Incyte: Neuer CEO, neue Perspektive?
Das US-Pharmaunternehmen Incyte verzeichnet starkes Wachstum. Trotzdem kommt der Kurs noch nicht richtig zum Laufen. Ändert sich das jetzt durch einen CEO-Wechsel?
Strategischer Neuanfang
Die Incyte Corporation hat kürzlich einen bedeutenden Wechsel an der Unternehmensspitze bekannt gegeben. Mit Bill Meury übernimmt ein erfahrener Manager das Ruder, der bereits bei wachstumsstarken Unternehmen wie Anthos Therapeutics und Karuna Therapeutics Führungsrollen innehatte.
Die Personalentscheidung deutet auf eine neue strategische Ausrichtung hin, bei der vor allem Unternehmenszukäufe stärker in den Fokus rücken könnten. Damit will Incyte sein Geschäftsmodell erweitern, Umsatzwachstum beschleunigen und sich gegen drohende Patentverluste absichern. Angesichts der aktuellen Unternehmenszahlen scheint dieser Kurs vielversprechend und könnte die Aktie auch für neue Investoren attraktiv machen.
Starke Umsatzentwicklung
Im ersten Quartal 2025 verzeichnete Incyte einen Umsatz von über einer Milliarde US-Dollar – konkret 1,053 Milliarden –, was einem Wachstum von 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht. Maßgeblich verantwortlich für diesen Erfolg sind zwei Produkte auf Basis des Wirkstoffs Ruxolitinib: Jakafi und Opzelura.
Jakafi ist seit Längerem in den USA für die Behandlung von Myelofibrose, Polycythaemia vera und Graft-versus-Host-Erkrankung zugelassen und bleibt das wichtigste Produkt im Portfolio von Incyte. Mit einem Umsatz von 709 Millionen US-Dollar im ersten Quartal stellt es mehr als zwei Drittel der Gesamterlöse dar. Die Umsatzverteilung innerhalb der Indikationen zeigt, dass sowohl die Behandlung von Polycythaemia vera als auch von GVHD überdurchschnittlich stark gewachsen sind, was auf eine anhaltend hohe Nachfrage in mehreren Anwendungsbereichen hinweist. In Reaktion auf diese Entwicklung hat das Unternehmen seine Jahresprognose angehoben und rechnet nun mit einem Gesamtumsatz zwischen 2,95 und 3,0 Milliarden US-Dollar – ein deutliches Zeichen des Vertrauens in die Zukunft von Jakafi.
Auch Opzelura entwickelt sich zu einem wichtigen Umsatzträger. Das Medikament ist in den USA für die Behandlung von atopischer Dermatitis sowie nicht-segmentaler Vitiligo zugelassen und erzielte im ersten Quartal 2025 einen Umsatz von 119 Millionen US-Dollar – ein bemerkenswerter Anstieg von 38 Prozent im Jahresvergleich. Die Prognose für das Gesamtjahr liegt weiterhin zwischen 630 und 670 Millionen US-Dollar, wobei dieses Ziel unter der Voraussetzung eines stabilen Wachstums als erreichbar, wenngleich ambitioniert, gilt.
Bedrohung durch nahendes Ende des Patentschutzes
Trotz dieser erfreulichen Zahlen steht Incyte mittelfristig vor einer erheblichen Herausforderung. Der Patentschutz für Ruxolitinib, dem Wirkstoff hinter Jakafi und Opzelura, läuft im Jahr 2028 aus. Dies könnte zu einem deutlichen Rückgang der Umsätze führen, da mit der Patentablauf üblicherweise günstigere Generika auf den Markt drängen. Incyte steht somit unter erheblichem Druck, bis dahin neue, margenstarke Produkte zu entwickeln oder zu erwerben, um die entstehende Lücke zu schließen.
Neue Arzneimittel sollen die Zukunft sichern
Um der erwarteten Markterosion entgegenzuwirken, setzt Incyte auf mehrere vielversprechende Wirkstoffe in der späten Entwicklungs- oder Einführungsphase – insbesondere aus dem Bereich der Hämatologie und Onkologie. Hierbei handelt es sich um drei Produkte mit Potenzial, sich im Markt zu etablieren und substanzielle Beiträge zum Gesamtumsatz zu leisten.
Ein erstes Beispiel ist Niktimvo, ein monoklonaler Antikörper, der als Drittlinientherapie bei GVHD zugelassen ist. Bereits in den ersten beiden Monaten nach Markteinführung in den USA erwirtschaftete das Produkt 14 Millionen US-Dollar – ein gutes Zeichen für die Marktdurchdringung. Die langfristige Umsatzschätzung liegt bei bis zu 200 Millionen US-Dollar, wobei Incyte aufgrund einer Gewinnbeteiligung mit Syndax etwa die Hälfte davon behalten wird.
