung
An der Börse wird Tesla derzeit bewertet wie ein hochmargiges Softwareunternehmen mit wiederkehrenden Erlösen und dreistelligen Wachstumsraten. Das Kurs-Umsatz-Verhältnis der vergangenen zwölf Monate liegt bei 17,5 und damit so hoch wie seit mehr als drei Jahren nicht mehr. Es übertrifft sogar das Niveau deutlich profitabler Technologiekonzerne wie Alphabet Inc., Meta Platforms und Microsoft. Während Microsoft im dritten Quartal einen operativen Cashflow von 45 Milliarden Dollar erwirtschaftete und diesen um 32 Prozent steigerte, lag Teslas operativer Cashflow bei 6,24 Milliarden Dollar und damit unter dem Vorjahreswert.
Ein Marktführer setzt andere Maßstäbe
Befürworter der Aktie argumentieren, Teslas zukünftiger Wert liege im autonomen Fahrdienst. Doch ausgerechnet hier ist ein anderer Anbieter klar voraus. Waymo, eine Tochter von Alphabet, plant eine Kapitalaufnahme über 15 Milliarden Dollar bei einer Bewertung von knapp 100 Milliarden Dollar. Waymo gilt als technologischer Spitzenreiter im autonomen Ride-Hailing und setzt auf Lidar-Sensorik statt auf reine Kamerasysteme.
Der globale Markt für Fahrdienste ist zwar groß, doch der Bewertungsaufschlag, den Tesla aus der Vision eines eigenen Robotaxi-Dienstes zieht, übersteigt inzwischen die kombinierte Marktkapitalisierung der etablierten Anbieter Uber Technologies, Lyft und Grab Holdings deutlich.
Regulierung als Wachstumsbremse
Tesla muss nicht nur gegen die starke Marktposition von Uber antreten, sondern steht auch vor regulatorischen Hürden. Autonome Fahrdienste sind in den USA bislang nur eingeschränkt zugelassen, meist mit verpflichtender menschlicher Aufsicht. Städte wie New York erlauben zwar Tests, aber keinen vollautonomen Betrieb. Vor diesem Hintergrund dürfte Teslas Ride-Hailing-Umsatz selbst im Jahr 2028 nur einen Bruchteil der Erlöse von Uber erreichen, während die Aktie bereits so bewertet wird, als dominiere das Unternehmen den gesamten Weltmarkt.
Bewertung trifft auf Realität
Die Margen haben sich zuletzt etwas erholt, getragen von höheren Auslieferungen im Vorfeld des Auslaufens der E-Auto-Förderung. Analysten setzen dennoch große Hoffnungen auf Robotaxis. So rechnet Morgan Stanley langfristig mit einer Million autonomer Tesla-Fahrzeuge auf den Straßen, während Wedbush der Aktie kurzfristig eine Marktkapitalisierung von zwei Billionen Dollar zutraut. Zum Vergleich: Waymo betreibt derzeit rund 2.500 Robotaxis in fünf US-Städten, Tesla lediglich eine zweistellige Anzahl. Vor diesem Hintergrund erscheint die Diskrepanz zwischen Bewertung und operativer Basis erheblich.
Einen starken Einbruch der Tesla-Aktie erwarten wir 2026 zwar nicht, jedoch gibt es genug Tech-Werte mit einem deutlich günstigeren Chance-Risiko-Profil.
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ℹ️ Tesla in Kürze
- Der 2003 gegründete US-Autohersteller mit Hauptsitz in Austin im US-Bundesstaat Texas ist derzeit der weltweit zweitgrößte Hersteller von Elektroautos. Neben Fahrzeugen stellt Tesla (WKN: A1CX3T) auch Batteriespeicher und Photovoltaikanlagen her.
- Die Fahrzeuge und teilweise auch die Batterien werden in Gigafactories genannten Großfabriken produziert. Derzeit betreibt Tesla Gigafactories in den USA, Deutschland und China.
- Tesla ist Mitglied in den US-Leitindizes Nasdaq 100 und S&P 500. Der Unternehmenswert liegt aktuell bei 1,52 Billionen US$.