AMD-Aktie: Geht's bald über 300 US$?
Die AMD-Aktie hat sich in den vergangenen Jahren zu einem der dynamischsten Titel im Halbleitersektor entwickelt und wir halten ihn im Vergleich zu Nvidia tatsächlich für die attraktivere Wahl. Die jüngsten Zahlen und strategischen Partnerschaften unterstreichen, dass der Konzern mittlerweile zu den zentralen Profiteuren des weltweiten KI-Infrastrukturbooms zählt.
Advanced Micro Devices (AMD) hat unter der Führung von CEO Lisa Su eine radikale Transformation vollzogen. Aus einem Hersteller, der einst überwiegend um die Reste konkurrierte, die Intel nicht benötigte, wurde ein Konzern, der heute sowohl Intel als auch Nvidia in mehreren Produktkategorien herausfordert. Besonders die Nachricht über eine umfassende Kooperation mit OpenAI sorgte im Herbst für Aufsehen. Die Zusage von CEO Sam Altman, künftig 6 Gigawatt AMD-Computekapazitäten zu nutzen, signalisiert eine Verschiebung der Kräfteverhältnisse im KI-Markt. Da Nvidia nicht alle Kunden gleichzeitig bedienen kann, rückt AMDs Instinct-Plattform zunehmend in den Fokus.
Quartalszahlen untermauern Wachstumskurs
Die Ergebnisse für das dritte Quartal verdeutlichten den starken operativen Trend. AMD erzielte 9,25 Milliarden Dollar Umsatz, ein Plus von 36 Prozent im Jahresvergleich und deutlich über den Erwartungen. Der Gewinn je Aktie betrug 1,20 Dollar. Entscheidend ist die Dynamik: Umsatzüberraschungen wie diese sind im aktuellen Wachstumszyklus wesentlich bedeutsamer als kleine Abweichungen beim Gewinn.
Der Datacenter-Bereich avancierte zum Wachstumstreiber. Mit 4,3 Milliarden Dollar setzte er 22 Prozent mehr um als im Vorjahr und lag 34 Prozent über dem Vorquartal. Der MI350-GPU-Ramp gewinnt sichtbar an Fahrt, und EPYC-Prozessoren erobern weiter Marktanteile im Cloud- und Enterprise-Segment. Die Zahl der Public-Cloud-Konfigurationen auf EPYC-Basis wuchs um fast 50 Prozent auf über 1.350 Instanzen.
Auch das Client- und Gaming-Geschäft zeigte deutliche Fortschritte. Der Umsatz im Client-Segment erreichte 2,75 Milliarden Dollar, während die Gaming-Sparte mit 1,3 Milliarden Dollar um 181 Prozent gegenüber dem Vorjahr zulegte – getragen von einer frühzeitigen Nachfrage nach Semi-Custom-Chips für Xbox und PlayStation. Lediglich das Embedded-Geschäft schwächte sich auf 857 Millionen Dollar ab.
Die Kennzahlen bestätigen den Trend steigender Profitabilität: Die GAAP-Bruttomarge erreichte 52 Prozent, das operative Ergebnis stieg auf 2,2 Milliarden Dollar. Der freie Cashflow vervielfachte sich im Jahresvergleich – ein entscheidender Faktor zur Finanzierung zukünftigen Wachstums, ohne die Bilanz zu belasten.
Bedeutung der OpenAI-Allianz für AMDs Zukunft
Die langfristige Partnerschaft mit OpenAI verändert AMDs strategische Position fundamental. Beide Unternehmen vereinbarten den Aufbau von bis zu 6 Gigawatt GPU-Kapazität auf Basis der Instinct-Beschleuniger. Der Beginn erfolgt 2026 mit einer 1-Gigawatt-Ausbaustufe der MI450-Generation – weitere Ausbauschritte folgen über mehrere Hardwarezyklen hinweg.
Die wirtschaftliche Dimension ist enorm: Branchenanalysten schätzen, dass allein 1 Gigawatt KI-Kapazität Investitionen von rund 50 Milliarden Dollar erfordert. Insgesamt könnte der Wert der Zusammenarbeit über 90 Milliarden Dollar liegen. Finanzchefin Jean Hu stellte klar, dass der Vertrag über seine Laufzeit hinweg Einnahmen in zweistelliger Milliardenhöhe generieren werde.
