BYD-Aktie: Die Chinesen wollen’s wissen
Es läuft nicht mehr rund für die BYD-Aktie. Seit seinem Allzeithoch Ende Mai hat das Papier des chinesischen Auto- und Batterieherstellers um -16% nachgegeben. Und plötzlich häufen sich die Negativschlagzeilen für den so erfolgsgewohnten Konzern. Was läuft derzeit schief bei BYD und was sollten Anleger daraus machen?
All-in in China
Auf dem chinesischen Markt scheint es derzeit um alles zu gehen. Der größte Automarkt der Welt ist inzwischen gesättigt und heimische und ausländische Autohersteller kämpfen verbissen um Marktanteile.
Dieser Kampf wird mal wieder über den Preis ausgetragen und BYD ist dieser Tage einer der größten Preisbrecher. Viele Modelle des Branchenprimus werden mit Preisnachlässen von bis zu 35% angeboten. Selbst hochranginge BYD-Manager geben sich angesichts dessen besorgt und sprechen von einem extremen und nicht nachhaltigen Preiskrieg.
Sogar die Regierung in Peking hat sich inzwischen in diese Angelegenheit eingemischt. Mehrere Behörden warnten die Spitzenmanager aller größeren heimischen Autohersteller davor, Autos nicht unter den Produktionskosten zu verkaufen und Absatzstatistiken nicht zu manipulieren.
BYD verfolgt offenbar die Strategie, kleinere Hersteller durch einen Preiskrieg aus dem Markt zu drängen. Aufgrund seiner großen Skaleneffekte und seiner solideren Finanzierung kann die Nummer 1 aus China eine Rabattschlacht wesentlich länger durchhalten als andere Hersteller.
Ein Mega-Ladenetz für Europa
Derweil sucht BYD sein Heil im Ausland. Vor allem Europa haben die Chinesen als neuen Wachstumsmarkt auserkoren. Um sich einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen, will BYD ein ganz großes Projekt anstoßen, und zwar Megawatt-Ladestationen. Der chinesische Autokonzern plant den Bau einer Ladeinfrastruktur mit einer Leistung von bis zu 1.000 Kilowatt.
Solche leistungsstarken Ladestationen für E-Autos gibt es derzeit außerhalb Chinas noch nicht. Die maximale Ladeleistung von Elektroautos liegt momentan bei ca. 350 Kilowatt. Derartige Megawatt-Lader würden die Ladezeiten massiv verringern. Innerhalb von fünf Minuten könnten damit Autos auf eine Reichweite von über 400 Kilometern aufgeladen werden.
Es gibt nur zwei Probleme mit dieser Superpower-Ladeinfrastruktur. Zum einen ist die Technologie noch nicht serienreif. BYD hat zwar bereits eine Plattformgeneration für E-Autos vorgestellt, die solche Ladegeschwindigkeiten ermöglicht, sie wurde allerdings noch nicht in Serie produziert.
Zum andere ist der Bau einer Megawatt-Ladeinfrastruktur mit enormen Kosten verbunden. Die Ladestationen benötigen eine gewaltige Anschlussleistung, was die Infrastruktur sehr teuer macht.
Charttechnisch angeschlagen
Die BYD-Aktie ist charttechnisch angeschlagen. Die Kursmarke von 16 € scheint derzeit unüberwindbar. Die Unterstützung bei 13,50 € sollte halten, um einen Kursrutsch auf das 3-Monatstief bei 12,40 € zu verhindern.
Eine riskante Strategie
Die Strategie von BYD ist meiner Meinung nach sowohl im In- als auch im Ausland mit hohen Risiken verbunden. Ob es die Nummer 1 unter den chinesischen Autoherstellern schaffen wird, durch einen Preiskrieg weitere Marktanteile zu gewinnen und sogar Wettbewerber zum Aufgeben zu zwingen, ist derzeit nicht absehbar.
Und auch im Hoffnungsmarkt Europa ist der Erfolg von BYD keine ausgemachte Sache. Bislang ist der Marktanteil der Chinesen in allen wichtigen europäischen Märkten minimal. Die kommenden Quartale werden zeigen, ob BYD den etablierten Herstellern das Wasser abgraben kann.
Ob ein eigenes Netz an Megawatt-Ladestationen für viele Autokäufer ein wichtiges Entscheidungskriterium ist, wage ich zu bezweifeln. Das Beispiel Tesla zeigt, dass europäische Käufer im Zweifelsfall keinen Wert auf ein unternehmenseigenes Ladenetz legen. Tesla ist bislang der einzige Autohersteller mit einem eigenen Netz an Hochleistungsladestationen. Trotzdem sind die Absatzzahlen der Amerikaner aus diversen Gründen im freien Fall.
Ich glaube nicht, dass BYD in den kommenden Monaten und Quartalen noch wie zuletzt von Rekord zu Rekord eilen wird. Die Schlacht auf dem Heimatmarkt wird auch von BYD Opfer fordern (in Form der Gewinnmarge) und in die Schlacht um den europäischen Markt gehen die Chinesen als klarer Außenseiter. In diesem Zusammenhang interessant: Der Kapitalmarkt erlebt derzeit eine massive Umschichtung – unser exklusiver Report „Europa schlägt zurück“ analysiert drei europäische Unternehmen mit vollen Auftragsbüchern, die jetzt besonders attraktive Einstiegschancen bieten.
ℹ️ BYD in Kürze
- BYD („Build your dreams“) (WKN: A0M4W9) ist ein chinesischer Mischkonzern, der vor allem im Bereich der Herstellung von Akkumulatoren und Automobilen tätig ist.
- Der im chinesischen Shenzhen ansässige Konzern stieg 2023 zum weltgrößten Hersteller von Elektroautos auf.
- Mit einer Marktkapitalisierung von rund 129 Milliarden € zählt BYD zu den wertvollsten Konzernen Chinas.
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