Gerresheimer-Aktie -13%: Ins fallende Messer greifen?

Gerresheimer-Aktionäre sind leidgeprüfte Wesen. Die Aktie des Spezialverpackungsherstellers ist in den letzten zwölf Monaten bereits um über -50% eingebrochen und am Donnerstagmorgen geht es um weitere -13% in den Kurskeller. Was steckt hinter dem erneuten Kurseinbruch der Gerresheimer-Aktie und können Anleger hier ein tolles Schnäppchen machen?

Die Jahresprognose wird korrigiert

Es ist eine Nachricht, die Anleger ganz und gar nicht gerne hören: Gerresheimer kappt seine Jahresprognose. Am Mittwochabend gab das Management des Verpackungsherstellers bekannt, dass man nunmehr für 2025 mit einem Umsatzrückgang von bis zu 4% rechne. Bislang ging das Unternehmen noch von einem leichten Wachstum im laufenden Jahr aus.

Auch bei der EBITDA-Marge reduzierte Gerresheimer die Prognose. Während das Unternehmen bislang eine operative Marge von rund 20% anpeilte, geht die Unternehmensführung nun nur noch von einem Wert zwischen 18,5 und 19,0% aus.

Folglich geht Gerresheimer auch von einem Rückgang des bereinigten Ergebnisses je Aktie aus. Bislang prognostizierte das Management einen Rückgang im unteren zweistelligen Prozentbereich. Nun rechnet es von einem Minus im mittleren zweistelligen Bereich.

Grund für die Prognosekorrektur für das Gesamtjahr war die schwache Geschäftsentwicklung im dritten Quartal. Der organische Umsatz ging um 1,2% gegenüber dem Vorjahr auf 560,7 Millionen € zurück. Das bereinigte EBITDA belief sich auf 103,4 Millionen €, die operative Marge lag damit bei 18,4%.

Besserung ist nicht in Sicht. Der Hersteller von Spezialverpackung sieht eine anhaltend gedämpfte Nachfrage, besonders in den Bereichen Kosmetik und Oral Liquids.

Zur Verbesserung der Profitabilität und der Liquidität hat Gerresheimer ein umfassendes Transformationsprogramm angekündigt, das aus einem Maßnahmenpaket aus Kostensenkungen und Effizienzsteigerungen bestehen soll. Ein neues Transformation Office unter Leitung des CFO soll die Maßnahmen initiieren und umsetzen.

Bald auf dem 15-Jahrestief

Das Chartbild der Gerresheimer-Aktie ist desaströs. Der MDAX-Titel notiert inzwischen auf einem 13-Jahrestief und kann sich seit über anderthalb Jahren nicht aus seinem steilen Abwärtstrend befreien.

Zwischen 30 und 32 € erwartet die Aktie eine Unterstützungszone. Sollte diese nicht halten, dürfte Gerresheimer weiter auf ein neues 15-Jahrestief fallen.

Diese Weisheit trifft nicht auf Gerresheimer zu

An der Börse gilt im Allgemeinen die Weisheit, nicht in ein fallendes Messer zu greifen. Fundamental und charttechnisch angeschlagene Unternehmen sind in den meisten Fällen keine guten Investments (zumindest nicht kurzfristig).

Im Speziellen gilt die Weisheit meiner Meinung nach aber nicht. Und Gerresheimer ist so ein spezieller Fall. Wir sprechen hier über ein kerngesundes, langfristig wachsendes und profitables Unternehmen, das seine Prognose ein wenig nach unten angepasst hat.

Das ist in meinen Augen kein Grund, die Aktie zweistellig in den Keller zu schicken. Und schon gar kein Grund für einen Kursverlust von über -60% auf 12-Monatssicht. Seit dem Allzeithoch vor ca. zwei Jahren hat die Gerresheimer-Aktie sogar über -70% an Wert verloren.

Das ist meiner Überzeugung nach eine klare Übertreibung der Börse. An der Wettbewerbsposition von Gerresheimer hat sich in diesem Zeitraum wenig bis gar nichts geändert.

Auch der Blick auf die Unternehmensbewertung spricht eindeutig dafür, dass Anleger hier ein Schnäppchen machen können. Sowohl das TTM- als auch das Forward-KGV liegen weit unter dem Durchschnitt der letzten Jahre.

Ich bin kein Hellseher und möglicherweise hat die Gerresheimer-Aktie noch nicht ihren Boden gefunden. Aber für Anleger, die beabsichtigen, die Aktie über einen längeren Zeitraum zu halten, ist jetzt meiner Einschätzung nach ein guter Einstiegszeitpunkt.

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