S&P 500: Steht 2026 die nächste Rekordjagd an?
Die Entwicklung vieler Aktien hängt derzeit stärker denn je vom großen Ganzen ab. Wer das Potenzial einzelner Titel richtig einschätzen will, muss verstehen, wohin sich der US-Aktienmarkt insgesamt bewegt und welche Kräfte seine nächste Phase bestimmen. Der S&P 500 ist einer der wichtigsten Aktienindizes der Welt und gilt als zentraler Gradmesser für die Entwicklung des US-Aktienmarktes.
Starke Jahresbilanz der US-Börsen
Die drei wichtigsten US-Indizes haben im laufenden Jahr eine überzeugende Performance gezeigt. Besonders stark präsentierte sich die Nasdaq mit einem Plus von 21 Prozent, getragen von der anhaltenden Begeisterung für Künstliche Intelligenz. Der S&P 500 legte um solide 17 Prozent zu, während der Dow Jones mit 14 Prozent etwas zurückblieb, das Jahr für Aktienanleger insgesamt jedoch klar positiv ausfiel.
Die Outperformance der technologielastigen Nasdaq überrascht kaum, denn das KI-Narrativ prägte weite Teile des Börsenjahres. Dennoch notiert der Index weiterhin deutlich unter seinem Allzeithoch, nachdem insbesondere der November schwach verlaufen war. Trotz der respektablen Renditen war 2025 kein Selbstläufer. Der sogenannte Liberation-Day-Crash, Sorgen über neue Zölle, geopolitische Spannungen und wiederkehrende Diskussionen über eine mögliche KI-Blase sorgten immer wieder für Belastungen.
Vor diesem Hintergrund stellt sich die entscheidende Frage, ob der Markt an diese Entwicklung anknüpfen kann. Der S&P 500 notiert derzeit bei rund 6.900 Punkten, und genau darauf richtet sich der Blick der folgenden Analyse.
Fundamentale Ausgangslage des Marktes
Die fundamentalen Rahmenbedingungen liefern zunächst ein insgesamt konstruktives Bild. Die Gewinnschätzungen für das Gesamtjahr 2025 zeigen laut FactSet in nahezu allen Sektoren Wachstum. Einzig der Energiesektor bildet eine Ausnahme. Besonders dynamisch entwickeln sich die Gewinne im IT-Bereich, was die Bedeutung von Künstlicher Intelligenz für die Unternehmenslandschaft unterstreicht. Für den S&P 500 wird ein Gewinnwachstum von 11,9 Prozent gegenüber 2024 erwartet, eine Prognose, die angesichts des fortgeschrittenen Jahres als belastbar gilt. Bereits 2024 hatte das Gewinnwachstum bei 9,22 Prozent gelegen, was auf eine weiter zunehmende wirtschaftliche Dynamik hindeutet.
Abschwächung zum Jahresende sichtbar
Ein differenzierter Blick auf das vierte Quartal zeigt jedoch erste Bremsspuren. Für das Schlussquartal 2025 wird ein Gewinnwachstum von lediglich 7,7 Prozent erwartet, deutlich weniger als im dritten Quartal mit 13,5 Prozent und unterhalb der Jahresrate. Diese Entwicklung nährt die Vermutung einer moderaten konjunkturellen Abkühlung. Ob sich daraus ein Trend für 2026 entwickelt, hängt von mehreren Faktoren ab, die im weiteren Verlauf beleuchtet werden.
Bewertung bleibt anspruchsvoll
Bewertungsseitig bewegt sich der Markt auf hohem Niveau. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis des S&P 500 liegt aktuell bei rund 29 und damit deutlich über dem langfristigen Durchschnitt. Zwar war die Bewertung während der Pandemiephase aufgrund einbrechender Gewinne und expansiver Geldpolitik noch extremer, doch auch heute ist das Niveau ambitioniert. Kritiker verweisen auf die nachlassende Gewinnmomentum zum Jahresende, Befürworter auf die klare Beschleunigung gegenüber 2024 und die strukturellen Wachstumstreiber der kommenden Jahre. Die Bewertung erscheint damit hoch, aber nicht zwangsläufig untragbar.
