Hochtief-Aktie: Reichen diese Faktoren für weiteres Potenzial?
Die einst langweilige Hochtief-Aktie mutierte zuletzt zu einem Börsenfavoriten. Notierte sie Mitte des Jahres noch bei 155 €, steht sie am Donnerstag aktuell bei 318 €. Was sind die Beweggründe und wie geht es weiter?
Treibende Faktoren
Der starke Kursanstieg seit Anfang November dürfte hauptsächlich auf die Fantasie um den Wiederaufbau der Ukraine zurückzuführen sein. Seitdem Trump einen 28-Punkte-Plan für einen Frieden in der Ukraine vorlegte, rücken die diplomatischen Verhandlungen immer stärker in den Fokus. Mittlerweile sind auch die Europäer stark involviert.
Sollte ein Waffenstillstand und später ein Friedensabkommen zustande kommen, beginnt der Wiederaufbau in der Ukraine. Die ehemalige Infrastruktur ist in hohem Maße beschädigt oder zerstört. Straßen, Häuser, Brücken und Energiekomplexe litten unter dem Bombardement der Russen sehr stark.
Genaue Schätzungen der Kosten für den Wiederaufbau gibt es nicht, es werden jedoch Zahlen von 500 Milliarden US$ und mehr genannt. Weitere Treiber sind das deutsche Sondervermögen für Infrastruktur sowie der große Bedarf an KI-Rechenzentren.
Hochtief als Profiteur
Um den Wiederaufbau zu bewerkstelligen, werden ausländische Infrastrukturunternehmen wie Hochtief benötigt. Zu deren Kompetenzen gehören die Entwicklung, das Ausführen und das Verwalten von wichtigen Bauarbeiten.
Um die notwendigen Kapazitäten zu schaffen, könnte eine Niederlassung in der Ukraine erfolgen. Ukrainer würden als Bauarbeiter und Ingenieure eingestellt werden. Somit würden auch die Menschen in dem verwüsteten Land wieder eine Perspektive bekommen.
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Prognose angehoben
Mit der Bekanntgabe der Quartalszahlen vom 6. November wurde auch die Gewinnprognose angehoben. Statt eines operativen Gewinns von 680 bis 730 Millionen € stehen jetzt 750 bis 780 Millionen € auf dem Zettel. Die Basis hierfür ist das dynamische Wachstum der US-Tochter Turner.
In den ersten neun Monaten wurden bereits 537,5 Millionen erreicht – gegenüber dem Vorjahreszeitraum ist das ein Anstieg von 19,4%. Der Umsatz verbesserte sich ebenfalls um 19,2% auf 28,1 Milliarden €.
Besonders hervorzuheben ist der hohe Auftragseingang mit 36,6 Milliarden €; der gesamte Auftragsbestand lag zum Quartalsende bei 69,5 Milliarden €. Aus dem Sondervermögen von Deutschland für die Infrastruktur werden noch hohe Aufträge hinzukommen.
Unternehmenschef Juan Santamaría Cases, kommentierte die zukünftigen Aussichten so:
Hochtief baut seine Position als weltweit führender Anbieter von Spitzentechnologie-Infrastrukturprojekten weiter aus.
Korrektur könnte weitergehen
Das Unternehmen befindet sich momentan in einer sehr starken Position und wird diese zukünftig auch beibehalten. Dennoch bin ich der Meinung, dass durch den starken Kursanstieg nur noch wenig Potenzial vorhanden ist. Die Korrektur in den letzten Tagen könnte sich weiter fortsetzen. Ein fairer Wert dürfte bei 300 € liegen.
Um all die anstehenden Maßnahmen zügig abarbeiten zu können, müsste das Unternehmen die Kapazitäten deutlich aufstocken. Der Kapazitätsausbau führt zunächst einmal jedoch zu höheren Kosten.
Die Marktanalysten sind sehr unterschiedlicher Ansichten. Jefferies sieht den fairen Wert bei 163 €, das entspricht der Hälfte des aktuellen Kurses. Barclays Capital bewertet die Aktie mit 280 €, das bedeutet noch ein hohes Korrekturpotenzial. Bernstein mit 305 € kommt zu einem ähnlichen Ergebnis. Exane BNP Paribas stufte die Aktie mit Outperform für 2026 ein.
10 starke Dividenden-Aktien für 2026
Was für die Aktie spricht, ist die aktuelle Dividendenrendite von 1,6%. Apropos: Einige Dividenden-Titel bieten aktuell ein besonders attraktives Chance-Risiko-Verhältnis. Diese zehn Aktien kombinieren regelmäßige Ausschüttungen mit möglichen Kurssteigerungen – eine Kombination, die Beachtung verdient.
Mein Fazit: Bei dem jetzigen Kursniveau sollten Anleger vorerst an der Außenlinie abwarten. Hier werden die Ukraine-Aussichten und die anderen Aspekte als zu hoch eingeschätzt.
ℹ️ Hochtief in Kürze
- Hochtief (WKN: 607000) ist ein internationaler, führender Baukonzern. Neben dem klassischen Baugeschäft entwickelt der Konzern sich immer mehr zum Projekt-Unternehmen mit einem breiten Dienstleistungsgeschäft.
- Neben dem Hauptsitz in Essen unterhält der Konzern weltweit Niederlassungen. Großaktionär mit 77,5% ist die spanische ACS-Gruppe.
- Die Aktie ist im MDAX gelistet und wird aktuell mit knapp 24 Milliarden € bewertet.