Expedia-Aktie -9%: Trump dämpft den US-Tourismus

Die Expedia-Aktie rauscht am Freitagmorgen mit einem Kursminus von -9% in die Tiefe und ist der mit Abstand schwächste Wert im breiten US-Index S&P 500. Was steckt hinter dem Kurssturz und sollten Anleger die Gelegenheit für einen Kauf nutzen?

Umsatz schwach, Ergebnis stark

Auslöser des Kurssturzes waren die am Donnerstagabend nach US-Börsenschluss präsentierten Quartalszahlen. Sie zeigen ein gemischtes Bild. Beim Umsatz enttäuschte die Reisebuchungsplattform, beim Gewinn konnte sie jedoch überzeugen.

Expedia konnte im abgelaufenen Vierteljahr zwar seine Erlöse um 4% gegenüber dem Vorjahr auf 2,99 Milliarden US$ steigern. Dieser Umsatzwert lag allerdings leicht unter der Markterwartung von 3,02 Milliarden US$.

Ein positiveres Bild zeigt sich beim Ergebnis. Die Online-Reiseplattform vordoppelte ihren Gewinn je Aktie annähernd auf 0,40 US$. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres lagen die EPS noch bei 0,21 US$. Damit übertraf Expedia auch den Analystenkonsens von 0,37 US$.

Zwei Probleme für den US-Tourismus

An der Umsatz- und Gewinnentwicklung im ersten Quartal kann die negative Kursreaktion der Expedia-Aktie meiner Ansicht nach aber kaum gelegen haben. Vielmehr schockierte Anleger offenbar die Information, dass die Nachfrage nach Reisen innerhalb der USA und in die USA nachließ.

Für Expedia ist das eine ganz schlechte Nachricht, denn rund 60% ihres Geschäfts macht die Buchungsplattform in den Vereinigten Staaten. Der US-Tourismus leidet derzeit gleich unter zwei Entwicklungen:

Zum Ersten halten die US-Verbraucher ihr Geld angesichts der unkalkulierbaren Handelspolitik ihrer Regierung immer stärker zusammen. Millionen von Konsumenten müssen sich in den kommenden Monaten auf steigende Preise bei zahlreichen Produkten einstellen. Das wirkt sich selbstverständlich auf ihre Reiselust aus.

Zum Zweiten ist die Außenwirkung der Trump-Administration fatal. Die Geschichten von Touristen, die Probleme bei der Einreise in die USA hatten oder sogar an der Einreise gehindert wurden, haben viele Menschen ihre Reisepläne noch einmal überdenken lassen. Anknüpfend daran: Die politischen Verwerfungen schaffen neue Gewinner am Aktienmarkt – unser exklusiver Report „Danke, Trump“ zeigt auf, welche drei europäischen Aktien gerade jetzt optimal positioniert sind und langfristig überzeugen werden.

Nach Informationen der renommierte Washington Post sank die Zahl der Touristen aus Übersee im März um satte 12%. Allein die Zahl der Besucher aus Deutschland brach gegenüber dem Vorjahr um 28% ein.

Ein harter Schlag

Der heutige Kurssturz der Expedia-Aktie ist ein harter Schlag für das Chartbild. Erst vor wenigen Tagen konnte der Reisetitel seinen starken Abwärtstrend der vergangenen Wochen nach oben durchbrechen. Nun nimmt die Aktie wieder Kurs auf ihr 6-Monatstief bei 137 US$.

Die Kursreaktion ist übertrieben

Ich glaube, die Börse tut der Expedia-Aktie mit der harten Kursreaktion Unrecht. Wollen wir mal die Kirche im Dorf lassen: Der Reisekonzern wächst immer noch. Im vergangenen Jahr betrug das Umsatzwachstum 7%. Nun ist es im ersten Quartal auf 4% zurückgegangen. Das ist nur eine Momentaufnahme und der Aufnahmemoment ist für eine US-Reisebuchungsplattform ziemlich ungünstig.

Beim Gewinn konnte Expedia voll und ganz überzeugen. Das zeigt, dass die Plattform ihre Kosten im Griff hat.

Meiner Einschätzung nach wird die Schwäche des US-Tourismus aufgrund des negativen Bildes der Trump-Administration im Ausland nicht von Dauer sein. Die letzten Tage haben gezeigt, dass der US-Präsident und seine Minister offenbar den Schuss gehört haben, und sich bemühen, mit den wichtigsten Handelspartnern neue Abkommen zu schließen. Ich gehe davon aus, dass dies auch mit der EU gelingen wird. Dies dürfte das Stimmungsbild der USA in Europa wieder deutlich verbessern.