Bitfarms: Wie ein Bitcoin-Miner zum KI-Gewinner werden will

Rechenzentrum der Zukunft?
Redaktion

Der Bitcoin-Miner Bitfarms richtet sein Geschäftsmodell konsequent Richtung High-Performance-Computing und künstlicher Intelligenz aus. Diese Neuaufstellung könnte die Aktie in eine völlig neue Bewertungsdimension heben, sobald der Markt das Ertragspotenzial erkennt.

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 Vom Mining zum Hochleistungs-Rechenzentrum

Bitfarms plant, seine Kryptowährungs-Miningfarmen schrittweise in Rechenzentren für rechenintensive Anwendungen wie künstliche Intelligenz und HPC umzuwandeln. Ziel ist es, bis 2027 stabile, vertraglich fixierte Einnahmen zu erzielen, die die bislang hochvolatilen Kryptoumsätze ersetzen. Mehr als neunzig Prozent der Erlöse stammen zwar weiterhin aus Mining-Aktivitäten, doch der Umbau des Geschäftsmodells ist bereits festgelegt. Die extreme Schwankungsanfälligkeit der Kryptowährungen gab den Ausschlag für diesen Kurswechsel.

Während Unternehmen wie Equinix oder Digital Realty als etablierte Vermieter von Rechenzentrumsflächen auftreten, setzt Bitfarms auf eine besondere Stellschraube: die erwartete Energieknappheit der kommenden Jahre. Prognosen zufolge könnte im Jahr 2030 ein globales Defizit von rund 45 Gigawatt entstehen. Diese energiegetriebene Engpass-Situation führt bereits heute zu steigenden Mietpreisen, die aktuell Spitzenwerte von etwa 150 Dollar pro Kilowatt und Monat erreichen. Der jüngste Vergleichswert von 120 Dollar im Jahr 2024 zeigt die Dynamik dieses Marktes.

Boom der künstlichen Intelligenz treibt die Preise

In den vergangenen zwanzig Jahren stiegen die Mietraten für Rechenzentren durchschnittlich um drei Prozent pro Jahr. Seit 2022 hat der KI-Boom diese Wachstumsrate jedoch auf zwölf Prozent katapultiert. Parallel dazu wuchs die Rechenzentrumskapazität über zwei Jahrzehnte hinweg im Schnitt um 8,8 Prozent, wurde jedoch bis 2021 ausgebremst, bevor die Nachfrage durch KI wieder explosionsartig zunahm.

Ein entscheidender Aspekt der Dynamik ist die rasante Eskalation der Leistungsanforderungen. Rechenzentren wurden in kurzer Zeit von Kilowatt- auf Mega- und Gigawattdimensionen skaliert. Racks, die einst zehn Kilowatt trugen, verarbeiten inzwischen Lasten von über 300 Kilowatt. Die zentrale Frage lautet daher, ob Energieversorgung und Infrastruktur mit dieser Entwicklung Schritt halten. Studien zeigen, dass für jeden investierten Milliarde-Dollar-Betrag im Rechenzentrumssektor zusätzliche Energieinvestitionen von 125 Millionen Dollar nötig wären. Schon 2025 dürfte der weltweite Bedarf bei mehr als 56 Milliarden Dollar liegen, Tendenz steigend.

Wirtschaftsanalysten rechnen damit, dass weltweit Investitionsprojekte im Wert von über 750 Milliarden Dollar bis 2030 verzögert werden könnten. Der Grund: NVIDIA und andere Chip-Hersteller liefern zwar leistungsstärkere Prozessoren denn je, doch Netzanschlüsse und Stromversorgung benötigen oft bis zu fünf Jahre, um dafür ausgelegt zu sein.

Standortstrategie: Kältere Regionen als Wettbewerbsvorteil

Bitfarms setzt gezielt auf Standorte, die strukturelle Vorteile beim Kühlen energieintensiver KI-Rechenzentren bieten. Der Unterschied ist erheblich, da der Energieverbrauch für Kühlung in warmen Regionen die Effizienz deutlich verschlechtert. Das Unternehmen verweist auf Berechnungen, wonach identische Anlagen in Texas aufgrund der Hitze einen PUE-Wert von 1,4 bis 1,5 erreichen würden. In kühleren Regionen wie Pennsylvania, Washington oder Quebec sinkt dieser Wert auf 1,2 bis 1,3. Jede Einsparung verbessert den Ertrag der Kunden und macht die Standorte attraktiver.

Von insgesamt dreizehn Anlagen befinden sich acht in Quebec, vier in den Vereinigten Staaten und eine in Paraguay. Die lateinamerikanische Anlage soll veräußert werden, um die Expansion vollständig auf den nordamerikanischen Markt zu konzentrieren, der sowohl technologisch als auch infrastrukturell am besten für KI-Rechenzentren geeignet ist.