Hinzu kommt ein tiefergehender Schulterschluss: OpenAI erhält Optionen auf bis zu 160 Millionen AMD-Aktien, deren Aktivierung an technische und zeitliche Meilensteine gebunden ist. Die Beteiligung verdeutlicht die beiderseitige Erwartung an den Erfolg der gemeinsamen Entwicklungsroadmap. Die Entscheidung von Sam Altman bezeichnete er selbst als „großen Meilenstein“ auf dem Weg zur Bereitstellung der benötigten KI-Rechenleistung.
Durchbruch im Rechenzentrum: EPYC und Instinct gewinnen Marktanteile
Die Weiterentwicklung des Datacenter-Portfolios ist eine der zentralen Erfolgsgeschichten des Konzerns. Als Lisa Su 2014 übernahm, verfügte AMD praktisch über keinen Server-Marktanteil. Mittlerweile nähert sich das Unternehmen der Marke von 40 Prozent. Die EPYC-Prozessorfamilie auf Zen-5-Basis setzt bei Leistung und Effizienz neue Maßstäbe und wird inzwischen bei mehr als 60 Prozent der Fortune-100-Unternehmen eingesetzt.
Die Argumentation für EPYC fällt leicht: Laut AMD lassen sich mit einem einzigen EPYC-Server bis zu sieben ältere Intel-Server ersetzen, was deutliche Einsparungen bei den Gesamtbetriebskosten ermöglicht. 2026 folgt die nächste Generation, „Venice“ auf Zen-6-Basis, die dieselbe Plattform nutzt und die Leistung weiter steigern soll.
Auch im GPU-Segment hat AMD die bislang stärkste Produktreihe vorgestellt. Die Instinct-MI350-Serie, insbesondere das Modell MI355X, bietet 288 Gigabyte HBM3E-Speicher und 8 Terabyte pro Sekunde Bandbreite. In bestimmten Workloads erzielt der Beschleuniger laut AMD bis zu 2,2-mal höhere KI-Leistung als konkurrierende Systeme. Die MLPerf-Benchmarks bestätigten diese Aussagen: Das Training von Llama-2-70B LoRA wurde schneller abgeschlossen als mit Nvidias veröffentlichter GB200-Konfiguration. Mittlerweile setzen sieben der zehn größten KI-Unternehmen auf Instinct-Hardware, darunter Meta, Microsoft, Oracle, xAI sowie OpenAI.
Mit der offenen Softwareplattform ROCm bietet AMD eine Alternative zu Nvidias CUDA-Ökosystem. Die Plattform unterstützt zentrale KI-Modelle bereits zum Veröffentlichungstag und zeichnet sich durch eine skalierbare Performance aus.
Ausblick auf das vierte Quartal und strategische Ziele
Für das laufende Quartal rechnet AMD mit rund 9,6 Milliarden Dollar Umsatz bei einer Non-GAAP-Bruttomarge von 54,5 Prozent. Das entspricht 25 Prozent Wachstum im Jahresvergleich.
Auf dem Analystentag im November wurden langfristige Zielmarken bis 2030 vorgestellt, darunter ein erwarteter adressierbarer Markt von einer Billion Dollar für Halbleiter, ein über 60-prozentiges Wachstum im Datacenter-Bereich und eine angestrebte operative Marge von über 35 Prozent. Die langfristige Gewinnprognose liegt jenseits von 20 Dollar je Aktie.
Bewertung mit weiterem Potenzial
Trotz eines Kursanstiegs von aktuell immer noch fast 80 Prozent seit Jahresbeginn wird AMD weiterhin nicht wie ein klassisches Hochwachstumsunternehmen bewertet. Bei knapp 222 US$ notiert die Aktie rund beim 42-fachen der vergangenen Gewinne und etwa beim 15-fachen der Schätzungen für 2026 – ein deutlicher Abschlag im Verhältnis zu einem Wachstumstempo von über 35 Prozent jährlich.
