American Bitcoin: Sind das jetzt Einstiegspreise?
American Bitcoin erlebte in der zurückliegenden Woche einen regelrechten Sell-off. Auslöser waren nicht etwa operative Probleme oder der schwächelnde Krypto-Markt an sich, sondern Investoren-Aktien, die erstmals zur Veräußérung frei wurden. Doch ist der deutlich günstiger gewordene Titel jetzt für Anleger interessant?
Zwar nimmt das operative Momentum bei American Bitcoin deutlich zu, doch der Aktienkurs befindet sich seit Monaten im Rückwärtsgang. Der Ausbau der Mining-Flotte, der die Hashrate auf 25 EH/s gesteigert hat, die wachsende Bitcoin-Produktion und das positive EBITDA zeigen klare Fortschritte. Gleichzeitig bleibt die Bilanz durch hohe Verpflichtungen für Miner-Käufe und Leasingverträge belastet.
Obwohl der Aktienkurs stark zurückgekommen ist, bildet er weiter die Erwartung einer künftigen Expansion anstatt den Wert der derzeit gehaltenen Bitcoin-Reserven. Erst wenn das Unternehmen beweist, dass es den angestrebten Ausbau auf 50 EH/s stemmen und seine Verbindlichkeiten kontrollieren kann, verbessert sich das Chancen-Risiko-Verhältnis. Bis dahin empfiehlt sich Geduld – entweder auf ein noch günstigeres Kursniveau zu warten oder auf bedeutsamere operative Erfolge.
Hintergrund und jüngste Entwicklungen
American Bitcoin debütierte am 3. September 2025 über eine Fusion mit Gryphon Digital Mining. Das erklärte Ziel ist Aufbau einer der effizientesten Mining-Flotten Nordamerikas und der parallele Aufbau einer langfristigen Bitcoin-Reserve. Diese Strategie wurde zügig umgesetzt.
Laut jüngstem Quartalsbericht verfügte das Unternehmen per 13. November 2025 über rund 4.090 Bitcoin in Reserve und über eine Hashrate von 25 EH/s, zuvor 10 EH/s. Möglich wurde dies durch umfassende Flottenaufrüstungen auf effizientere Antminer-S21+-Modelle und vier aktive Mining-Standorte.
Doch während die Technik voranschritt, entwickelte sich der Aktienkurs entgegengesetzt. Der Kurs, der im September noch über acht US-Dollar lag, rutschte zuletzt in den Bereich von zwei US-Dollar – teilweise mit Tagesverlusten von 37 Prozent. Grund hierfür waren weniger operative Probleme als vielmehr ein enormer Verkaufsdruck durch ausgelaufene Lock-up-Fristen, die auf einen ohnehin dünnen Markt trafen.
Auch die Bitcoin-Volatilität spielte eine Rolle, doch die Hauptursache lag in einem Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage. Das Ergebnis ist eine wachsende Kluft zwischen steigender Mining-Kapazität und sinkender Marktbewertung des Unternehmens.
Quartalsergebnis zeigt operative Fortschritte
Das letzte Quartal zeichnet ein Unternehmen, das klar nach oben wächst, auch wenn der Aktienkurs anderes suggeriert. Der Umsatz stieg auf 64,2 Millionen US-Dollar – nach 11,6 Millionen im Vorjahresquartal. Treiber waren die modernisierte Mining-Flotte und eine verbesserte Betriebszeit sämtlicher Standorte. Insgesamt wurden 563 Bitcoin abgebaut, verglichen mit 190 im Vorjahreszeitraum.
Höhere Energiekosten ließen die Umsatzkosten auf 28,3 Millionen US-Dollar steigen, und die umfangreichen Flotteninvestitionen führten zu deutlich höherer Abschreibung. Hinzu kamen einmalige Kosten aus der Fusion, nicht jedoch dauerhaft aufblähende Verwaltungsstrukturen. Ein Punkt, der Anleger verwirrt haben könnte, ist der ausgewiesene Verlust auf digitale Vermögenswerte. Dieser resultiert aus Buchwertanpassungen nach dem Start des Unternehmens mit einem Bitcoin-Bestand von null. Da die Reserven quartalsweise zum Marktwert bewertet werden, entstehen buchhalterische Verluste, wenn der Bitcoin-Preis zwischenzeitlich fällt – ohne dass tatsächlich Coins verkauft wurden oder Geld das Unternehmen verlässt.
Unter dem Strich standen 3,5 Millionen US-Dollar Nettogewinn, verglichen mit einem Verlust im Vorjahr. Das bereinigte EBITDA kletterte auf 27,7 Millionen US-Dollar und zeigt die operative Hebelwirkung der modernisierten Flotte. Insgesamt bestätigt das Quartal steigende Effizienz, klarere Margen und eine verbesserte Ertragskraft – bei gleichzeitig sinkender Aktienbewertung.
