BayWa-Aktie -20% seit November – ein Schnäppchen?

Die BayWa-Aktie (WKN: 519406) ist am Dienstag mit einem Anstieg von +1,9% auf rund 39 € gestartet. Langfristig befindet sich der Kurs aber in einem Abwärtstrend: Seit dem Allzeithoch von rund 48,80 € im November 2022 beträgt der Kursrückgang rund -20%. Wie sind damit die Zukunftsaussichten des SDAX-Titels zu beurteilen?

Starkes Auftaktquartal

Der Start ins neue Geschäftsjahr ist gut gelungen – auch wenn im Vergleich der Geschäftszahlen zum Vorjahresquartal eine deutliche Ertragsreduzierung eingetreten ist. Das liegt daran, dass aufgrund des Ukraine-Konflikts eine Sondersituation Anfang 2022 eingetreten war. Die Agrarpreise sowie die Preise für Solarstrom sind regelrecht explodiert. Dies hat sich jetzt wieder weitestgehend beruhigt. Daher ist ein Vergleich mit dem ersten Quartal 2021 besser geeignet.

Der Quartalsumsatz mit 6,3 Milliarden € liegt hingegen etwa auf dem Vorjahresniveau. In allen Segmenten ist die Entwicklung etwa konstant geblieben. Der leichte Rückgang im Handel mit Bauprodukten wurde durch höhere Umsätze im Solarhandel ausgeglichen.

Das operative EBIT mit 91,8 Millionen € liegt wie schon erwähnt deutlich unter dem Q1-2022-Niveau (144,9 Millionen €). Im Vergleich zum Auftaktquartal 2021 hat sich das EBIT jedoch mehr als verdoppelt. Somit ist hier eine überproportionale Verbesserung eingetreten.

BayWa-CFO Andreas Helber bezeichnete die Geschäftsentwicklung so:

Sehr guter Start ins Jahr 2023 – solide Basis für erfolgreiches Gesamtjahr. Die BayWa hat im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2023 ein überdurchschnittliches Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) erzielt.

Jahresprognose bestätigt

Aufgrund der guten Entwicklung während der ersten drei Monate sieht der neue Vorstand um Marcus Pöllinger sich in der Jahresprognose bestätigt.

Insgesamt erwartet das Handelsunternehmen eine weitere Normalisierung in seinen Geschäftsbereichen: Das operative EBIT soll zwischen 320 und 370 Millionen € liegen. Aus meiner Sicht dürfte das gut zu schaffen sein.

Strategiewechsel angestrebt

Bisher lag der Schwerpunkt im Stromsegment beim Handel mit Solarmodulen. Hier soll nun aber ein Wechsel hin zum Kraftwerksbetreiber stattfinden.

Um dies zu erreichen, wird ein Verkauf der bisherigen Stromsparte angestrebt. Der Verkaufspreis soll bei 2,2 Milliarden € liegen. Das entspricht etwa dem 15-fachen des letzten Vorsteuergewinns mit 150 Millionen € und ist branchenüblich.

Potenzial vorhanden

Der starke Kursrückgang seit dem Allzeithoch resultiert daraus, dass BayWa mit einer Verschlechterung des Jahresergebnisses gegenüber dem Rekordjahr 2022 rechnet. Er ist somit eine natürliche Folge des vergangenen Kursanstiegs.

Mittlerweile ist jedoch wieder ein Kursniveau erreicht, das eine gute Basis für erneute Zugewinne bietet. Sollte die Transformation hin zur Stromerzeugung gelingen, ist eine Neubewertung erforderlich. Die Umsetzung dürfte jedoch noch einige Zeit benötigen.

Fairer Kurs deutlich höher

Ich halte die BayWa-Aktie derzeit für unterbewertet und sehe ein realistisches Kursziel bei 45 €. Dies entspricht einer Marktbewertung von rund 1,6 Milliarden €. Für ein ertragreiches Unternehmen ist das nicht übertrieben hoch.

Die DZ-Bank sowie Warburg Research sehen einen Zielkurs von 50 € als fair an, hier bin ich etwas vorsichtiger. Wenn die Transformation abgeschlossen ist, ist dieses Niveau aber durchaus gerechtfertigt.

Mein Fazit: Die BayWa-Aktie eignet sich derzeit wegen des Kurspotenzials und der guten Dividendenrendite von rund 3% sehr gut als Depotbeimischung.

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