BYD-Aktie: Was ist denn heute los?

Kurs stürzt ab

Der Blick auf die Kursentwicklung der BYD-Aktie am Dienstagmorgen dürfte Anlegern einen kleineren Schock versetzt haben. Der Kurs des chinesischen Auto- und Batteriekonzerns sackte um zwei Drittel ab. Was ist da bloß los und wie sollten Anleger jetzt reagieren?

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Gleich drei Kapitalmaßnahmen

Ich will die Spannung gleich mal rausnehmen: Es besteht kein Grund zur Sorge in Bezug auf die BYD-Aktie, denn der massive Kursverlust ist auf eine Kapitalmaßnahme zurückzuführen.

Am heutigen Tage erhalten Aktionäre des Konzerns für je zehn gehaltene Aktien acht Bonusaktien sowie zwölf Kapitalisierungsaktien. Das bedeutet, dass aus zehn Aktien plötzlich 30 werden, ein Split im Verhältnis von 1:3.

BYD will durch diese Kapitalmaßnahme zwei Dinge erreichen: Zum einen soll die Eigenkapitalbasis durch die Umwandlung von Reserven in Grundkapital gestärkt werden. Zum anderen soll sich die Bindung von Anlegern an den Konzern intensivieren.

Neben dem Stock Split beeinflussen am heutigen Dienstag aber noch zwei weitere Faktoren den Kurs der BYD-Aktie. Zum einen ist heute der ex-Dividenden Tag. Das heißt, dass die Aktie mit dem Dividendenabschlag gehandelt wird. Zum anderen läuft heute auch die Lock-up-Frist für bestimmte H-Aktien aus. Das könnte zum Verkauf größerer Aktienpakete führen.

Wie steht es um den Absatz?

Kapitalmaßnahmen sind schön und gut, aber langfristig beeinflussen sie meiner Meinung nach nicht nachhaltigen den Aktienkurs eines Unternehmens. Vielmehr sollten sich Anleger auf die jüngsten Absatzzahlen von BYD fokussieren.

Diese geben ein gemischtes Bild ab. Insgesamt konnte BYD im Mai rund 382.000 Fahrzeuge verkaufen. Das ist ein Absatzwachstum von ca. 15% gegenüber dem Vorjahr. Damit hat sich auch beim chinesischen Branchenprimus das Wachstum deutlich abgeschwächt.

Es gibt zwei deutliche Anzeichen für das nachlassende Wachstum. Einerseits sind die Lagerbestände von BYD-Händlern auf ein neues Rekordhoch angeschwollen. Andererseits versucht der Autokonzern mit drastischen Preissenkungen den Absatz anzukurbeln. Einige Modelle werden in China mit einem Rabatt von 35% angeboten.

Die Rabatte sind so hoch, dass sich selbst die Zentralregierung in Peking einschaltete. Sie warnte die heimischen Autohersteller vor „unvernünftigen Rabatten“, die die Marktstruktur gefährden könnten. Die chinesische Führung hat wohl Sorge davor, dass eine weitere Rabattschlacht das vorzeitige Aus für viele Autohersteller bedeuten könnte.

Während es im Inland ziemlich schlecht für BYD läuft, ist das Ausland der neue Hoffnungsträger der Chinesen. Im Mai verkauften sie knapp 90.000 Autos außerhalb ihres Heimatmarktes.

Große Verunsicherung im Chart

Das Chartbild der BYD-Aktie zeigt seit Jahresbeginn eine sehr hohe Volatilität. Sie spiegelt die Verunsicherung der Anleger in Bezug auf das weitere Wachstum wider.

Vom Ende Mai markierten Allzeithoch hat sich die Aktie inzwischen rund 15% entfernt. Für einen erneuten Angriff wird BYD sehr gute Absatz- und Wachstumszahlen liefern müssen.

Es wird ein Kraftakt

Wie in meiner letzten Analyse der BYD-Aktie glaube ich weiterhin, dass es der chinesische Elektroauto-Branchenprimus schwer haben dürfte, seine ambitionierten Wachstumsziele zu erreichen. 2025 wollen die Chinesen 5,5 Millionen Autos verkaufen. Rechnet man den Absatz in den ersten fünf Monaten auf das Gesamtjahr hoch, kommt man auf einen Jahresabsatz von 4,2 Millionen Stück.

BYD wird also im zweiten Halbjahr mächtig Gas geben müssen, um sein Jahresziel noch zu erreichen. Zwar ist das zweite Halbjahr bei BYD in der Regel stärker als das erste, trotzdem dürfte die Zielerreichung ein echter Kraftakt werden.

Auch für das zweite Ziel wird sich BYD mächtig strecken müssen. Bis 2030 will der Konzern jedes zweite Auto im Ausland verkaufen. Dafür muss vor allem der europäische Markt voll in Fahrt kommen.

Keine einfache Übung, denn inzwischen sind auch die europäischen Massenhersteller wie Volkswagen, Stellantis und Renault in der Lage, wie BYD Elektrokleinwagen für 20.000 € auf den Markt zu bringen. Auf einen Preisvorteil im Wettbewerb können die Chinesen allein nicht mehr setzen. Sie müssen unter dem Strich ein besseres Preis-Leistungsverhältnis bieten. In diesem Zusammenhang interessant: Der Kapitalmarkt erlebt derzeit eine massive Umschichtung – unser exklusiver Report „Europa schlägt zurück“ analysiert drei europäische Unternehmen mit vollen Auftragsbüchern, die jetzt besonders attraktive Einstiegschancen bieten.

Ich sehe derzeit nicht mehr viel Upside für die BYD-Aktie. Die kommenden Quartalszahlen werden zeigen, wie stark sich die Rabattaktionen auf den Umsatz und Gewinn des Autoherstellers auswirken.

Langfristig gehört die BYD-Aktie immer noch zu meinen Favoriten unter den Autowerten. Kurzfristig traue ich ihr aber nicht mehr viel zu.

ℹ️ BYD in Kürze

  • BYD („Build your dreams“) (WKN: A0M4W9) ist ein chinesischer Mischkonzern, der vor allem im Bereich der Herstellung von Akkumulatoren und Automobilen tätig ist.
  • Der im chinesischen Shenzhen ansässige Konzern stieg 2023 zum weltgrößten Hersteller von Elektroautos auf.
  • Mit einer Marktkapitalisierung von rund 135 Milliarden € zählt BYD zu den wertvollsten Konzernen Chinas.

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