Siemens Energy: Neuer Milliardenauftrag ist erst der Anfang
Die Siemens-Energy-Aktie (WKN: ENER6Y) springt um knapp +5% hoch auf über 18,50 €, nachdem der Konzern einen neuen Milliardenauftrag bekannt gegeben hat. Sind die Münchener mit der Gamesa-Komplettübernahme gut aufgestellt, um von der Upside im Windkraft-Geschäft zu profitieren und den Aktienkurs zu alten Höhen zu führen?
Die in München ansässige Siemens Energy AG ist ein Strom- und Gaskonzern im Bereich der konventionellen und erneuerbaren Energien. Nach einem Übernahmeangebot hält das Unternehmen nun knapp 93% der Anteile an Siemens Gamesa Renewable Energy, das noch in diesem Monat vorbehaltlich der Zustimmung der Aktionäre von den spanischen Börsen genommen wird.
Milliardenauftrag für Offshore-Konverter
Nachdem sich in den vergangenen 18 Monaten bei Siemens Energy fast alles um die unrentable Windkraft-Tochter Gamesa und die Komplettübernahme selbiger drehte, beginnt der DAX-Konzern das neue Jahr mit einer absoluten Spitzenmeldung, die den Aktienkurs am Mittwoch prompt um knapp +5% auf über 18,50 € bugsiert hat.
Das Energietechnik-Unternehmen hat demnach vom Netzbetreiber Amprion einen mehrere Milliarden € schweren Auftrag für den Bau zweier Konverter-Stationen erhalten. Den Angaben nach sollen die Münchener die Anlagen zusammen mit der spanischen Firma Dragados Offshore bauen und zehn Jahre lang warten. Branchenkreisen zufolge entfällt etwa die Hälfte des auf über 4 Milliarden € dotierten Auftrags auf den deutschen Großkonzern.
Konkret geht es laut Meldung um Konverter mit je zwei Gigawatt Leistung für Netzanbindungssysteme, die von Amprion gebaut werden. Die Konverter wandeln den in Windparks erzeugten Strom auf See in Gleichstrom und am Ende der Leitung an Land wieder in Wechselstrom um. Dieses Vorgehen ermöglicht eine sehr viel verlustärmere Übertragung.
Die Anbindungssysteme sollen ab 2029 beziehungsweise 2030 Strom nach Wehrendorf in Niedersachsen beziehungsweise Westerkappeln in Nordrhein-Westfalen übertragen. Laut Siemens Energy ist es der mit Abstand größte Auftrag zur Offshore-Netzanbindung, den das Unternehmen je erhalten hat.
Endlich volle Kontrolle im Onshore-Geschäft
Wie sich die Siemens-Energy-Aktie entwickelt hat, hing zuletzt im hohen Maß davon ab, was bei Gamesa vor sich ging: Die Windkraft-Tochter lieferte in den vergangenen 24 Monaten eine Reihe von Gewinnwarnungen ab, die den Kurs des Mutterkonzerns von über 34 € auf unter 11 € abstürzen ließen. Seit die Spanier Mitte Oktober erstmals seit langem wieder überraschend gute Quartalszahlen vorgelegt hatten, steigt das DAX-Papier jedoch wieder.
Auch wenn das „Gas & Power“-Kerngeschäft von Siemens Energy durchweg gut gelaufen ist: Investoren wissen, dass die Zukunft des Unternehmens in der Windenergie liegt.
Umso wichtiger war es für den DAX-Konzern, die Komplettübernahme von Gamesa einzuleiten, um dem unrentablen Eigenleben der Spanier ein Ende zu bereiten. Vor gut einem Jahr – vor den ersten Übernahmegerüchten – hatte ich in diesem Artikel bereits argumentiert, dass die Münchener die volle Kontrolle bei Gamesa übernehmen müssen, um einen Turnaround im Onshore-Geschäft zu schaffen.
Windkraft ist die Zukunft
Auch wenn die Rentabilitätssituation in der Windkraftbranche im neuen Jahr schwierig bleiben wird, ist Siemens Energy nun in einer hervorragenden Position, um nachhaltig Kosten zu sparen und von der enormen Upside im Onshore-Geschäft zu profitieren. Die ersten Sanierungsmaßnahmen haben sich bereits in den starken Q4-Ergebnissen von Gamesa widergespiegelt.
Bis der DAX-Konzern wieder profitabel ist, dürfte es jedoch noch eine Weile dauern. Für 2023 erwartet das Management weiterhin Nettoverluste, auch wenn diese geringer ausfallen sollen als zuletzt.
Bei Anlegern ist damit weiterhin Geduld gefragt. Eine Flut von Großaufträgen für Siemens Energy vergleichbar mit der jüngsten Konverter-Bestellung ist nur eine Frage der Zeit, wenn es Europa mit seinen Windkraftzielen bis 2030 nur halbwegs ernst meinen sollte.
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