Netflix-Aktie: Warum mag die Börse das nicht?

Jetzt ist es also öffentlich: Netflix wird Warner Bros. übernehmen. Aber die Börse scheint von dem Deal wenig angetan zu sein, denn die Netflix-Aktie notiert auch zum Wochenschluss mit 3% im Minus. Was sind die Details des Deals und ist Netflix damit wirklich ein Gewinner?

Die Fakten

Netflix wird den Medienkonzern Warner Bros. Discovery für 72 Milliarden US$ übernehmen. Inklusive übernommener Schulden beläuft sich der Gesamtwert der Transaktion auf 82,7 Milliarden US$. Finanziert wird die Übernahme teilweise in Cash und in Netflix-Aktien.

Der Streaming-Riese bekommt seine „Braut“ so geliefert, wie er sie sich immer schon wünschte. Warner Bros. wird im Vorfeld sein Kabelgeschäft mit Sendern wie CNN und TNT abspalten. Netflix hat sich von Anfang an nur für den Streaming-Dienst HBO Max und das legendäre Hollywood-Studio von Warner Bros. Interessiert.

Das Kabelgeschäft des Warner-Konzerns leidet massiv unter der Schwäche des analogen Fernsehens. Allein im letzten Quartal brach der Umsatz der Sparte aufgrund massiv rückläufiger Werbeerlöse um 23% ein.

Wird der Deal durchgehen?

Wegen der politischen Dimension der Transaktion ist das eine sehr spannende Frage. Der Wettbewerber von Netflix im Bieterrennen um Warner Bros., die Paramount Skydance-Gruppe, warf dem Verkäufer bereits vor, den Prozess unfair zugunsten von Netflix manipuliert zu haben. Paramount steht unter der Kontrolle der Familie Ellison, die beste Kontakte ins Weiße Haus besitzt.

Medienberichten zufolge steht auch die Trump-Administration der Übernahme von Warner durch Netflix sehr kritisch gegenüber. Das letzte Wort in dieser Angelegenheit haben sowieso die Wettbewerbsbehörden in den USA und auch in Europa. Sie werden sich die neue Marktmacht des Unterhaltungskonzerns im Streaming-Geschäft sehr genau ansehen. Dieser Deal ist keineswegs ein Selbstläufer.

Das Closing der Transaktion ist für das dritte Quartal des kommenden Jahres avisiert. Ob das in Anbetracht der bevorstehenden Prüfungen durch internationale Wettbewerbsbehörden klappt, ist meiner Meinung nach fraglich.

Wieder zweistellige Kurse

Die Netflix-Aktie ist seit einem halben Jahr in einem Abwärtstrend gefangen. Am Freitagmorgen rutschte der Kurs erstmals seit April wieder in den zweistelligen Bereich.

Bei 97 US$ erwartet den Streaming-Titel ein wichtiger Support. Sollte er nicht halten, wäre ein Absturz auf 85 US$ charttechnisch wahrscheinlich.

Teuer, aber vernünftig

Für Netflix ist die Übernahme von Warner Bros. in meinen Augen ein strategisch fantastischer Schachzug. Mit HBO Max verleibt sich der Streaming-Riese einen seiner wichtigsten Konkurrenten ein und erhöht damit die Zahl seiner Abonnenten mit einem Schlag um ca. 130 Millionen - keine Kleinigkeit.

In Zukunft werden Netflix-Kunden auch in den Genuss des Serienkatalogs von HBO Max kommen, zu dem erfolgreiche Serien wie Friends, The Big Bang Theory, The Sopranos, Game of Thrones, The White Lotus und The Last of Us zählen. Doch damit nicht genug. Netflix erhält auch Zugriff auf den gewaltigen Content-Katalog von Warner Bros. Die Harry Potter-Reihe, der Herr der Ringe, die The Dark Knight-Triologie und die Matrix-Reihe sind nur die Spitze des Eisbergs an weltberühmten Film(reihen) aus dem legendären Hollywood-Studio.

Auch die Kostensynergien zwischen den beiden Konzernen dürften ein signifikantes Ausmaß haben. Netflix selbst stellt ein jährliches Einsparpotenzial von 2 bis 3 Milliarden US$ in Aussicht.

Aber trotz aller Vorteile ist der Deal für Netflix teuer erkauft. Warner Bros. hat in den letzten drei Jahren operativ so gut wie keinen Gewinn gemacht. Dafür ist der Kaufpreis sehr sportlich. Die Börse ist deshalb wahrscheinlich auch nicht besonders begeistert.

Ich glaube, dass sich der Deal für Netflix mittel- bis langfristig trotzdem rentiert. Er gibt dem Streaming-Riesen ein gewaltiges Marktpotenzial. Kunden, die ihre Freizeit gerne mit Filmen und Serien verbinden, kommen in Zukunft an Netflix nicht mehr vorbei. Die Netflix-Aktie ist in meinen Augen einen Kauf immer noch einen Kauf wert.

3 Top-KI-Aktien

Übrigens: Für all jene, die sich fragen, welche KI-Unternehmen das Zeug zum Branchen-Primus haben, liefert unser Report „KI-Gewinner 2026“ wertvolle Einblicke in die Top-Aktien von morgen.