Volkswagen-Aktie: Die Profitabilität bleibt das Problem

Die Volkswagen-Aktie (WKN: 766403) verlor am Freitag über -4% und war damit das Schlusslicht im DAX. Der seit Mitte Januar anhaltende Aufwärtstrend der Wolfsburger wird durch das dicke Minus ebenfalls abrupt unterbrochen. Waren die Jahreszahlen des deutschen Autoriesen denn so schwach?

Umsatz top, Ergebnis flop

Die Zahlen von Volkswagen zeigen Licht und Schatten und lassen sich mit einem Satz zusammenfassen: Umsatz top, Ergebnis flop.

Der Umsatz legte im vergangenen Jahr um 15,5% auf 322,3 Milliarden € zu. Treiber des Wachstums war ein starker Absatz, der um knapp 12% auf 9,24 Millionen Fahrzeuge stieg.

Ein schwacher Ausblick

Aber Volkswagen bekam auch im letzten Geschäftsjahr sein altes Problem der mangelnden Profitabilität nicht in den Griff. Der operative Gewinn stieg um lediglich 2% auf 22,6 Milliarden €. Die Umsatzrendite verschlechterte sich demnach von 7,9% im Vorjahr auf 7,0% im vergangenen Jahr. Belastungsfaktoren für das Ergebnis waren vor allem höhere Produktkosten und Bewertungseffekte von Rohstoffabsicherungen.

Für das aktuelle Jahr peilt VW ein Umsatzwachstum von bis zu 5% an. Die operative Marge soll sich leicht von 7,0 auf 7,5% verbessern.

VW-Boss Blume sagte im Zusammenhang mit der Zahlenvorstellung, dass die Aufräumarbeiten abgeschlossen seien und die wesentlichen Weichen für die Restrukturierung des Konzerns gestellt seien.

Mehr Dividende

VW-Aktionäre dürfen sich über eine Dividendenanhebung um 0,30 € freuen. Die Gewinnausschüttung soll von 8,70 auf 9,00 € bei den Stammaktien und von 8,76 auf 9,06 € bei den Vorzugsaktien erhöht werden. Damit liegt die Dividendenrendite der Volkswagen-Aktie bei sehr attraktiven 7,5%.

Ist der Aufwärtstrend vorbei?

Seit fast zwei Jahren befand sich die Volkswagen-Aktie in einem beständigen Abwärtstrend. Durch die Kursgewinne der letzten vier Monate gelang es dem DAX-Titel, diesen Trend zu beenden. Der Kursverlust vom Freitag ist deshalb ein herber charttechnischer Dämpfer. Die Gegenbewegung könnte nun zu einem Ende kommen.

Keine Kaufempfehlung...

Für mich drängt sich die Volkswagen-Aktie derzeit nicht zum Kauf auf. In meinen Augen steht die Aussage von VW-Chef Blume im Widerspruch zur Unternehmensprognose. Wäre die Restrukturierung des Konzerns tatsächlich abgeschlossen, müsste das Potenzial für eine Margenverbesserung deutlich höher sein.

Letztlich ist VW meiner Meinung nach ein nicht restrukturierbarer Konzern. Die Interessen der Arbeitnehmer und des Landes Niedersachsen stehen dermaßen im Vordergrund, dass es dem Konzern wahrscheinlich nie gelingen wird, attraktive Margen zu erwirtschaften.

Das war bis vor kurzem kein allzu großes Problem, weil VW sowohl in seinem europäischen Heimatmarkt als auch in China als größtem Automarkt der Welt gutes Geld verdiente. Doch die Zeiten haben sich geändert. Der Wettbewerb auf allen globalen Märkten ist wesentlich rauer geworden. Mit BYD ist VW ein sehr mächtiger Konkurrent erwachsen. Zudem hat sich auch Stellantis als zweiter europäischer Massenhersteller sehr gut entwickelt.

...es sei denn

Drei Aspekte, die für die Volkswagen-Aktie sprechen, will ich allerdings nicht unerwähnt lassen.

Erstens: Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von ca. 4,5 ist die Aktie der Wolfsburger im Vergleich zur Peer Group sehr günstig bewertet.

Zweitens: Die Erwartungen des Marktes an Volkswagen sind inzwischen so gering, dass der Autogigant positives Überraschungspotenzial hat.

Und drittens: Die Volkswagen-Aktie ist ein sehr attraktiver Dividendentitel.

Unter dem Strich heißt das für mich, dass man mit der Volkswagen-Aktie auch nicht allzu viel falsch machen kann. Anleger mit einem langen Investment-Horizont, die gerne eine hohe Dividende kassieren, können sich den DAX-Titel durchaus ins Depot legen.

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