Ein aktualisiertes DCF-Modell unter Einbezug der Q3-Zahlen und der OpenAI-Effekte ergibt einen fairen Wert von etwa 278 Dollar je Aktie. Im optimistischen Szenario – beschleunigte GPU-Adoption, höhere Margen und eine zügigere Umsetzung des OpenAI-Projekts – wären Kurse von 345 US$ denkbar. Selbst ein vorsichtiges Szenario weist noch rund 180 Dollar aus. Die Mehrheit der Analysten bleibt positiv, mit einem durchschnittlichen Kursziel von 284,67 US$.
Technische Ausgangslage stützt den Trend
Das Chartbild liefert zusätzliche Bestätigung. Seit Jahren bewegt sich die Aktie in einem steigenden langfristigen Kanal, dessen Begrenzungen auch während der Marktschwäche 2022 respektiert wurden. Auffällig ist der jüngste Ausbruch, der eine Kurslücke von über 30 Prozent hinterließ – typischerweise ein Zeichen institutioneller Nachfrage und einer Neubewertung des Titels.
Die langfristigen gleitenden Durchschnitte wenden sich nach oben, während das Volumenmuster auf Akkumulation hindeutet. Kurzfristige Kursziele bewegen sich im Bereich zwischen 250 und 267 US$, mittelfristig zwischen 280 und 300 US$, während der obere Trendkanal Werte um 345 US$ signalisiert.
Mögliche Belastungsfaktoren
Trotz der positiven Perspektiven bestehen Risiken. Eine Abschwächung der Investitionen in KI-Infrastruktur würde sich direkt auf den Datacenter-Umsatz auswirken. Nvidia bleibt mit einem Marktanteil von 80 bis 95 Prozent ein dominanter Wettbewerber mit erheblichem Einfluss auf die Preisgestaltung. Verzögerungen bei der Umsetzung des OpenAI-Vertrags, Exportkontrollen gegenüber China oder verstärkter Wettbewerb durch ARM-basierte Serverprozessoren könnten die Ergebnisentwicklung belasten.
Fazit: AMD etabliert sich als zentraler KI-Infrastrukturanbieter
Die jüngsten Quartalsergebnisse und die weitreichende Kooperation mit OpenAI verdeutlichen, dass AMD den Übergang vom Herausforderer zum Schlüsselanbieter der KI-Infrastruktur geschafft hat. Steigende Umsätze, wachsende Margen, Marktanteilsgewinne und langfristige Umsatzklarheit schaffen ein Umfeld, das institutionelle Investoren zunehmend anzieht.
Das kommende Quartalsergebnis Anfang Februar dürfte erneut Aufschluss über die Nachfrageentwicklung geben. Fortschritte bei der MI450-Produktion, neue Kundenmeldungen oder eine beschleunigte Vorbereitung der 2026er-OpenAI-Launchphase könnten zusätzliche Impulse liefern. Auch die CES im Januar sowie die für 2026 erwartete Einführung der Zen-6-Serverarchitektur sind potenzielle Treiber.
Mit einem Bewertungsniveau, das deutlich unter dem Wachstumspotenzial liegt, bleibt die Aktie attraktiv. Vor diesem Hintergrund erscheint ein Kursziel von 300 Dollar innerhalb der kommenden zwölf Monate realistisch. AMD positioniert sich als einer der aussichtsreichsten Profiteure des globalen KI-Booms – mit stärkerem Wachstum als Intel und einer attraktiveren Bewertung als Nvidia.
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ℹ️ AMD in Kürze
- Advanced Micro Devices (AMD) mit Hauptsitz in Santa Clara im US-Bundesstaat Kalifornien entwickelt und vertreibt Mikroprozessoren, Chipsätze und System-on-a-Chip-Lösungen.
- Eine eigene Fabrikationsstätte hat das Unternehmen seit der Ausgründung der eigentlichen Halbleiterherstellung im Jahr 2009 in Globalfoundries nicht mehr.
- Aktuell hat das Unternehmen eine Marktkapitalisierung von rund 360 Milliarden US$.