Commerzbank-Aktie: Kommt jetzt der große Kurs-Knall?
Die Commerzbank-Aktie konnte bisher in 2025 mit einer beeindruckenden Performance von über +60% glänzen. Doch während die Bank vergangene Woche solide Quartalszahlen präsentiert, werfen die bevorstehenden EZB-Zinssenkungen und umfangreichen Restrukturierungsmaßnahmen Fragen zur mittelfristigen Profitabilität auf. Wichtiger noch: Was ist im Übernahmefall zu erwarten?
Starkes erstes Quartal, gedämpfter Ausblick
Da war es plötzlich, das 13-Jahres-Hoch.
Die Commerzbank-Aktien hatte am Freitag nach Zahlenvorlage einen kräftigen Kurssprung von über +4% hingelegt und die eigene Bestmarke geknackt. Die Ergebnisse für das erste Quartal waren wirklich solide, wobei 67% des Umsatzes aus dem Nettozinsertrag stammten – ein Bereich, der angesichts der erwarteten EZB-Zinssenkungen unter besonderer Beobachtung steht. Besonders stark zeigte sich die Performance der polnischen Tochter mBank, die von niedrigeren Rückstellungen für Fremdwährungshypotheken profitierte und einen Anstieg des operativen Ergebnisses um beeindruckende 149% im Jahresvergleich verzeichnete. Die Gesamtrendite auf das materielle Eigenkapital (ROTE) verbesserte sich im Jahresvergleich um 0,6% auf 11,1%.
Diese positive Entwicklung dürfte allerdings nicht anhalten, denn die Bank rechnet für den Rest des Jahres mit erheblichen Belastungen durch Restrukturierungsaufwendungen, die zur Erreichung der ambitionierten Ziele für 2028 notwendig sind.
Zinsprognose gefährdet langfristige Ziele
Obendrein rechnet das Geldhaus bald mit einem sich verschlechternden Zinsumfeld.
So hat sie ihre Zinserwartungen nach unten korrigiert und geht nun davon aus, dass die EZB den Leitzins auf 1,75% senken wird – ein Wert, der unter den 2% liegt, die ursprünglich für die Planung der Finanzziele 2028 angesetzt wurden. Diese Anpassung erhöht das Risiko, dass die Bank ihre ehrgeizigen Profitabilitätsziele verfehlen könnte. Für das Gesamtjahr 2025 prognostiziert das Management nun eine ROTE-Quote von nur 7,8%, die ohne Restrukturierungsaufwendungen bei 9,6% liegen würde.
Angesichts dieser gedämpften kurzfristigen Aussichten rückt der Fokus verstärkt auf die langfristige Entwicklung und die Fähigkeit der Bank, ihre Ziele für 2028 zu erreichen.
Bewertung nicht mehr ganz so günstig
Nach dem rasanten Kursanstieg der vergangenen fünf Monate ist die Commerzbank-Aktie sicherlich kein Schnäppchen mehr.
Der DAX-Titel wird aktuell mit einem minimalen Abschlag von nur 1% zum materiellen Buchwert gehandelt, was laufende Aktienrückkäufe nur geringfügig wertschaffend macht. Die CET1-Quote von 15,1% liegt jedoch deutlich über der regulatorischen Anforderung von 10,2%, was erheblichen Spielraum für zusätzliche Ausschüttungen an die Aktionäre bietet – sofern sich die Wirtschaft gemäß den Prognosen der Bank entwickelt.
Bemerkenswert ist auch die relative Bewertung zur Deutschen Bank: Der Markt preist derzeit ein, dass die Profitabilität der Commerzbank dauerhaft um etwa 20% über jener der Deutschen Bank liegen wird, was angesichts der Herausforderungen übertrieben erscheint.
Chancen und Risiken sorgfältig abwägen
Als Anleger muss man einige Risikofaktoren im Auge behalten.
- Die EZB könnte die Zinsen unter die von der Commerzbank erwarteten 1,75% senken.
- Zudem könnte sich die aktuelle Stärke der mBank als vorübergehend erweisen, falls sich die Stimmung gegenüber Polen eintrübt und der EUR/PLN-Carry-Trade aufgelöst wird.
- Nicht zuletzt besteht die Gefahr, dass sich das deutsche BIP-Wachstum nicht von der gegenwärtigen Stagnation erholt.
Selbst wenn die Commerzbank ihr ROTE-Ziel für 2028 mit 14% leicht verfehlt, würde die Aktie zum 7,1-fachen des 2028er-Gewinns gehandelt – ein attraktiver Wert im Vergleich zu europäischen Finanzwerten, die durchschnittlich mit dem 11,4-fachen ihrer Gewinne bewertet werden.
Die Frage bleibt jedoch: Rechtfertigt dieses langfristige Potenzial die kurzfristige Unsicherheit?
Fazit: Übernahmespekulationen bergen erhebliche Unsicherheiten
Was für die kurzfristige Kursentwicklung der Commerzbank-Aktie entscheidend ist, ist der Ausgang der möglichen Übernahme durch die Unicredit – ein Szenario, das aktuell mehr Fragen als Antworten liefert.
Zwar könnte das italienische Institut bereits in den kommenden Wochen Gespräche mit der Bundesregierung aufnehmen, um politische Widerstände auszuräumen. Doch die deutsche Regierung hält als zweitgrößter Anteilseigner ein entscheidendes Veto-Recht in der Hand, das eine feindliche Übernahme praktisch unmöglich macht.
Anleger sollten im Falle eines Deals nicht allzu hohe Renditen erwarten. Der aktuelle 2025er-Outperformance von rund +77% über dem Branchenmittel (EUFN-ETF) reflektiert bereits einen erheblichen Spekulationsaufschlag. Sollte sich die Übernahme verzögern oder scheitern, droht eine scharfe Korrektur.
Mein Rat: Auf die Fundamentaldaten konzentrieren statt auf Übernahmehoffnungen. Die Restrukturierungskosten von voraussichtlich 9,6% ROTE-Verlust 2025 erfordern Geduld. Langfristig bleibt die Commerzbank bei erfolgreicher Transformation ein interessantes Investment – doch kurzfristig dominieren politische und strategische Unwägbarkeiten das Bild.
Ergänzend sei erwähnt: Die aktuelle Marktverschiebung eröffnet exzellente Chancen in Europa – unser exklusiver Report „Europa schlägt zurück“ präsentiert drei Unternehmen mit herausragenden Wachstumsaussichten, die jetzt zum Kauf bereitstehen.
ℹ️ Commerzbank in Kürze
- Die Commerzbank (WKN: CBK100) ist eine Universalbank mit Sitz in Frankfurt am Main. Gemessen an der Bilanzsumme ist sie das viertgrößte Geldhaus Deutschlands.
- Das Bankinstitut betreut rund elf Millionen Privat- und Firmenkunden in Deutschland und Europa und besitzt mit rund 400 Filialen eines der dichtesten Filialnetze aller deutschen Privatbanken.
- Die Aktie ist im DAX gelistet, an der Börse ist die Commerzbank derzeit mit rund 30 Milliarden € bewertet.
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