BASF-Aktie: Hier droht die nächste Enttäuschung
Die BASF-Aktie bleibt ein Paradebeispiel für das Dilemma europäischer Chemiekonzerne: Während in China neue Kapazitäten für Hoffnung sorgen, drücken in Europa Überkapazitäten, hohe Kosten und eine schwerfällige Struktur auf die Margen. Nach den Q1-Zahlen bleibt die Aktie für risikobewusste Anleger ein Fall für die Watchlist – nicht für den Depotkern.
Q1-Zahlen: Ernüchterung statt Aufbruch
Das vor gut zwei Wochen veröffentlichte Finanz-Update war für die BASF nicht der erhoffte Befreiungsschlag.
Der Konzern hatte demnach im ersten Quartal 2025 ein EBITDA von 2,62 Milliarden € erzielt – ein Rückgang um 3% gegenüber dem Vorjahr. Der Umsatz lag bei 17,40 Milliarden €, ebenfalls 1% niedriger als im Vergleichszeitraum. Die Entwicklung ist schnell erklärt: Der Preisrückgang von 0,9% wurde nur leicht durch einen Währungsrückenwind von 0,4% abgefedert, während auch die Mengen um 0,9% zurückgingen. Portfolioanpassungen trugen nur marginal mit 0,2% zum Umsatz bei.
Besonders auffällig: Die operative Entwicklung war in beiden Segmenten schwach. Upstream- und Downstream-Geschäft gaben um 16% bzw. 9% nach. Lediglich Nutrition & Care sowie Chemicals konnten punkten, während die Bereiche Coatings, Batteriematerialien und Agricultural Solutions enttäuschten. Hinzu kam ein Free Cashflow-Abfluss von fast 1,8 Milliarden €, bedingt durch gestiegene Working-Capital-Anforderungen und niedrigere Erträge – nur teilweise kompensiert durch geringere Investitionen.
Die Bilanz bleibt angespannt: Die Nettofinanzverschuldung (ohne Pensionsdefizit von 2,15 Milliarden €) lag bei 20,39 Milliarden € – das entspricht dem 2,6-fachen EBITDA.
Ausblick: Viel Unsicherheit, wenig Fantasie
BASF hält an der EBITDA-Jahresprognose von 8 bis 8,4 Milliarden € fest, bleibt aber in der Kommunikation zurückhaltend.
Der Vorstand betont: „Eine verlässliche Quantifizierung der Auswirkungen auf die Weltwirtschaft ist derzeit nicht möglich. Angesichts der volatilen Situation bleiben die Annahmen zum globalen Wirtschaftsumfeld für 2025 vorerst unverändert.“ Ein Unsicherheitsfaktor bleibt die Handelspolitik: Laut BASF beeinflussten die Reaktionen auf erwartete US-Zollerhöhungen das Produktionsmomentum erheblich. Die weitere Entwicklung hängt maßgeblich von den Entscheidungen der USA und ihrer Handelspartner ab. In Summe sieht das Management selbst mehr Risiken als Chancen.
Hier sei erwähnt: Für Anleger, die vom Handelsstreit-bedingten Kapitalfluss von USA nach Europa profitieren wollen, enthält unser exklusiver Report „Danke, Trump“ drei sorgfältig ausgewählte europäische Aktien – von einem luxuriösen Giganten zum Schnäppchenpreis bis hin zu einem dividendenstarken Weltmarktführer.
Turnaround nur mit tiefgreifender Restrukturierung
Die hohe Verschuldung und die geplanten Verkäufe – etwa ein möglicher IPO der Agrarsparte und der Verkauf des Coatings-Geschäfts – könnten die Bilanz um etwa 10 Milliarden € entlasten.
Doch die Erlöse sind schwer zu beziffern, und mit dem Verkauf dieser margenstarken Bereiche droht dem verbleibenden Portfolio eine höhere Volatilität. Klar ist: BASF muss die Kostenbasis in Europa senken und die Strukturen verschlanken, um im globalen Wettbewerb zu bestehen. Die Expansion in China – das neue Großprojekt soll 1 Milliarde € EBITDA pro Jahr liefern – ist zwar ein Hoffnungsträger.
In Europa bleibt das Marktumfeld aber von Überkapazitäten geprägt, was die Preissetzungsmacht und Margen weiter belastet.
Bewertung: Neutralität als beste Option
Das Kurspotenzial des Chemieriesen hält sich meiner Kalkulation nach sehr in Grenzen.
Mit der zurückhaltenden Tonlage des Managements rechne ich für das laufenden Jahr mit einem EBITDA am unteren Ende der Prognose – also 8 Milliarden €. Nach Abzug von Abschreibungen (rund 4 Milliarden €), Zinsen und einer Steuerquote von 25% ergibt sich ein bereinigter Nettogewinn von 3 Milliarden € bzw. ein Gewinn je Aktie von 3,80 €. Für die Bewertung würde ich ein EV/EBITDA-Multiplikator von 8x sowie ein KGV von 12x ansetzen (gleich gewichtet) – beides rund 20% unter dem historischen Schnitt des DAX-Titels.
Das resultierende Kursziel liegt bei 47,20 € – nicht ausreichend, wenn man die zahlreichen Risiken eines Investments berücksichtigt.
Risiken: Von Überkapazitäten bis Umweltklagen
Diese Liste soll für Anleger einen Überblick über die wichtigsten Fallstricke eines BASF-Investments geben :
- Überkapazitäten und Nachfrage-Schwankungen in der Branche
- Lagerzyklen und Schocks durch Handelszölle
- Volatile Rohstoffpreise (insbesondere Öl und Gas)
- Zinsrisiken angesichts der hohen Verschuldung
- Währungsrisiken
- Unsicherheit bei geplanten Verkäufen und deren Umsetzung
- Konjunkturabhängigkeit, speziell in Europa
- Potenzielle Umwelt- und Produkthaftungsrisiken
Fazit: BASF bleibt ein Fall für die Seitenlinie
Nach den jüngsten Zahlen bleibt BASF ein taumelnder Riese mit schwerem Gepäck.
Die Aktie bietet aktuell mehr Abwärts- als Aufwärtspotenzial und ist im Vergleich zu anderen zyklischen Chemiewerten teuer. Langfristig ist die strategische Neuausrichtung und das Portfolio vielversprechend – kurzfristig dominieren jedoch Unsicherheit, hohe Verschuldung und die Notwendigkeit eines tiefgreifenden europäischen Turnarounds.
Wer bereits investiert ist, kann auf bessere Zeiten hoffen. Für Neueinsteiger bleibt die Devise: Zuschauen, nicht zugreifen.
ℹ️ BASF in Kürze
- BASF (WKN: BASF11) ist der nach Umsatz größte Chemiekonzern der Welt. Er ist in den sechs Segmenten Chemicals, Materials, Industrial Solutions, Surface Technologies, Nutrition & Care und Agricultural Solutions tätig.
- Neben dem Hauptwerk in Ludwigshafen am Rhein betreibt der Konzern weltweit über 230 Produktionsstandorte in mehr als 90 Ländern.
- Der 1865 gegründete Traditionskonzern ist Mitglied im DAX und aktuell an der Börse mit 38,5 Milliarden € bewertet.
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