Autodoc: Ein spannender Börsengang?

Details zum IPO

Europas größter Online-Händler für Autoteile will noch im zweiten Quartal an die Börse. Es wäre der erste Börsengang im Prime Standard der Frankfurter Börse im laufenden Jahr. Die Firmengründer und der Finanzinvestor Apollo wollen sich im Rahmen des IPO von Anteilen trennen. Wer ist Autodoc überhaupt und tun Anleger gut daran, die Aktien des Autoteilehändlers zu zeichnen?

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Eine dynamische Wachstumsgeschichte

Autodoc wurde 2008 gegründet und ist nach eigener Aussage Europas führender Online-Händler für Autoersatzteile. Das Unternehmen bietet Privatleuten und Werkstätten über das Internet fast sieben Millionen Teile für so gut wie alle Automarken an. Inzwischen kaufen mehr als sieben Millionen Kunden Autoteile bei Autodoc.

Es ist nicht der erste Versuch von Autodoc, an die Börse zu gehen. Bereits 2021 zu Hochzeiten der Corona-Pandemie wollte der Ersatzteilhändler ein IPO durchführen. Der Börsengang scheiterte damals allerdings an die widrigen Marktbedingungen. 2024 erwarb der Finanzinvestor Apollo Global Management einen Minderheitsanteil am Unternehmen.

Im vergangenen Jahr erzielt Autodoc einen Umsatz von rund 1,6 Milliarden €. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen lag bei 151 Millionen €, was einer EBITDA-Marge von ca. 10% entspricht.

In den letzten drei Jahren gelang Autodoc ein beachtliches Wachstum. Der Umsatz stieg von 2022 auf 2024 um durchschnittlich 17,5% pro Jahr. Auch ins laufende Jahr startete der Ersatzteilhändler stark. Im ersten Quartal legte der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 21% auf ca. 427 Millionen € zu. Das bereinigte EBITDA stieg um rund 19% auf 34 Millionen €.

Wachstumstreiber ist gegenwärtig vor allem das B2B-Geschäft. Noch spielt das Geschäft mit gewerblichen Kunden mit einem Umsatzanteil von 4% (2024: 68 Millionen €) eine völlig untergeordnete Rolle. Aber der Bereich wächst extrem dynamisch. Im Auftaktquartal 2025 schoss der Umsatz um 174% im Vorjahresvergleich hoch. Derzeit gibt es das B2B-Angebot in Frankreich und den Niederlanden. 2025 und 2026 soll es auf Belgien, Deutschland, Italien und Österreich ausgeweitet werden.

Details des IPO

Die große Frage bei einem Börsengang ist immer die Bewertung. Beim Einstieg des Finanzinvestors Apollo im Frühjahr 2024 lag diese bei 2,3 Milliarden €. Gut möglich, dass die Eigentümer sich beim IPO eine 3 vor dem Komma wünschen.

Die Autodoc-Aktien sollen neuen Investoren im Rahmen einer Privatplatzierung angeboten werden. Frisches Kapital ist offenbar nicht vorgesehen.

Für und Wider das Geschäftsmodell

Grundsätzlich halte ich Autodoc für ein spannendes Unternehmen. Der Autoersatzteilhändler profitiert vom steigenden Durchschnittsalter der Autos in vielen europäischen Ländern, darunter auch Deutschland. Das treibt die Nachfrage nach Ersatzteilen nach oben.

Auf der anderen Seite dürfen Anleger keineswegs vergessen, dass der Trend zu Elektroautos das Geschäft mit Ersatzteilen massiv negativ beeinträchtigt. Einer der Vorteile von E-Autos ist, dass sie deutlich weniger Teile und demnach auch weniger Verschleißteile haben. Bei einem E-Auto gibt es keine Kraftstoff- und Ölfilter, keinen Zahnriemen, keine Zündkerzen, keine Kühlflüssigkeit und keine Abgasreinigung (um nur einige Verschleißteile zu nennen).

Für Autodoc spricht zweifellos das Capex-Light-Geschäftsmodell. Eine Cash-Conversion-Rate von über 90% ist hervorragend und deutet darauf hin, dass die Autodoc-Aktie ein sehr interessanter Dividendenwert werden könnte.

Ein abschließendes Urteil zur Frage, ob ein Kauf der Autodoc-Aktien sinnvoll ist, habe ich noch nicht. Das hängt vor allem von der Unternehmensbewertung ab. Ich befürchte, sie wird sehr hoch ausfallen. Finanzinvestoren sind schließlich Renditeoptimierer und Apollo wird einen Teufel tun, auch nur einen Cent beim Börsengang liegen zu lassen.

ℹ️ Autodoc in Kürze

  • Autodoc ist ein 2008 gegründer Online-Autoersatzteilhändler mit Sitz in Berlin.
  • Das Unternehmen betreibt Onlineshops für Pkw-, Lkw- und Motorradersatzteile in fast 30 europäischen Ländern und ist eigenen Angaben zufolge Europas größter Online-Ersatzteilehändler.
  • Zu den sieben Millionen Kunden von Autodoc gehören vor allem Privatpersonen und kleinere Werkstätten.

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