Gerresheimer-Aktie: Ist das der Beginn eines großen Comebacks?

Kursgewinne trotz schlechter Nachrichten

Erst vor drei Wochen sackte der Kurs der Gerresheimer-Aktie auf ein 15-Jahrestief bei 23,50 € ab. Wer so klug war, zu diesem Zeitpunkt in den Spezialverpackungshersteller zu investieren, darf sich bis heute über einen Kursgewinn von knapp +20% freuen. Arbeitet die Gerresheimer-Aktie still und heimlich an ihrem Comeback oder müssen Anleger mit noch Schlimmerem rechnen?

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Drei schlechte Nachrichten

Es ist in der Tat eine erstaunliche Entwicklung. Die Nachrichtenlage könnte kaum schlechter sein und trotzdem arbeitet sich die Gerresheimer-Aktie Stück für Stück nach oben. Was ist zuletzt geschehen?

Vorwürfe eines Leerverkäufers

Mitte der Woche machte das Analysehaus Morpheus Research Gerresheimer in einer Studie schwere Vorwürfe. Die Morpheus-Analysten warfen dem Verpackungsproduzenten aggressive Bilanzierungsmethoden vor, mit denen das Wachstum künstlich hochgehalten werden soll. Im Detail behauptet Morpheus Research, dass Gerresheimer gestiegene Kundenanzahlungen nutzte, um das wahre Bilanzbild zu verzerren und finanzielle Engpässe zu verschleiern.

Nun muss man wissen, dass Morpheus auch ein Leerverkäufer ist, der wahrscheinlich von einem sinkenden Kurs der Gerresheimer-Aktie profitiert. Hinter den Wahrheitsgehalt der Anschuldigungen muss man deshalb meiner Ansicht nach mindestens ein Fragezeichen machen?

Hohe Verschuldung

Ein weiterer Vorwurf von Morpheus Research an das Unternehmen lautet, dass die Akquisition von Bormioli Pharma wenig bis keinen strategischen Wert hatte. Die Übernahme hat die Verschuldung von Gerresheimer spürbar erhöht. Der Verschuldungsgrad (Nettofinanzverbindlichkeiten / EBITDA) liegt nach Einschätzung von Morpheus bereits über dem Faktor 4 - ein Warnsignal.

Die zuvor genannten aggressiven Bilanzierungsmethoden beziehen sich laut dem Leerverkäufer auch auf die Bewertung von Bormioli in der Bilanz. Morpheus spielt damit auf eine mögliche Abschreibung auf den bilanzierten Firmenwert an.

Rauswurf aus dem MDAX

Und als wäre das schon nicht genug der schlechten Nachrichten, gibt es noch eine dritte: Die Gerresheimer-Aktie steigt von der zweiten in die dritte deutsche Börsenliga ab. Soll heißen, sie fliegt aus dem MDAX raus und wird ab dem 22. Dezember im SDAX gelistet.

Der Abstieg vom deutschen Nebenwerte- in den Small Cap Index ist nicht nur ein Prestigeverlust, sondern könnte auch den Kurs der Gerresheimer-Aktie unter Druck setzen. Grund dafür ist, dass wesentlich mehr Investmentfonds den MDAX nachbilden als den SDAX. Das sorgt unweigerlich für Verkaufsdruck.

Der Boden ist gefunden

Die Gerresheimer-Aktie scheint bei ca. 23 € fürs Erste ihren Boden gefunden zu haben. In den letzten drei Wochen wurde das 15-Jahrestief kein weiteres Mal getestet. Für eine Trendwende muss der zukünftige SDAX-Titel im nächsten Schritt aber die Marke von 30 € überwinden.

Auf die Zahlen und nicht auf die Nachrichten schauen

Ich habe die Gerresheimer-Aktie nach ihrem massiven Kurssturz Anfang Oktober zum Kauf empfohlen und ich stehe nach wie vor zu dieser Empfehlung. Dass die Aktie innerhalb von nur zwölf Monaten zwei Drittel ihres Wertes eingebüßt hat, sehe ich ganz klar als Überreaktion der Börse.

Und die aktuelle Kursentwicklung scheint mir Recht zu geben. Die Gerresheimer-Aktie zeigt sich völlig unbeeindruckt von den schlechten Nachrichten.

Normalerweise führen Shortseller-Berichte und Indexrauswürfe zu massiven Kurseinbrüchen. Nicht so bei Gerresheimer. Das ist für mich ein klares Indiz dafür, dass inzwischen alle negativen Nachrichten vollständig in den Aktienkurs eingepreist sind.

Anleger sollten sich meiner Einschätzung nach vielmehr auf die Zahlen als auf die Nachrichten fokussieren. Gerresheimer ist nach wie vor ein wachsendes und gut profitables Unternehmen. Mit einem Forward-KGV von knapp über 6 ist die Gerresheimer-Aktie ein echtes Schnäppchen. Anleger mit guten Nerven haben hier die Chance auf eine deutlich überdurchschnittliche Rendite.

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ℹ️ Gerresheimer in Kürze

  • Die Gerresheimer AG (WKN: A0LD6E) stellt Spezialprodukte in den Bereichen Glas und Kunststoff insbesondere für die Pharma- sowie Healthcare-Industrie her und gilt als weltweit führender Schlüssellieferant für diese Branchen. Die Produkte reichen vom Insulin-Pen bis zu Ampullen, aber auch schnöde Parfümflakons gehören zum Portfolio.
  • Der Hauptsitz ist in Düsseldorf, daneben ist der Konzern weltweit mit Standorten in Europa, Asien und Amerika vertreten.
  • Die Aktie ist im MDAX gelistet, die Marktkapitalisierung beträgt aktuell ca. 960 Millionen €.
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