Nucera-Aktie: Jetzt auf den Turnaround setzen?

Ende November sackte die Nucera-Aktie auf ein neues Allzeittief ab. Doch seitdem hat sich der Kurs des Wasserstoffkonzerns wieder um über +10% berappelt. Wird die Nucera-Aktie derzeit unter ihrem Wert an der Börse gehandelt und sollten Anleger hier einsteigen?

Zahlen für das letzte Geschäftsjahr

Bevor ich auf diese Frage eingehe, will ich noch kurz die Zahlen von Nucera für das Ende September abgelaufene Geschäftsjahr vorstellen. Der Umsatz des Elektrolyseurherstellers ging leicht von 862 auf 845 Millionen € zurück.

Positiv zu werten ist jedoch die Tatsache, dass Nucera trotz dieses Umsatzrückgangs operativ die Gewinnschwelle überschritt. Der Wasserstoffkonzern drehte einen EBIT-Verlust von -14 Millionen € in einen Mini-Gewinn von 2 Millionen €. Der Free Cashflow verbesserte sich sogar deutlich von -78 Millionen € auf 11 Millionen €.

Ein düsteres Bild zeigt sich jedoch beim Auftragseingang. Er schrumpfte im vergangenen Geschäftsjahr von 636 Millionen € auf 348 Millionen €. Der Auftragsgesamtbestand von Nucera liegt damit nur noch bei 606 Millionen €, also deutlich weniger als bei einem Jahresumsatz. Hauptverantwortlich für den Einbruch bei den neuen Aufträgen ist das schwache Geschäft mit grünem Wasserstoff.

Übrigens: Für wachstumsorientierte Anleger bietet unser brandneuer Report „3 Top-Picks 2026“ wertvolle Einblicke in drei Technologie-Aktien, die das Potenzial haben, zu den großen Gewinnern des neuen Jahres zu werden.

Ein starkes und ein schwaches Segment

Derzeit zeigt das Chlor-Alkali-Segment die deutlich bessere Performance als das Geschäft mit grünem Wasserstoff. Während der Umsatz mit CA-Elektrolyseuren im abgelaufenen Geschäftsjahr um 15% stieg, ging das Geschäft mit grünem Wasserstoff um -12% zurück.

Wichtig für Nucera ist, dass die Geschäftsentwicklung zunehmend weniger vom Neubaugeschäft abhängig ist. Der Auftragseingang im Servicegeschäft legte um 45 Millionen € auf 241 Millionen € zu. Der Anlagenservice verspricht nicht nur wiederkehrende Erlöse, sondern auch höhere Margen als der Verkauf neuer Elektrolyseure.

Eine schockierende Prognose

Im November schockierte der deutsche Wasserstoffkonzern die Börse mit einer sehr schwachen Prognose für das laufende Geschäftsjahr 2025/26, was die Nucera-Aktie auf ihr Allzeittief schickte. Das Management rechnet mit einem Umsatzrückgang auf 500 bis 600 Millionen € und abermals mit einem operativen Verlust von bis zu -30 Millionen €.

Verantwortlich für den Umsatzeinbruch ist fast ausschließlich das Segment Grüner Wasserstoff. Hier geht Nucera von einem Umsatzrückgang von 459 auf 150 bis 220 Millionen € aus. Im Chlor-Alkali-Bereich dürfte der Umsatz in etwa auf dem Niveau des Vorjahres liegen.

Leicht im Aufwärtstrend

Die Nucera-Aktie befindet sich seit ihrem Allzeittief Ende November wieder in einem leichten Aufwärtstrend. Ein wichtiger nächster Schritt wäre das Kreuzen der 50-Tage-Linie, die derzeit bei ca. 8,90 € verläuft.

Sehr viel Geduld gefragt

Für Wasserstoffaktien im Allgemeinen und für die Nucera-Aktie im Besonderen brauchen Anleger viel Geduld. Der deutsche Elektrolyseurhersteller erlebt momentan nicht nur eine Umsatzabflachung, sondern eine massive Umsatzdelle. Viel zu stark ist Nucera derzeit noch vom sehr instabilen Neubaugeschäfts mit grünem Wasserstoff abhängig. Der Anteil des stabilen Servicegeschäfts ist noch viel zu gering.

Für mich gibt es derzeit spannendere Investments in der Wasserstoffbranche als die Nucera-Aktie. Sie ist zweifellos ein interessanter Turnaround-Case, aber bei weiteren Umsatzverschiebungen dürfte der Aktienkurs weiter nachgeben und auf ein neues Allzeittief fallen.

Strategisch ist Nucera durch seine zweigleisige Strategie meiner Ansicht nach zwar auf dem richtigen Weg unterwegs. Aber die Früchte dieser Strategie werden erst in einigen Jahren zu ernten sein.

Bis dahin müssen sich Anleger noch auf große Kursschwankungen bei der Nucera-Aktie einstellen. Eine kontinuierlich positive Geschäftsentwicklung ist derzeit noch nicht in Sicht.