Nvidia-Aktie: Ändert neue China-Strategie alles?

Nach dem harten Vorgehen der US-Regierung gegen China bahnt sich im KI-Chipmarkt die nächste Wendung an. Wie ein renommiertes US-Tech-Magazin berichtet, arbeitet Nvidia bereits mit Hochdruck an neuen China-tauglichen Chips, die trotz der verschärften Exportbeschränkungen an chinesische Kunden verkauft werden können. Was Anleger jetzt wissen müssen:

Die jüngsten US-Exportbeschränkungen nach China will Nvidia offenbar nicht tatenlos auf sich sitzen lassen.

Der Konzern plant, das Design seiner KI-Chips zu überarbeiten, um sie an chinesische Unternehmen verkaufen zu können, ohne mit US-Exportbestimmungen in Konflikt zu geraten. Das berichtete jedenfalls vergangenen Freitag „The Information“, ein renommiertes US-Tech-Fachmagazin.

Nvidia-CEO Jen-Hsun Huang hat demnach bei seiner Peking-Reise Mitte April führende chinesische Tech-Konzernen – darunter Alibaba, ByteDance und Tencent – persönlich über seine kühnen Pläne informiert.

Laut dem Bericht könnten die chinesischen Tech-Giganten bereits im Juni erste Muster des neuen Nvidia-Chips erhalten. Parallel arbeite der Konzern an einer China-spezifischen Version seiner neuesten Blackwell-Generation.

Neue Dimension im Chip-Handelsstreit

Ein bemerkenswertes Timing, denn der China-Besuch folgte nur wenige Tage, nachdem die US-Regierung den Export ins Reich der Mitte gedachten H20-AI-Chips untersagt hatte.

Die Exportbeschränkungen hatten Nvidia zu einer Sonderabschreibung von 5,5 Mrd. US$ gezwungen – ein schmerzhafter Einschnitt für den KI-Platzhirsch, der in China einen Schlüsselmarkt sieht.

Der technologische Wettrüstungskampf zwischen den beiden Nationen könnte damit eine neue Dimension annehmen. Während Washington den Zugang zu fortschrittlichster KI-Hardware begrenzen will, sucht Nvidia nach Wegen, um sein lukratives China-Geschäft zu retten.

In diesem Zusammenhang interessant: Die aktuellen politischen Spannungen sorgen für massive Umschichtungen am Kapitalmarkt – unser exklusiver Report „Danke, Trump“ analysiert, welche europäischen Unternehmen davon enorm profitieren werden.

Die Strategie von Nvidia ist klar: Chips entwickeln, die genau an der Grenze der US-Exportbeschränkungen operieren – nah genug an der Spitzentechnologie, um für chinesische Kunden attraktiv zu sein, aber technisch limitiert genug, um die Regeln nicht zu verletzen.

KI-Fieber befeuert Cashflow und Marge

Gegen das Kursfeuerwerk der Nvidia-Aktie der letzten zwei Jahre hat sich zuletzt deutlicher Widerstand geregt. Die Stimmen, die Überhitzung wittern, werden lauter.

Die Bilanz des Chipriesen liefert dennoch weiter eine Machtdemonstration ab, die die Konkurrenz staunen lässt: Die Bruttomarge hat sich im Sturmlauf der KI-Ära auf 78% gesteigert. Damit macht der US-Konzern aus jedem Dollar Umsatz fast 80 Cent Rohgewinn – ein Wert, von dem die meisten Hardware-Produzenten nur träumen. Noch mehr Gewicht hat der freie Cashflow: Mit satten 27 Mrd. US$ blieben 2024 nach allen Investitionen fast die Hälfte des Umsatzes als frei verfügbare Mittel übrig.

Aktionäre profitieren direkt: Die vierteljährliche Dividende steigt von 0,04 US$ auf 0,10 US$. Ein Aktienrückkaufprogramm im Volumen von 16,4 Mrd. US$ läuft ebenfalls – deutliche Zeichen, dass Nvidias Management langfristig an einen weiteren Höhenflug glaubt.

Die Bewertung: Teuer – aber nicht irrational

Wer ein Haar in der Suppe sucht, wird trotzdem fündig.

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt selbst nach dem jüngsten Rücksetzer bei rund 34 – ein stolzes Niveau, keine Frage. Doch anders als bei vielen Tech-Highflyern steht hier ein Gewinnwachstum im Raum, das die Bewertung relativiert: Für 2025 erwarten Analysten einen Anstieg beim Gewinn je Aktie um 90%, für 2026 noch einmal um 36%. Das Forward-KGV für das kommende Geschäftsjahr sinkt so auf nur noch 23.

Das Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) liegt mit 19 deutlich über dem Schnitt der Halbleiterbranche. Doch angesichts der Kombination aus Margenstärke, Tempo und Alleinstellung im KI-Sektor bleibt Nvidia unter den Tech-Schwergewichten die Ausnahme.

Risiken im Blick: Konkurrenz, Politik, China

Der Handelsstreit mit China ist ein großer Schatten in der Nvidia-Story.

Doch die nächsten Monate werden zeigen, ob die US-Regierung wirklich dauerhaft auf Restriktionen setzt oder sich – wie zuletzt angedeutet – neue Schlupflöcher für Chip-Exporte ergeben. Zudem steigt der Bedarf bei westlichen Hyperscalern wie Amazon, Google und Microsoft weiter.

Die Konkurrenz ist nicht zu unterschätzen. AMD und Intel bringen eigene KI-Beschleuniger auf den Markt. Doch Nvidias Software-Ökosystem (CUDA-Plattform) hält Kunden bislang zuverlässig im System.

Fazit: Die KI-Welle läuft weiter – und Nvidia bleibt der Taktgeber

Nvidia-Bären unterschätzen aus meiner Sicht einfach das Ausmaß des KI-Trends und die betriebswirtschaftliche Ausnahmestellung des Unternehmens.

Kaum ein anderer Tech-Konzern wächst derzeit so profitabel, so dynamisch und in einer solchen Marktnische, in der Wettbewerb Hürden statt Preiskampf bedeutet.

Ja, Rückschläge und Kurskorrekturen bleiben möglich – gerade wenn die Politik nicht mitspielen will. Wer aber KI nicht als Modezweig sieht, sondern als Schlüssel zur nächsten Wirtschaftsrevolution begreift, findet bei Nvidia nach wie vor einen der ganz wenigen Titel, die Substanz, Geschwindigkeit und Cashflow vereinen.

Mein Fazit: Nach wie vor ein Basisinvestment für alle, die an die KI-Zukunft glauben – und Schwächephasen sind Gelegenheiten für Nachkäufe.