Rheinmetall: Kursrakete vor Absturz? 2 Risiken, die Analysten übersehen

Die Rheinmetall-Aktie (WKN: 703000) ist seit Wochen nicht zu bremsen. Analysten befeuern den Rüstungs-Hype mit astronomischen Kurszielen und verlieren dabei 2 wesentliche Risiken für den Sektor aus dem Blick.

Nicht nur Propheten haben Kasse gemacht

Viele Anleger wünschen sich derzeit wohl, dass sie etwas früher bei Rheinmetall investiert hätten.

Die Geschwindigkeit, die die Rallye der Rüstungsaktie speziell in den letzten Wochen aufgenommen hat, ist schlicht atemberaubend. Zuletzt ist der Kurs des MDAX-Titels über 430 € hinausgeschossen – gegenüber dem Niveau vor der russischen Invasion der Ukraine eine Verfünffachung.

Um an satten Kursgewinnen teilnehmen zu können, hätte man die perfiden Pläne des russischen Präsidenten Wladimir Putin aber nicht erahnen müssen. Denn schon allein in den vergangenen 5 Monaten hat sich der Börsenwert des Konzerns nahezu verdoppelt.

Wesentliche Risiken übersehen

Es besteht kein Zweifel darüber, dass Rheinmetall derzeit einen gewaltigen geschäftlichen Aufschwung erlebt, der eine deutliche Neubewertung des Unternehmens rechtfertigt.

Die prognostizierten Gewinne können mit der rasanten Kursentwicklung jedoch nicht mithalten, und das verdeutlicht der Vergleich des aktuellen Kurs-Gewinn-Verhältnisses mit historischen Werten. Der Rüstungs-Titel erreicht mittlerweile ein Vorwärts KGV deutlich über 30, während er in der Vergangenheit in der Regel auf einem Niveau von 13 bis 15 gehandelt wurde.

In kürzester Zeit hat Rheinmetall seine Gewinnbewertung damit mehr als verdoppelt.

Aus meiner Sicht ist diese Bewertung unhaltbar, und Analysten, die den Hype mit Kurszielen über 600 € angeheizt haben, ignorieren wesentliche Risiken.

Unberechenbare Dynamik im Sektor

Die Tatsache, dass sich ganz Europa seit Putins Ukraine-Überfall vom einem Ab- in einen rasanten Aufrüstungsmodus geschaltet hat, macht eines deutlich: Die Dynamik im Verteidigungssektor kann sich schnell und radikal ändern.

Wir befinden uns derzeit in einer sehr instabilen Situation, was geopolitische und militärische Bündnisse angeht ­­– insbesondere in Hinblick auf die NATO. Einzelne Abnehmerländer könnten plötzlich auf der Kundenliste landen oder von ihr ausgeschlossen werden.

Ein Investment in einen Rüstungskonzern wie Rheinmetall muss vor diesem Hintergrund sorgfältig abgewogen werden – vor allem, wenn der Börsenwert bereits weit über der historischen Norm liegt.

Kommt bald die ESG-Keule?

Bevor sich Anleger signifikant an Rüstungswerten beteiligen, sollte sie bedenken, dass der Sektor in den kommenden Jahren wegen strengerer ESG-Richtlinien unter erhöhten Bewertungsdruck geraten dürfte.

Die EU-Kommission arbeitet etwa an einer Taxonomie für nachhaltige Investitionen. Diese Kriterien könnten so ausgestaltet werden, dass nur jene Rüstungs-Player, die ausschließlich an NATO-Staaten liefern oder sich an bestimmte ethische Standards halten, als ESG-konform gelten. Anderen Unternehmen droht dann möglicherweise der Ausschluss aus ESG-Fonds.

Sicher ist, dass die Auswirkungen der geplanten neuen Standards auf Rheinmetall und Co. komplex und schwer vorherzusehen sind. Für Anlger keine guten Voraussetzungen, um in ein Unternehmen zu investieren, dass in den vergangenen beiden Jahren eine Menge Fallhöhe aufgebaut hat.

Kaum Aufwärtspotenzial

Rheinmetall ist zweifellos einer der bedeutendsten europäischen Rüstungsproduzenten und Automobilzulieferer. Ein attraktiver Umsatzmix, gute Margen und ein volles Auftragsbuch haben den MDAX-Konzern für Anleger zuletzt zu einem der attraktivsten Titel auf dem deutschen Markt gemacht.

Zum aktuellen Zeitpunkt ist das Aufwärtspotenzial der Düsseldorfer jedoch sehr begrenzt, während jede nachteilige politische oder geopolitische News einen massiven Kursrutsch auslösen könnte. Die Bewertung der Aktie hat sich schließlich in kurzer Zeit weit von der Norm entfernt.

Den fairen Preis der Rheinmetall-Aktie sehe ich derzeit um 350 €. Anleger sollten ihre vorhandenen Anteile entsprechend halten, von einem Neueinstieg oder Nachkäufen derzeit aber absehen.

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