Krypto-Aktien: Droht ein großer Sell-Off?
Der Indexanbieter MSCI überlegt gerade, wie mit Unternehmen umzugehen ist, die große Mengen Bitcoin in ihren Bilanzen halten. Die Konsequenzen könnten heftig sein. Zwischen 10 und 15 Milliarden US$ an erzwungenen Verkäufen stehen im Raum, falls die geplante Regeländerung tatsächlich kommt. Und das betrifft nicht nur Aktien wie MicroStrategy oder Coinbase. Auch Bitcoin selbst könnte unter Druck geraten.
50 Prozent Krypto und man fliegt raus?
Der Vorschlag ist simpel und brutal zugleich. Wer mehr als 50 Prozent seiner Vermögenswerte in digitalen Assets hält, könnte aus den MSCI Global Investable Market Indexes gestrichen werden. Die Konsultationsphase läuft noch bis zum 15. Januar 2026. Entscheidet sich MSCI dafür, treten die Änderungen wohl im Februar 2026 in Kraft.
Was mich dabei stutzig macht, ist die starre Schwelle. MSCI bewertet ausschließlich die Bilanzstruktur, nicht das operative Geschäftsmodell. Strategy hält über 671.000 Bitcoin als langfristige Treasury-Allokation – eine bewusst gewählte Kapitalstruktur-Entscheidung. Steigt der Bitcoin-Preis weiter, kann allein dieser Kurseffekt dazu führen, dass die 50-Prozent-Marke überschritten wird. Ein Index-Ausschluss wäre dann möglich, obwohl sich am operativen Geschäft nichts geändert hat.
Was das für passive Fonds bedeutet
MSCI-Indizes steuern Billionen an institutionellem Kapital. ETFs und Investmentfonds, die diese Indizes nachbilden, müssen bei einem Ausschluss automatisch verkaufen. Rund 39 börsennotierte Unternehmen mit hoher Krypto-Exponierung sind betroffen. Ihr kumulierter Börsenwert liegt bei etwa 113 Mrd. US$. Analysten rechnen mit Abflüssen zwischen 10 und 15 Mrd. US$. JPMorgan schätzt, dass allein MicroStrategy Verkäufe von rund 2,8 Mrd. US$ auslösen könnte.
Das ist nicht irgendeine akademische Übung. Solche Zahlen bewegen Märkte. Und zwar schnell.
Ein Teufelskreis droht
Die Sache könnte sich selbst verstärken. Fallen die Aktienkurse der betroffenen Unternehmen, rutschen sie womöglich noch tiefer in die Krypto-Kategorie. Weitere Indexausschlüsse folgen, mehr Verkäufe kommen. Und am Ende könnte auch Bitcoin selbst in den Strudel geraten. Unternehmen mit hoher BTC-Beteiligung könnten gezwungen sein, ihre Positionen anzupassen oder zumindest bilanzielle Manöver zu fahren, nur um die Indexaufnahme zu retten.
Institutionelle Anleger reagieren oft nervös, wenn Unsicherheit über Indexzugehörigkeit herrscht. Das dämpft nicht nur die Kurse kurzfristig, sondern bremst auch die Adoption von Krypto-Assets in Unternehmensbilanzen generell.
Längerfristige Folgen für die Branche
Unternehmen könnten zögern, Bitcoin oder andere digitale Assets als Treasury-Reserven aufzubauen, wenn sie dadurch Gefahr laufen, aus wichtigen Indizes zu fliegen. Das widerspricht im Kern dem Gedanken der Indexneutralität, die passive Investments eigentlich garantieren sollen.
Dazu kommt die Frage der Bilanzierung. Firmen könnten künftig überlegen, wie sie Krypto-Bestände ausweisen oder in Tochtergesellschaften auslagern, nur um formale Schwellenwerte zu umgehen. Das wäre eine Kapitalallokation nach Indexlogik statt nach fundamentalen Geschäftsüberlegungen. Keine gute Entwicklung.
Fazit
Ich persönlich halte die geplante Regelung für problematisch. Sie blendet die Realität moderner Treasury-Strategien weitgehend aus und behandelt Bitcoin pauschal als Risikofaktor, ohne die dahinterstehende Logik zu berücksichtigen. Natürlich muss sich MSCI mit digitalen Assets auseinandersetzen. Eine starre 50-Prozent-Grenze wirkt dabei jedoch eher wie ein bürokratischer Schnellschuss als wie eine wirklich durchdachte Lösung.
Die kommenden Monate werden zeigen, ob aus dem Markt und von institutioneller Seite genug Widerstand kommt, um den Vorschlag zumindest abzumildern. Sollte die Entscheidung bis zum 15. Januar letztlich positiv für Strategy ausfallen, könnte das nicht nur für das Unternehmen selbst, sondern auch für den gesamten Krypto-Markt ein spürbares Aufatmen bedeuten. Bis dahin bleibt jedoch eine erhebliche Unsicherheit bestehen.
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