Die Schlüsselstandorte: Pennsylvania und Quebec

Der wichtigste Campus des Unternehmens liegt in Pennsylvania. Panther Creek verfügt über eine Kapazität von 470 Megawatt, von denen 410 bereits gesichert sind. Das Gelände soll künftig mehr als 500 Megawatt erreichen und wird ab 2026 für die nächste Nvidia-Chipgeneration mit dem Projektnamen Vera Rubin ausgerüstet. Ein weiterer für diese Chips vorgesehener Standort ist Sharon mit einer garantierten Leistung von 110 Megawatt, die jedoch ebenfalls erst Ende 2026 vollständig zur Verfügung stehen wird.

In Quebec betreibt das Unternehmen acht Anlagen mit insgesamt 170 Megawatt Kapazität, die vollständig ausgelastet sind. Das kalte Klima, die niedrigen Energiekosten und die geografische Nähe zwischen den Standorten schaffen ideale Voraussetzungen für die geplante Umrüstung auf HPC und KI.

Eine besondere Rolle spielt Scrubgrass, ebenfalls im US-Bundesstaat Pennsylvania. Der Standort liefert derzeit 60 Megawatt, besitzt jedoch ein Ausbaupotenzial von bis zu 1300 Megawatt und könnte damit zum ersten Großrechenzentrum außerhalb von Texas mit mehr als einem Gigawatt Leistung werden. Der Engpass liegt in der Energieversorgung, die über ein geplantes Pipelineprojekt oder regionale Netzwerke sichergestellt werden soll. Der operative Start wird frühestens 2028 erwartet.

Insgesamt könnte das Unternehmen seine Leistung in den kommenden Jahren auf über zwei Gigawatt ausbauen, was Bitfarms in die Liga der führenden Rechenzentrumsanbieter katapultieren würde.

Quartalszahlen: Starker Umsatz, schwächerer Ertrag

Im jüngsten Quartal erzielte Bitfarms einen Umsatz von 69,2 Millionen Dollar, davon 60,4 Millionen aus dem Mininggeschäft. Das entspricht einem Wachstum von 136 Prozent im Jahresvergleich. Die Marge sank jedoch, da gestiegene Betriebskosten die höheren Umsätze teilweise neutralisierten. Das bereinigte EBITDA blieb stabil im Bereich von acht bis neun Millionen Dollar. Ein einmaliger Bewertungseffekt hob den Wert im jüngsten Quartal auf 19 Millionen Dollar an.

Der Nettoverlust aus fortgeführten Aktivitäten betrug 48 Millionen Dollar und lag damit deutlich über dem Vorjahreswert. Dennoch verbessert die solide finanzielle Basis die Ausgangslage. Das Unternehmen verfügt über einen Kassenbestand von 86 Millionen Dollar, einer Gesamtverschuldung von 73 Millionen Dollar und zusätzlichen Reserven in Form von Bitcoin. Die Emission von 588 Millionen Dollar an wandelbaren Schuldverschreibungen deutet darauf hin, dass Bitfarms weiterhin problemlos Kapital beschaffen kann.

Hohe Chance auf eine Neubewertung

Ein Modell auf Basis diskontierter Cashflows zeigt, dass eine positive EBIT-Marge frühestens ab 2027 wahrscheinlich wird. Mit der erfolgreichen Umwandlung der Anlagen könnte die operative Marge wieder auf etwa vierzig Prozent steigen, ähnlich wie zuletzt im Jahr 2021. Unter diesen Annahmen ergibt die Bewertung ein Verdopplungspotenzial des Aktienkurses.

Die langfristige Wachstumsrate wurde mit 3,5 Prozent angesetzt, während der Kapitalkostensatz auf 9,2 Prozent taxiert wurde. Die hohe Volatilität der Aktie dürfte bestehen bleiben, bis die Umstellung auf das Rechenzentrumsmodell sichtbar Fortschritte macht.

Risiken: Zeit, Infrastruktur und Marktumfeld

Die Kernrisiken liegen in der fristgerechten Umsetzung der Umrüstung sowie in möglichen Verschiebungen am Energiemarkt. Sollte der erwartete Engpass in der Energieversorgung früher abgefedert werden, könnten Spitzenpreise für Stromkapazitäten wieder sinken. Zudem bleiben hohe Bewertungen im Technologiesektor anfällig für Marktverwerfungen. Auch die konjunkturelle Lage und die Zinspolitik der US-Notenbank werden entscheidend sein, da junge Unternehmen in Niedrigzinsphasen deutlich leichter Kapital aufnehmen können.

Fazit: Bitfarms als potenzieller Profiteur des KI-Zeitalters

Bitfarms verfügt über eine geografisch vorteilhafte, energieintensive Infrastruktur, die sich hervorragend für die Transformation zu KI-Rechenzentren eignet. Der strategische Fokus auf Standorte mit niedrigen Energiekosten, die geplante Leistungserweiterung auf bis zu zwei Gigawatt und der wachsende Bedarf an HPC-Kapazitäten schaffen ein außergewöhnliches Ertragspotenzial. Sollte das Unternehmen seine Pläne realisieren, könnte der Markt bereits vor den ersten Ergebnissen eine Neubewertung vornehmen. Aus heutiger Sicht zählt Bitfarms zu den interessantesten Kaufgelegenheiten im entstehenden Markt für KI-Rechenzentren.

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