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Nvidia: Auch hier ist wieder der Ausblick das Problem

Sascha / 15.11.19 / 15:45

Gestern Abend, nachbörslich, legte der Grafikchip-Spezialist Nvidia (WKN: 918422) seine aktuellen Quartalszahlen vor. Dabei gelang es dem Unternehmen sowohl die Umsatz- als auch die Gewinnschätzungen der Analysten zu übertreffen, was auch zunächst einen kleinen Kurssprung im nachbörslichen Handel zur Folge hatte.

Dann aber wurde der Ausblick des Managements um CEO Jen-Hsun "Jensen" Huang veröffentlicht und die zunächst erzielten Kursgewinne lösten sich sehr schnell wieder weitestgehend in Luft auf. Aber der Reihe nach!

In seinem abgelaufenen dritten Fiskalquartal erzielte Nvidia einen Quartalsumsatz von 3,01 Mrd. US-Dollar sowie einen bereinigten Gewinn je Aktie von 1,78 US-Dollar. Während die Umsatzerwartungen damit relativ genau getroffen wurden (Analysten hatten mit knapp drei Mrd. US-Dollar kalkuliert), lag der bereinigte Gewinn je Aktie gleich 0,20 US-Dollar über den Konsensschätzungen. Dies erklärt natürlich den zunächst gesehenen Kurssprung, auch wenn die Konsensschätzungen alles andere als ambitioniert waren. Beim Ausblick aber bleibt das Management sehr vorsichtig.

So stellte CEO Huang für das bereits laufende Weihnachtsquartal "nur" einen Quartalsumsatz zwischen 2,89 und 3,01 Mrd. US-Dollar, im arithmetischen Mittel also von 2,95 Mrd. US-Dollar in Aussicht. Zuletzt hatte der Konzern mehrfach einen Umsatzrückgang gegenüber dem vergleichbaren Vorjahresquartal eingefahren, war jedoch gegenüber dem direkten Vorquartal gewachsen. Sollte der Ausblick auf das vierte Quartal erfüllt werden, wäre es erstmals andersrum: Wachstum gegenüber vergleichbaren Vorjahresquartal, aber Umsatzrückgang gegenüber dem Vorquartal.

Wachstumsschwäche muss nachhaltig überwunden werden

Damit sehen wir bei Nvidia aber letztlich nichts anderes wie bei vielen Technologieunternehmen zuletzt auch. Die vorgelegten Quartalszahlen sind besser als erwartet, was jedoch auch an extrem vorsichtigen Konsensschätzungen liegt. Der Ausblick ist dagegen nicht richtig schlecht, aber doch recht mau. Insbesondere scheinen die Unternehmen aktuell große Probleme mit ihrem Umsatzwachstum zu haben. Grundsätzlich ist zwar das Gewinnwachstum für die Anleger an der Börse wichtiger. Ohne Umsatzwachstum aber kann es dauerhaft kein Gewinnwachstum geben.

Denn kurzfristig mögen die Firmenlenker die Kosten optimieren und so ihre Margen stärken können. Genauso wie kurzfristig die großen Aktienrückkaufprogramme den Gewinn je Aktie nach oben "manipulieren" können. Aber mittel- bis langfristig droht uns an der Börse großes Ungemach, wenn es wirklich mal zu einer wirtschaftlichen Krise ("Rezession") kommen sollte. Gerade die Bankmanager sollten das am besten wissen. Denn diese kauften auch in den Jahren vor der Finanzkrise massiv eigene Aktien zurück, was die Kurse der Bankaktien in ungeahnte Höhen trieb.

Dann aber kam es zur Finanzkrise – und plötzlich musste man massive Abschreibungen auf die Bestände an eigenen Aktien vornehmen. Besonders exzessiv trieb es übrigens eine Bank, die heute als die "gefährlichste Bank der Welt" eingestuft wird, nämlich unsere Deutsche Bank. Ich komme daher an dieser Stelle nicht umhin Sie davor zu warnen allzu blauäugig in Aktien zu investieren. Verstehen Sie mich dabei nicht falsch! Ich bin grundsätzlich ein Fan der Aktienanlage und denke auch, dass wir uns schon in der Jahresendrally befinden. Nur ist diese leider stark auf Sand gebaut.

Fundamentale Bewertung der Aktie

Doch kommen wir zurück zu Nvidia. Die Aktie weist derzeit an der Börse eine Marktkapitalisierung in Höhe von knapp 128 Mrd. US-Dollar auf. Demgegenüber steht ein Jahresumsatz von zuletzt rund 11,72 Mrd. US-Dollar (+20,6%) sowie ein Nettogewinn von gut 4,1 Mrd. US-Dollar (+35,9%). Allerdings dürfte der Jahresumsatz im laufenden Geschäftsjahr auf knapp 10,8 Mrd. US-Dollar (-7,8%) sowie der Nettogewinn auf rund drei Mrd. US-Dollar (-27,2%) zurückgehen.

Im kommenden Geschäftsjahr 2020e (endet per Ende Januar 2021) dürfte der Jahresumsatz dann auf einen neuen Rekordwert von über 12 Mrd. US-Dollar anziehen. Zugleich dürfte auch der Nettogewinn dann wieder in Richtung vier Mrd. US-Dollar ansteigen. Dennoch weist die Aktie somit, selbst auf Basis relativ optimistischer Prognosen für 2020e ein KUV 2020e von über 10 sowie ein KGV 2020e von rund 32 auf. Womit die Aktie nicht exorbitant überbewertet, aber auch kein Schnäppchen mehr ist. Erst Recht, wenn sich die Prognosen als zu optimistisch erweisen sollten.

Fazit: Kurzfristig wenig Kurspotenzial, aber bei stärkeren Rücksetzern kaufenswert!

Alles in allem halte ich die Aktie kurzfristig für relativ fair bewertet. Insofern sehe ich hier wenig Aufwärtspotenzial, jedoch auch keinen "Crash". Sollte die Aktie aber im Zuge einer Korrektur am Gesamtmarkt trotzdem stärker unter Abgabedruck geraten, könnte sie sehr interessant werden. Denn auch wenn es in 2019e und 2020e noch alles nicht so rosig aussieht, dürfte Nvidia mittel- bis langfristig ein großer Profiteur von Themen wie dem Autonomen Fahren oder auch der Künstlichen Intelligenz ("Big Data") werden.

Aus charttechnischer Sicht hat die Aktie mit dem kürzlich geschafften nachhaltigen Sprung über die Marke von 185 US-Dollar ein Kaufsignal mit Kursziel 225 US-Dollar generiert. Gut möglich, dass sie das noch abarbeitet, dann aber in Richtung 200 US-Dollar oder sogar darunter zurück fällt. Zu Kursen möglichst deutlich unterhalb von 200 US-Dollar würde ich den Titel dann als langfristiger Investor einsammeln. Denn Nvidia war, ist und bleibt besser als der Konkurrent AMD, so dass ich der Aktie auf Sicht von 18 Monaten durchaus Kursziele im Bereich ihrer bisherigen Allzeithochs zutraue.


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