Bitcoin & Co.: Was ist da los?

Profi der ersten Stunde beurteilt die Lage

Der Bitcoin stürzt auf unter 87.000 US$ ab, auch andere Kryptowährungen lassen kräftig Federn. War's das schon mit der kurzfristigen Erholung? Ist der Bärenmarkt eingeläutet? Und was ist mit der von vielen Anlegern erhofften Altcoin-Season?

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„Es würde mich wundern, wenn wir das Zyklushoch gesehen hätten“

Zum Wochenstart wird der Krypto-Sektor erneut stark durchgeschüttelt. Sah es vergangene Woche noch nach einer Erholung aus, scheint diese nun schon wieder vorbei. Oder nicht?

Sascha Huber ist ein Krypto-Profi der ersten Stunde. Seine ersten Bitcoin hat er zu Kursen unter 30 US$ gekauft. Wie beurteilt er die aktuelle Lage? Sieht er noch Chancen für eine Altcoin-Season? Im Interview mit SD-Chefredakteur Frank Giarra schätzt Sascha Huber die weiteren Aussichten ein.

Bitcoin & Co. sind am Wochenende brutal abgestürzt. Wie ordnen Sie den aktuellen Krypto-Zyklus im Vergleich zu früheren Marktphasen ein – sehen wir strukturelle Veränderungen oder wiederholt sich das bekannte Muster?

Sascha Huber: Es ist noch schwierig, diesen einzuordnen. Wäre er wirklich bereits zu Ende, wäre es der schwächste Bullenzyklus aller Zeiten gewesen. Selbst der Bitcoin wäre dann ja „nur“ von etwa 15.000 auf etwas mehr als 125.000 US-Dollar gestiegen, ein Kursplus von gut +750%. Eine Altcoin-Season gab es quasi gar nicht. Zwar schwächt sich der Bullenzyklus generell tendenziell ab. Aber das wäre mir bis dato zu wenig, insbesondere bei den Altcoins.

Es gibt auch einige Faktoren, die gegen den bekannten Bullenzyklus (4-Jahres-Zyklus) sprechen. In erster Linie ist es der Fakt, dass das Bitcoin-Halving immer weniger Einfluss haben sollte. Denn eine Halbierung der Rewards von 50 auf 25 Bitcoin pro Block, wie beim ersten Halving, ist natürlich etwas anderes wie die Halbierung der Rewards von 6,25 auf 3,125 Bitcoin pro Block (oder von 3,125 auf 1,5625 Bitcoin pro Block beim nächsten Halving).

Sascha Huber, Krypto-Profi.

Auch können durch maschinelles Lernen/künstliche Intelligenz solche Muster, wie es ein bestimmter Zyklus ist, sehr gut erkannt werden. Kennt die Masse der Anleger jedoch einen solchen Zyklus, handeln sie vorher, was diesen immer weiter verschieben müsste. In der Vergangenheit war zudem gerade der Bitcoin ein perfekter „Tracker“ der US-Geldpolitik; und hier stehen die Zeichen eher auf einer weiteren geldpolitischen Lockerung.

Ich denke daher, dass es generell diesen Zyklus gab und auch noch gibt. Er wird aber durch viele Faktoren – einige habe ich ja genannt – verzerrt. Deshalb würde es mich sehr wundern, wenn wir schon das Zyklushoch gesehen hätten. Zumal der Zyklus auch in der Vergangenheit nicht zu 100% funktioniert hat. So stieg der Bitcoin seinerzeit, als die damalige „Euro Krise“ zu eskalieren drohte (2013), auch untypischerweise deutlich an.

Hinzu kommt, dass gerade der Bitcoin und, zumindest die größeren, Altcoins von der Zulassung der Spot-ETFs in den USA stärker profitieren sollten. Dies sahen wir zuletzt, insbesondere bei den größeren Altcoins wie dem Ether (ETH), Solana (SOL) und Co. kaum bis gar nicht. Meines Erachtens ist der Bullenzyklus daher, selbst wenn er weiter Bestand hat, noch nicht fertig.

Spekulative Assets leben von Liquidität

Welche makroökonomischen Faktoren treiben Ihrer Meinung nach momentan den Kryptomarkt an, und inwiefern beeinflussen diese speziell Bitcoin als Leitindikator des Zyklus?

Sascha Huber: Spekulative Assets – und Kryptos, besonderes die Altcoins, sind nun einmal die spekulativsten Assets – leben immer von Liquidität. Je mehr Liquidität vorhanden ist, desto mehr und höhere Risiken können Anleger eingehen – und tun dies auch. In erster Linie ist daher für die Kryptos immer die Geldpolitik entscheidend. Hierbei nimmt die US-Geldpolitik natürlich eine besonders wichtige Rolle ein.

Denn die US-Notenbank wird ja nicht umsonst die „Zentralbank der Welt“ genannt. Insofern war die nach der Covid-19-Pandemie lange Zeit deutlich erhöhte Inflation, die eine lange recht restriktive geldpolitische Haltung der US-Notenbank zur Folge hatte und hat, natürlich ein Bremsklotz. Umso komischer wäre es, wenn der Bullenzyklus jetzt enden würde, wo sich doch gerade eine lockere geldpolitische Haltung in den USA abzeichnet.

Zum einen, weil wir dort eine K-förmige Wirtschaftsentwicklung haben: Während es im Technologiesektor dank des „Hype“-Themas KI sehr gut läuft, laufen weite Teile der „Old Economy“ alles andere als rund. Diese K-förmige Wirtschaftsentwicklung erfordert jedoch eigentlich Zinssenkungen, weil die meisten Menschen selbst in den USA noch nicht im Technologiesektor arbeiten.

