Celestica-Aktie: Hat sie Potenzial für mehr?
Celestica profitiert zunehmend vom globalen Investitionszyklus rund um künstliche Intelligenz und Rechenzentren. Was lange als unscheinbarer Auftragsfertiger galt, entwickelt sich für Investoren immer klarer zu einem strukturellen Gewinner des Ausbaus moderner Cloud-Infrastruktur.
Vom stillen Zulieferer zum strategischen Schlüsselspieler
Celestica hat sich innerhalb weniger Jahre von einem kaum beachteten Auftragsfertiger zu einem zentralen Baustein der KI-Infrastruktur entwickelt. Die Zahlen des dritten Quartals 2025 unterstreichen diese Transformation eindrucksvoll. Der Umsatz stieg um 28 Prozent, die Margen erreichten neue Rekordwerte und der Ausblick wurde deutlich angehoben. Für das Gesamtjahr 2025 rechnet das Management inzwischen mit Erlösen von 12,2 Milliarden US-Dollar und einem Gewinn je Aktie von 5,90 US-Dollar. Angesichts der guten Visibilität für 2026 und 2027 erscheint selbst diese Prognose vorsichtig.
Die starke Entwicklung zeigt, dass das Geschäftsmodell heute weit über klassische Fertigung hinausgeht. Celestica ist zu einem hochspezialisierten Technologiepartner für Hyperscaler und digitale Plattformunternehmen geworden, insbesondere im Bereich moderner Rechenzentrums-Hardware. Trotz des kräftigen Kursanstiegs spiegelt die Bewertung nach wie vor nicht vollständig wider, wie stark die Ertragskraft in den kommenden Jahren zulegen dürfte.
Ein Kursanstieg mit Substanz
Innerhalb eines Jahres hat sich der Aktienkurs mehr als verdoppelt. Diese Entwicklung ist Ausdruck eines Marktes, der die Dynamik bei Gewinnen und die zunehmende Bedeutung im KI-Ökosystem erkannt hat. Gleichzeitig hat sich das Profil des Unternehmens grundlegend verändert. Aus einem margenschwachen Montagebetrieb ist ein wachstumsstarker Anbieter komplexer, kundenspezifischer Lösungen geworden. Die steigenden Margen zeigen, dass die Gewinne schneller wachsen als der Umsatz – ein klares Zeichen für zunehmende operative Hebel.
Neue Klarheit beim Ausblick
Das dritte Quartal war vor allem deshalb bedeutsam, weil es nicht nur operative Stärke bestätigte, sondern auch einen ungewöhnlich klaren Blick nach vorn erlaubte. Für das vierte Quartal 2025 stellt das Management einen Umsatz zwischen 3,33 und 3,58 Milliarden US-Dollar sowie ein bereinigtes Ergebnis je Aktie von 1,65 bis 1,81 US-Dollar in Aussicht. Das deutet auf weiteres sequenzielles Wachstum und zusätzliche Margenverbesserungen hin.
Noch gewichtiger ist jedoch der Blick auf 2026. Celestica rechnet dann mit rund 16 Milliarden US-Dollar Umsatz und einem bereinigten Gewinn je Aktie von etwa 8,20 US-Dollar. Für ein hardwareorientiertes Unternehmen ist eine derart weitreichende Planung ungewöhnlich und spricht für langfristige, vertraglich abgesicherte Plattformprogramme bei Großkunden. Diese Aufträge sind keine kurzfristigen Bestellungen, sondern mehrjährige Rollouts mit klar definierten Roadmaps.
Technologische Treiber hinter dem Wachstum
Ein zentraler Wachstumsmotor ist der Übergang von 400G- auf 800G-Netzwerktechnologie in Cloud-Rechenzentren. Celestica ist an entsprechenden Programmen aller drei großen Hyperscaler beteiligt und konnte seinen Marktanteil sogar ausbauen. Die breite Einführung dieser Technologie seit 2025 sorgt für hohe Auftragseingänge und dürfte sich bis 2026 fortsetzen.
Parallel bereitet sich das Unternehmen bereits auf den nächsten Technologiesprung vor. Bei der Entwicklung von 1,6-Terabit-Switches arbeitet Celestica frühzeitig an neuen Designs und konnte gemeinsam mit Partnern erste Prototypen realisieren, basierend auf dem Tomahawk-6-ASIC von Broadcom. Die Serienfertigung ist für 2026 geplant, womit Celestica zu den ersten Anbietern dieser Generation zählen dürfte. Langfristig wird sogar bereits an Technologien für noch höhere Datenraten gearbeitet, was die Position als technologischer Vorreiter festigt.
Neben der Netzwerktechnik gewinnt auch der Bereich KI-Rechenhardware an Bedeutung. Ein neues Programm für kundenspezifische KI-Server bei einem großen Cloud-Anbieter ist seit dem dritten Quartal 2025 im Hochlauf. Für 2026 erwartet das Management daraus ein deutlich höheres Volumen als beim bisherigen Höchststand 2024. Zudem sind weitere Projektphasen bis 2027 und darüber hinaus geplant, was auf eine nachhaltige Pipeline und nicht auf einen einmaligen Nachfragepeak hindeutet.
Bewertung zwischen Wachstum und Anspruch
Nach dem starken Kursanstieg wird Celestica inzwischen wie ein Wachstumswert gehandelt. Mit einem erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 49 auf GAAP-Basis liegt die Aktie über vielen klassischen Hardware-Produzenten. Der Vergleich mit Unternehmen wie Super Micro Computer greift jedoch zu kurz, da deren Geschäftsmodell stärker commoditisiert ist und zyklischere Nachfrageschwankungen aufweist.
Im Umfeld anderer KI-Profiteure wirkt die Bewertung moderater. So wächst Arista Networks ebenfalls stark und wird mit ähnlichen Gewinnmultiplikatoren, aber deutlich höheren Umsatzmultiples bewertet. Celestica kommt auf ein vergleichsweise niedriges Verhältnis von Unternehmenswert zu Umsatz, was im Kontext steigender Margen und stabiler Wachstumsaussichten attraktiv erscheint. Auch auf Basis des PEG-Verhältnisses liegt die Aktie unter dem Branchendurchschnitt.
Risiken bleiben überschaubar, aber präsent
Das größte Risiko ergibt sich aus der hohen Kundenkonzentration. Drei Großkunden stehen zusammen für einen erheblichen Teil des Umsatzes. Verzögerungen einzelner Programme könnten kurzfristig auf das Wachstum drücken, auch wenn die Margen zunächst stabil blieben. Ein breiterer Rückgang der Investitionen in KI-Infrastruktur würde hingegen sowohl Umsatz als auch operative Hebel belasten und könnte zu einer Neubewertung der Aktie führen, selbst wenn die langfristige Perspektive intakt bleibt.
Aktie weiterhin mit Rückenwind
Ende 2025 steht Celestica für einen tiefgreifenden Wandel. Das Unternehmen hat sich zu einem unverzichtbaren Bestandteil der globalen KI-Rechenzentrums-Lieferkette entwickelt und liefert Ergebnisse, die diesen Anspruch untermauern. Die starke operative Entwicklung, die hohe Visibilität und die technologische Führungsrolle sprechen dafür, dass das Wachstum noch nicht ausgereizt ist. Vor diesem Hintergrund bleibt das Aufwärtspotenzial der Aktie erheblich.