Janus International: Darum ist die Aktie zu günstig!
Die Entwicklung des Self-Storage-Anbieters Janus International ist in den vergangenen eineinhalb Jahren vom stabilen Wachstumswert zum vermeintlich kriselnden Zykliker umgedeutet worden. Die aktuellen Zahlen sprechen jedoch dafür, dass die negative Neubewertung überzogen ist und sich eine attraktive Ausgangslage für eine Erholung bietet.
Vom Wachstumswert zum Prüffall – warum die Wahrheit dazwischen liegt
Janus International wird derzeit gehandelt, als stünde der nächste Einbruch unmittelbar bevor. Doch ein Blick auf die Q3-25-Ergebnisse und die jüngste S&P-Heraufstufung zeigt ein anderes Bild: Der Abschwung scheint überwunden. Das EBITDA der vergangenen zwölf Monate liegt zwar rund 40 bis 45 Prozent unter dem Hoch von 2023, die Preise haben sich normalisiert, und das Management hat die Glaubwürdigkeitsstrafe für verfehlte Prognosen bereits kassiert.
Die Voraussetzungen für eine Neubewertung sind damit gegeben: Die schlechten Nachrichten sind eingepreist, Stabilisierung und Wachstumstreiber hingegen nicht.
Der Glaubwürdigkeitsabschlag
Die zentrale Belastung ist das ramponierte Vertrauen in das Management. Zweimal wurden Prognosen deutlich verfehlt: Statt der angekündigten 300 Millionen Dollar EBITDA für 2024 wurden lediglich 209 Millionen erreicht. Dieses Jahr folgte der nächste Rückschlag mit einem Q3-25-EPS von 0,16 Dollar – drei Cent unter Analystenschätzungen – sowie einer reduzierten Jahresprognose.
Der Markt reagiert, als breche das Unternehmen bei jeder konjunkturellen Abschwächung sofort weg. Doch die restlichen Q3-Zahlen zeichnen ein robusteres Bild: Der Umsatz ging um 4,7 Prozent zurück, während das bereinigte EBITDA um 1,2 Prozent auf 44 Millionen Dollar stieg. Die Margen kletterten auf fast 20 Prozent.
Die operative Basis scheint damit stabil. Selbst am unteren Ende des Zyklus hält Janus International solide Margen und zeigt Preisdisziplin sowie Kostenkontrolle.
Cashflow als Sicherheitsanker
Besonders auffällig ist der starke Mittelzufluss. Während bei vielen Industrieunternehmen Umsatzeinbrüche die Liquidität austrocknen, zeigt Janus International mit seinen 12-Monats-Cashflow-Zahlen das Gegenteil: Der Cashflow aus dem operativen Geschäft erreichte 166 Millionen US-Dollar, der freie Cashflow lag bei 140 Millionen US-Dollar, und die FCF-Konversion betrug bemerkenswerte 171 Prozent.
Mit einer Investitionsquote von nur rund 1,5 Prozent des Umsatzes bleibt das Geschäftsmodell äußerst kapitalarm. Selbst in einem schwierigen Jahr konnten Schulden abgebaut und eigene Aktien im Volumen von 16 Millionen Dollar zurückgekauft werden.
S&P würdigte diese Stabilität mit einem Upgrade auf BB-. Die Verschuldung liegt mit 2,3x EBITDA klar unter der Marke von 3x. Dadurch entstehen strategische Optionen – von opportunistischen Übernahmen bis hin zu verstärkten Rückkäufen.
Die unterschätzten Wachstumstreiber
Während der US-Self-Storage-Markt seine Konsolidierung durchläuft, ziehen zwei Segmente deutlich an.
International entwickelt sich vom Randbereich zum relevanten Wachstumsmotor. Die Umsätze in Europa, Großbritannien und Australien stiegen im dritten Quartal um 33 Prozent auf 28 Millionen Dollar, begleitet von einer Margenerholung in den mittleren Zehnerbereich. Europas Self-Storage-Markt ist – ähnlich wie die USA vor zwei Jahrzehnten – noch fragmentiert und unterentwickelt, wodurch Janus International seine dominante Marktstellung nun auch global ausspielen kann.
Zudem wächst das Technologieprodukt Nokē, das herkömmliche Türen in smarte, ferngesteuerte Einheiten verwandelt. Die installierte Basis legte um 36 Prozent auf 440.000 Einheiten zu. Noch ist der wiederkehrende Umsatz mit etwa 5 Millionen Dollar überschaubar, doch die Bruttomargen liegen bei über 80 Prozent. Mit zunehmender Verbreitung dürfte dieser Mixeffekt die Konzernmargen strukturell anheben.
Bewertet wie ein Abschwung, den es längst gab
Die Aktie handelt zurzeit bei rund dem 4,4-Fachen des zyklischen EBITDA-Tiefs und bietet eine Free-Cashflow-Rendite von 16 Prozent. Diese Bewertung impliziert eine weitere deutliche Verschlechterung im Jahr 2026 – ein Szenario, das sich mit den vorliegenden Daten kaum verbinden lässt.
Die Segmente zeigen bereits erste Erholungstendenzen: Der Self-Storage-Neubau legte im dritten Quartal um 5,5 Prozent zu, das Retrofit-Geschäft wuchs leicht um 0,7 Prozent und der kommerzielle Bereich war zwar mit minus 20 Prozent schwach, doch vor allem wegen Projektverschiebungen.
Reicht das EBITDA in den nächsten 18 Monaten auf 200 bis 225 Millionen Dollar zurück, erscheint die Aktie deutlich unterbewertet. Selbst ein konservatives Szenario von 170 Millionen Dollar EBITDA bei einem Niedrigmultiple käme über das aktuelle Kursniveau hinaus. Im Branchenvergleich wirkt die aktuelle Bewertung noch drastischer: Premiumanbieter wie Carrier oder ASSA ABLOY handeln bei etwa 16x EBITDA. Janus International verfügt bei über 80 Prozent Marktanteil im Institutional-Segment über eine ähnlich starke Stellung – nur ohne entsprechende Bewertung.
Mögliche Kurstreiber
Wo die These scheitern könnte
Das kommerzielle Türgeschäft ist konjunkturanfälliger als das Self-Storage-Kerngeschäft. Eine Verschärfung der Schwäche im Fracht- oder Gewerbebau könnte die Erholung bremsen. Eine weitere Prognosesenkung würde das Vertrauen erneut erschüttern, und volatile Stahlpreise könnten kurzfristig Margen belasten.
Schlussbetrachtung
Janus International scheint seinen Abschwung bereits hinter sich zu haben. Das operative Fundament steht, die Bilanz ist gestärkt, und der Cashflow bleibt außergewöhnlich robust. Der Markt straft die Aktie weiterhin für die Fehler des vergangenen Jahres – und bietet damit eine Bewertung, die deutlich mehr Risiko einpreist, als tatsächlich erkennbar ist.
Mit dem internationalen Geschäft als Wachstumstreiber und einer stabilisierten US-Basis erscheint das Chance-Risiko-Verhältnis auf dem aktuellen Bewertungsniveau von nur noch 840 Millionen US-Dollar klar zu Gunsten des Unternehmens verschoben. Die Aktie ist zu Kursen von aktuell rund 6 US-Dollar aus unserer Sicht ein Kauf.