Wachstumstreiber und Katalysatoren
Der Blick nach vorn wird von zwei Kräften bestimmt: einer rasant wachsenden Mining-Flotte und einem zunehmend verknappten Bitcoin-Markt.
Mit inzwischen 25 EH/s verfügt das Unternehmen über eine der größten und effizientesten Mining-Flotten Nordamerikas. Die Installation von knapp 15 EH/s neuer Bitmain-S21+-Miner ermöglicht geringere Kosten pro gewonnener Bitcoin-Einheit und bietet Resilienz gegenüber Schwankungen bei Netzwerk-Schwierigkeit oder Bitcoin-Preis.
Die Strategie, Effizienz zu steigern, keine Bitcoin zu verkaufen und die Reserve zu vergrößern, hat den Bestand auf mehr als 4.000 Bitcoin wachsen lassen. Zudem erlaubt ein ATM-Programm die Kapitalbeschaffung, ohne die Reserven abzubauen oder teure Kredite aufzunehmen. Gelingt der geplante Ausbau auf 50 EH/s, würde American Bitcoin zu den größten börsennotierten Minern gehören.
Parallel verengt sich das Angebot am Bitcoin-Markt. Mehr als 73 Prozent aller Bitcoin werden langfristig gehalten, ETFs und Unternehmen ziehen zusätzliche Bestände vom Markt ab. Erwartete ETF-Zulassungen in Südkorea und Japan könnten diesen Trend verstärken. Für Miner bedeutet dies: Die langfristige Wertentwicklung jeder neu geschürften Bitcoin-Einheit verbessert sich – ein struktureller Vorteil für Unternehmen wie American Bitcoin.
Bewertung
Da das Geschäftsmodell auf dem Aufbau von Reserven basiert, bietet der Wert der gehaltenen Bitcoin eine klare Bewertungsbasis. Mit rund 4.090 Bitcoin im Wert von etwa 376,8 Millionen US-Dollar und zusätzlich rund acht Millionen US-Dollar an Barmitteln kommt das Unternehmen auf liquide Vermögenswerte von knapp 385 Millionen US-Dollar.
Dem gegenüber stehen Verbindlichkeiten von rund 587 Millionen US-Dollar, überwiegend aus Miner-Kaufverpflichtungen und Leasingverträgen. Damit liegt der Nettovermögenswert deutlich im negativen Bereich. Die Aktie wird folglich nicht auf Basis aktueller Substanzwerte gehandelt, sondern auf Basis erwarteter künftiger Expansion und eines positiven Bitcoin-Zyklus.
Risiken
Die größte Belastung bleibt die Bilanz. Sollten Bitcoin-Preise stagnieren oder fallen, könnte der finanzielle Spielraum enger werden, während die Expansion weiter Kapital bindet. Verzögerungen beim Erreichen der 50-EH/s-Marke könnten das Wachstumsnarrativ zusätzlich schwächen.
Hinzu kommt das Risiko steigender Netzwerk-Schwierigkeit. Wenn die Effizienzgewinne nicht mithalten, sinkt die Bitcoin-Ausbeute pro EH/s, was Margen unter Druck setzt. Auch mögliche Verwässerung durch das ATM-Programm sowie makroökonomische Risiken – etwa Bitcoin-Einbrüche oder sonstigen Turbulenzen im Kryptofinanzsystem – sind ernst zu nehmen.
Fazit
American Bitcoin liefert derzeit gute operative Ergebnisse, steigert seine Effizienz und baut die Bitcoin-Produktion aus. Doch die Bewertung spiegelt bereits ein künftiges Wachstum wider, das noch bewiesen werden muss.
Erst eine klarere Realisierung der Expansionspläne und eine stabilere Bilanz könnten das Chancen-Risiko-Profil verbessern. Bis dahin bleibt der Titel unter Beobachtung.
Übrigens: Wir glauben, dass ab 2026 nicht etwa Bitcoin zur großen Kursrallye ansetzt, sondern Litecoin: Erfahre hier, warum das „digitale Silber“ vor einer großen Zukunft steht und die derzeit wohl unterbewertetste Kryptowährung überhaupt ist.
Interessenkonflikt: Der Autor und Mitarbeiter des Herausgebers halten Aktien von Lite Strategy in signifikantem Umfang (über 10% des ausstehenden Kapitals). Somit besteht konkret und eindeutig ein Interessenkonflikt. Der Autor beabsichtigt, die Aktien – je nach Marktsituation auch kurzfristig – zu veräußern und könnte dabei von erhöhter Handelsliquidität profitieren.