Künstliche Intelligenz als Schlüsselfaktor
Die Debatte um eine mögliche KI-Blase hat zuletzt an Fahrt aufgenommen. Vergleiche mit der Dotcom-Ära werden häufiger gezogen, doch ein genauerer Blick relativiert diese Sorgen. Analysen von BlackRock zeigen, dass die Übertreibungen der späten 1990er Jahre deutlich ausgeprägter waren als die heutige Situation. Zwar sind die Kursgewinne vieler KI-getriebener Aktien schneller gestiegen als die Gewinne, doch die Bewertungen liegen weit unter den Extremwerten von 2000. Das spricht gegen ein kurzfristiges Crash-Szenario.
Auch Zweifel an der Rentabilität der massiven KI-Investitionen erscheinen verfrüht. Morgan Stanley schätzt, dass die Einführung von KI langfristig jährliche Nettovorteile von bis zu 920 Milliarden US-Dollar für Unternehmen im S&P 500 generieren könnte. Daraus könnte eine zusätzliche Marktkapitalisierung von 13 bis 16 Billionen US-Dollar entstehen. Kurzfristig ist der Ertrag schwer zu messen, langfristig dürfte KI jedoch zu einem zentralen Wachstumsmotor der Weltwirtschaft werden.
Margen profitieren bereits messbar
Dass die Effekte nicht nur theoretischer Natur sind, zeigt die Entwicklung der Unternehmensmargen. Beim Nasdaq-100 steuern Brutto-, operative und Nettomargen auf neue Rekordstände zu. Effizienzgewinne, Automatisierung und Kostensenkungen durch KI-Anwendungen wirken sich bereits positiv auf die Profitabilität aus. Mit zunehmender Verbreitung dieser Technologien dürfte sich dieser Effekt in den kommenden Jahren weiter verstärken, wovon auch der S&P 500 profitieren sollte.
Beschleunigung des Gewinnwachstums ab 2026
Für das Jahr 2026 erwarten Analysten ein Gewinnwachstum von 14,5 Prozent, eine deutliche Beschleunigung gegenüber 2025. Diese Prognose deutet darauf hin, dass die Abschwächung im vierten Quartal eher temporär ist. Historische Daten zeigen zudem, dass FactSet-Schätzungen für das Folgejahr im Durchschnitt nur leicht zu optimistisch waren. Bereinigt um diesen Effekt ergibt sich für 2026 ein erwarteter Gewinn je Aktie von rund 306 US-Dollar, was immer noch einem Wachstum von über 13 Prozent entspräche. Das spricht für eine robuste Ertragsdynamik.
Risiken bleiben präsent
Trotz der positiven Perspektiven sind Unsicherheiten nicht zu unterschätzen. Zwar haben Unternehmen das Thema Zölle zuletzt seltener erwähnt, doch eine ausstehende Entscheidung des Supreme Court zur Rechtmäßigkeit früherer Maßnahmen birgt weiterhin Potenzial für Volatilität. Auch die Inflation bleibt mit rund drei Prozent über dem Zielwert der US-Notenbank. Verzögerte Effekte von Zöllen könnten den Preisdruck erneut erhöhen und damit Zinssenkungen erschweren.
Hinzu kommt geldpolitische Unsicherheit. Die Fed hat zuletzt erneut die Zinsen gesenkt, doch der weitere Kurs ist offen. Der bevorstehende Wechsel an der Spitze der Notenbank und politischer Druck auf die Geldpolitik könnten zusätzliche Risiken mit sich bringen, falls Entscheidungen weniger datengetrieben ausfallen.
Fazit: Zielmarke für den S&P 500
Unter der Annahme, dass das Kurs-Gewinn-Verhältnis bis Ende 2026 auf etwa 27 sinkt und die bereinigten Gewinnschätzungen eintreffen, ergibt sich ein Ziel von rund 8.200 Punkten für den S&P 500. Das entspräche einem Kursplus von nahezu 20 Prozent gegenüber dem aktuellen Niveau. Trotz aller Vorsicht bleibt der Grundton damit klar optimistisch.
Das Börsenjahr 2025 war trotz ordentlicher Renditen von erheblichen Schwankungen geprägt, und auch 2026 verspricht kein ruhiges Fahrwasser. Dennoch sprechen die strukturellen Wachstumstreiber, allen voran Künstliche Intelligenz, für weiter steigende Gewinne und Kurse. Selbst wenn politische und makroökonomische Risiken zeitweise belasten, bleibt die Perspektive für den S&P 500 konstruktiv, mit einer realistischen Chance, die Marke von 8.200 Punkten zu erreichen.
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