Bayer-Aktie: Auch das noch!
Nachdem die Bayer-Aktie am Freitag um fast -6% abgesackt ist, gelingt ihr mit einem Kursplus von rund +2% ein freundlicher Start in die Woche. Hat der Markt das Risiko einer möglichen Kapitalerhöhung überbewertet?
Eine mögliche Kapitalerhöhung
Am Freitag sorgte der Chemie- und Pharmakonzern für eine kurze Schockstarre an der Börse. Grund war ein Textbaustein in der Einladung zur Hauptversammlung, der es in sich hat. Der DAX-Konzern will sich bei seinen Anteilseignern die Genehmigung für eine Kapitalerhöhung in Höhe von 875 Millionen € einholen. Das wäre nicht weniger als ca. 35 Prozent des Grundkapitals.
Weiter im Text rudert das Bayer-Management etwas zurück, denn es will das zusätzliche Kapital nur in Anspruch nehmen, wenn dies zur Wahrung des Unternehmensinteresses unbedingt erforderlich sei. Einen Satz weiter wird die Unternehmensführung dann konkret. Hier heißt es, dass dies im Hinblick auf mögliche Vergleichsvereinbarungen mit Klägern in den USA oder anderen Maßnahmen im Zusammenhang mit einer weitgehenden Eindämmung von Klageverfahren in den USA der Fall sein könnte.
Never-ending story Glyphosat
Wir sprechen also ein weiteres Mal über die never-ending story Glyphosat. Bayer will sich durch die Kapitalerhöhung mehr finanziellen Spielraum schaffen, um im Bedarfsfall Klagen durch Vergleichszahlungen beizulegen.
Nichts wäre für Bayer betriebswirtschaftlich schlechter, als sich Fremdkapital im Fall der Fälle zu ungünstigen Konditionen besorgen zu müssen. Und das ist angesichts der sehr hohen Verschuldung des Konzerns wahrscheinlich.
Glyphosat hat sich in den letzten Jahren zu einer wahren Sisyphos-Angelegenheit für die Leverkusener entwickelt. Zwar wurden von insgesamt rund 181.000 im Zusammenhang mit dem Unkrautvernichtungsmittel angemeldeten Ansprüchen inzwischen ca. 114.000 verglichen oder abgewiesen. Nach Adam Riese sind aber immer noch 67.000 Klagen offen.
Und das Schlimme ist, dass die Zahl der Klagen weiter steigt. In den vergangenen fünf Monaten sind etwa 4.000 neue Klagen hinzugekommen.
Mit der Genehmigung einer Kapitalerhöhung räumt das Bayer-Management mehr oder weniger direkt ein, dass die gebildeten Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten nicht ausreichen könnten. Diese Sorge habe ich bereits vor Monaten geäußert.
Charttechnische Spannung
Trotz des Kursrückgangs am vergangenen Freitag ist der Aufwärtstrend der Bayer-Aktie noch intakt. Weitere Rücksetzer darf sich der DAX-Wert allerdings nicht mehr erlauben, um den Trend nicht zu brechen. Es sind charttechnisch sehr heiße Tage für die Bayer-Aktie.
Wie realistisch ist eine Verwässerung?
Für mich ist die Bayer-Aktie weiterhin keine Kaufempfehlung wert. Die Baustellen des DAX-Konzerns sind nach wie vor viel zu groß. Das Agrarchemiegeschäft leidet unter einer schwachen Profitabilität, in der Pharmasparte läuft der Patentschutz wichtiger Medikamente nach und nach aus und über allem hängen die Glyphosat-Klagen wie ein Damoklesschwert. (Nebenbei bemerkt: Dieser Insider-Bericht beleuchtet zwei vielversprechende Biotech-Unternehmen, die im lukrativen Markt der Gewichtsreduktion für Furore sorgen könnten.)
Wie bereits in zahlreichen meiner Analysen der Bayer-Aktie erwähnt, ist das aufgrund des US-amerikanischen Rechtssystems ein Riesenproblem. Gerichte in den USA entscheiden sehr häufig auf Einzelfallbasis. Auch wenn Bayer in den letzten Jahren bereits Abertausende Prozesse gewonnen hat, heißt das noch lange nicht, dass der Konzern auch in Zukunft den Großteil der Rechtsstreitigkeiten für sich entscheiden kann. Hinzu kommen die in den USA traditionell sehr hohen Schadensersatzansprüche von Klägern.
Ich kann mir gut vorstellen, dass Bayer in naher Zukunft Gebrauch von der Möglichkeit einer Kapitalerhöhung machen wird. Die Altaktionäre dürfte das überhaupt nicht freuen.
ℹ️ Bayer in Kürze
- Die Bayer AG ist einer der weltgrößten Chemie- und Pharmakonzerne. Der Konzern ist in drei Geschäftsbereiche untergliedert: Pharmaceuticals (rezeptpflichtige Arzneimittel), Consumer Health (rezeptfreie Medikamente) und Crop Science (Pflanzenschutz und Schädlingsbekämpfung).
- Bayer hat seine Konzernzentrale in Leverkusen und unterhält weltweit Niederlassungen.
- Das Unternehmen ist im DAX und im Euro Stoxx 50 gelistet. Nach einem massiven Kursverfall beträgt die Marktkapitalisierung rund 23,1 Milliarden €.
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