Ein weiteres neues Produkt ist Retifanlimab, das unter dem Markennamen Zynyz zur Behandlung von Plattenepithelkarzinomen des Analkanals vorgesehen ist – sowohl in Kombinationstherapien als auch als Monotherapie. Experten prognostizieren mögliche Spitzenumsätze von etwa 300 Millionen US-Dollar, wobei die tatsächliche Entwicklung stark von weiteren Zulassungen für zusätzliche Indikationen abhängen wird.
Auch Tafasitamab, vertrieben unter dem Namen Monjuvi, stellt eine wichtige Erweiterung des Produktportfolios dar. Das Medikament wurde kürzlich zur Behandlung von follikulärem Lymphom zugelassen, und seit Anfang 2024 besitzt Incyte die weltweiten Vermarktungsrechte. Der Umsatz im ersten Quartal 2025 lag bei 30 Millionen US-Dollar. Für die kommenden Jahre werden Spitzenumsätze von bis zu 500 Millionen US-Dollar erwartet, wobei weiteres Potenzial in neuen Indikationen liegt.
Trotz dieser Produktpipeline ist festzuhalten, dass der erwartete kombinierte Umsatz aus den neuen Medikamenten deutlich unter den aktuellen Einnahmen durch Ruxolitinib liegt. Die Entwicklung weiterer innovativer Wirkstoffe oder die Ausweitung bestehender Zulassungen wird entscheidend sein, um die erwarteten Verluste ab 2028 vollständig auszugleichen.
Finanzielle Lage und Bewertung im Branchenvergleich
Finanziell steht Incyte solide da. Das Unternehmen wird derzeit mit etwa 13 Milliarden US-Dollar bewertet. Die Bilanz weist Vermögenswerte in Höhe von 5,7 Milliarden aus, davon 2,4 Milliarden in Form liquider Mittel. Die Gesamtverbindlichkeiten belaufen sich auf 2,1 Milliarden US-Dollar, was ein Eigenkapital von 3,7 Milliarden ergibt. Im ersten Quartal 2025 erwirtschaftete Incyte zudem einen Nettogewinn von 158 Millionen US-Dollar sowie einen positiven Cashflow von 254 Millionen US-Dollar, wovon der Großteil aus dem operativen Geschäft stammt.
Im Vergleich zu Wettbewerbern wie Exelixis oder Jazz Pharmaceuticals erscheint die Aktie angemessen bewertet. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt bei 15,21 und damit unter dem von Exelixis (19,06). Das Kurs-Umsatz-Verhältnis von 3,11 liegt zwischen dem von EXEL (5,4) und JAZZ (1,65). Auch das Kurs-Buchwert-Verhältnis bewegt sich im Branchendurchschnitt.
Mit einem derzeitigen Aktienkurs von rund 70 US-Dollar handelt die Aktie innerhalb einer stabilen Spanne von 50 bis 80 US-Dollar. Angesichts der finanziellen Kennzahlen und der zukünftigen Wachstumsperspektiven erscheint der aktuelle Kurs als sinnvoller Einstiegspunkt, insbesondere mit dem Potenzial, bei anhaltend positiver Entwicklung die 80-Dollar-Marke zu überschreiten.
Worauf Anleger achten sollten
Trotz aller positiven Signale ist ein gewisses Risiko nicht von der Hand zu weisen. So ist nicht garantiert, dass sich der Umsatz mit Ruxolitinib dauerhaft auf dem aktuellen Niveau halten lässt. Auch kleinere Enttäuschungen – etwa beim Erreichen der Umsatzziele – könnten kurzfristig zu Kursverlusten führen. Hinzu kommt, dass bereits hohe Erwartungen an neue Produktzulassungen und laufende klinische Programme im Aktienkurs eingepreist sind. Verzögerungen oder Misserfolge könnten sich somit deutlich negativ auswirken.
Ein interessanter Wert mit Perspektive
Mit der Ernennung eines neuen CEO und dem strategischen Fokus auf Wachstum durch Akquisitionen sendet Incyte ein klares Signal an den Markt. Die bisherigen Erfolge mit Jakafi und Opzelura bilden ein solides Fundament, während neue Produkte vielversprechende Zusatzpotenziale bieten. Angesichts des absehbaren Endes des Patentschutzes für Ruxolitinib ist der eingeschlagene Weg nachvollziehbar und richtig. Die kommenden Jahre versprechen weiteres Wachstum – sowohl operativ als auch durch gezielte Übernahmen. Für langfristig orientierte Anleger stellt die Aktie von Incyte daher eine attraktive Kaufmöglichkeit dar.
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