Zum anderen aber auch, weil die Inflation – trotz der fragwürdigen Zoll- und Handelspolitik von US-Präsident Trump – weiter unter Kontrolle scheint. Darüber hinaus sind die USA hoch verschuldet und ein großer Teil der Staatsschulden steht kurzfristig zur Refinanzierung an, weil die ehemalige US-Finanzministerin Janet Yellen zuletzt, um die Zinsen auf die Staatsschulden unter Kontrolle zu halten, auf die Ausgabe kurzfristiger US-Staatsanleihen setzte.

„Ich erwarte noch eine Altcoin-Season“

Viele Anleger spekulieren auf eine bevorstehende Altcoin-Season. Welche Signale oder Marktmetriken gibt es, um eine solche Phase frühzeitig zu erkennen?

Sascha Huber: Wir haben zuletzt immer wieder einzelne Altcoins gesehen, die kurzfristig stark nach oben schossen, beispielsweise sogenannte „Privacy Coins“ wie DASH oder ZCash (ZEC). Zum Teil wurden dabei sogar Altcoins mit nach oben gezogen, die man nicht unbedingt diesem Sektor zuordnen kann, beispielsweise Decred (DCR). Normalerweise ist das ein gutes Zeichen und war in der Vergangenheit oftmals der Vorbote für den Beginn einer Altcoin-Season.

Ich erwarte eine solche noch. Allerdings beginnt sie vermutlich erst zum Jahresende respektive über den Jahreswechsel 2025/2026. Warum? Weil die Amtszeit des noch amtierenden Fed-Chefs Jerome  Powell im Mai 2026 endet. Dann darf US-Präsident Trump einen neuen Fed-Chef ernennen. Er hat auch bereits angekündigt, dass es nicht mehr Powell sein wird.

Es ist also zu erwarten, dass der neue Fed-Chef eine geldpolitische Taube sein dürfte, der Trumps Vorstellungen einer deutlich lockereren US-Geldpolitik teilt. Somit ist, aus den USA, bald eine neue Geldschwemme zu erwarten. Da Liquidität der wichtigste Faktor für Kurssteigerungen bei spekulativen Assets ist, ist das klar positiv zu sehen. Zumindest, wenn man den US-Dollar nicht in Form von Bargeld hält.

Thema KI wurde noch fast gar nicht gespielt

Welche Altcoins würden Sie besonders in den Fokus nehmen?

Sascha Huber: Das Thema KI wurde im Krypto-Sektor bisher noch gar nicht so richtig gespielt. Dabei könnte das Zusammenspiel der drei Technologien Blockchain und Dezentralisierung, KI sowie Quantencomputer unsere Welt nachhaltig verändern. Mir gefallen daher einige Projekte aus diesem Bereich sehr gut, sei es nun Bittensor (TAO) oder auch Render (vorher: RNDR, inzwischen: RENDER).

Aber auch Themen wie Decentralized Finance (DeFi), Decentralized Physical Infrastructure Networks (DePIN) oder Real World Assets (RWA) bleiben heiß. Hier muss man nur die richtigen Projekte und somit Coins/Tokens finden, was nicht ganz so einfach ist. Im Zweifel würde ich dabei jedoch ohnehin immer auf größere Projekte/Coins/Tokens setzen, im Bereich RWA beispielsweise ONDO.

Für sehr unterschätzt halte ich auch noch das Thema der Oracles(-Projekte) und hier allen voran Chainlink (LINK) sowie Band Protocol (BAND).

Vor kurzfristigen Hypes in Acht nehmen

Wie sollten Anleger in dieser Phase des Krypto-Markts ihr Risiko managen, um nicht in überhitzte Projekte zu geraten?

Sascha Huber: Man sollte sich generell vor kurzfristigen „Hypes“ in Acht nehmen. Seinerzeit wurden Themen wie NFTs oder das Metaverse, besonders aufgrund der Umbenennung von Facebook in Meta Platforms, sehr gehyped. Inzwischen hört man von NFTs nicht mehr viel und die meisten Metaverse-Projekte sind tot. Dagegen wurden „Privacy Coins“ bis vor kurzem noch totgesagt. Denn diese waren der Politik (besonders in Frankreich) ein Dorn im Auge.

In der Folge kam es an vielen Krypto-Börsen (wie Binance) zu entsprechenden Delistings. Aber Totgesagte leben länger und so zeigt sich das Nummer 1-Privacy-Projekt Monero sowie der zugehörige XMR schon lange stabil respektive steigend. Zuletzt kam es dann zu den ja bereits angesprochenen Kurssprüngen bei DASH oder ZCash (ZEC). Auch an den Krypto-Märkten zahlt sich also antizyklisches Handeln aus. Nur braucht man dann auch die Geduld dafür!

Derzeit sehen wir eine sehr hohe Bitcoin-Dominanz, da wir noch nahezu keine Altcoin-Season hatten. Antizyklisch sollte man sich daher wohl auf eine baldige Altcoin-Season vorbereiten und hier sukzessive einsammeln. Liege ich richtig und der Bullrun bei den Altcoins startet zum Jahresende/über den Jahreswechsel 2025/2026, könnten sich Anleger bald freuen.

Aber Vorsicht, denn Kryptos sind die spekulativsten Assets – und Garantien gibt es leider keine!


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