Vertiv-Aktie: Ist sie besser als Nvidia?

Wer dachte, die Nvidia-Aktie wäre das Maß aller Dinge unter den KI-Aktien, hat wahrscheinlich noch nichts von Vertiv gehört. Während Nvidia in den letzten zwölf Monaten um knapp über +200% zulegte, schoss die Vertiv-Aktie (WKN: A2PZ5A) um über +300% in die Höhe. Wer ist dieses Unternehmen und was macht es so erfolgreich?

Das macht Vertiv

Vereinfacht gesagt bietet Vertiv Lösungen für kritische IT-Infrastrukturen an. Dazu gehören beispielsweise Rechenzentren, Industrieanlagen und Gesundheitseinrichtungen.

Die atemberaubende Kursentwicklung der Vertiv-Aktie ist vor allem auf das Geschäft mit Rechenzentren zurückzuführen. Das Unternehmen bietet seinen Kunden integrierte Lösungen in den Bereichen Temperatursteuerung, Stromversorgung und Servergestelle.

Im Bereich der Temperatursteuerung kümmert sich Vertiv vor allem um die Wärmeabfuhr in Rechenzentren. Im Power-Segment bietet das IT-Unternehmen Lösungen für die unterbrechungsfreie Stromversorgung sowie Stromverteilungseinheiten. Und im Rack Management stellt Vertiv Lösungen zur Reduzierung der Komplexität von Rechenzentrumskomponenten zur Verfügung.

Deshalb ist die Aktie so attraktiv

Rechenzentren sind derzeit der letzte Schrei in der IT-Branche. Das rapide Wachstum von KI-Anwendungen macht Zentren in völlig neuen Größen- und Leistungsordnungen erforderlich.

Diese Zentren sind Stromfresser im wahrsten Sinne des Wortes. Laut einer Studie der Bank of America soll der Energieverbrauch von KI-Anwendungen in den kommenden Jahren um durchschnittlich 25 bis 33% pro Jahr wachsen.

Das macht die Vertiv-Aktie so attraktiv. Das Unternehmen sorgt dafür, dass Rechenzentrumsbetreiber ihre Energieversorgung so effizient wie möglich steuern können.

Starkes Umsatz- und Gewinnwachstum

Die Geschäftsentwicklung von Vertiv spricht für sich. Im vergangenen Jahr steigerte das Unternehmen seinen Umsatz um 21% auf 6,9 Milliarden US$.

Noch besser sieht die Ergebnisentwicklung aus. Der operative Gewinn schoss von 224 Millionen auf 917 Millionen hoch – ein Plus von 309%.

Auch im ersten Quartal des neuen Geschäftsjahres setzte sich die positive Umsatz- und Gewinnentwicklung fort, wenngleich mit etwas geringerem Tempo. Der Umsatz stieg im Jahresvergleich um 8% und der operative Gewinn um 42%.

Ein beeindruckendes Chartbild gerät in Gefahr

Das Chartbild der Vertiv-Aktie ist beeindruckend. Seit 15 Monaten befindet sich der Tech-Wert in einer ununterbrochenen Aufwärtsbewegung.

Doch in den letzten Tagen hat der Aktienkurs stark nach unten korrigiert. Sollte sich die Kurskorrektur auf unter 70 US$ fortsetzen, würde die untere Trendlinie gerissen und es käme endgültig zu einem Bruch des Langfristtrends.

Anleger machen einen schweren Denkfehler

So beeindruckend die Kursentwicklung der Vertiv-Aktie in den letzten Jahren war, rate ich Anleger trotzdem von einem Kauf des Technologiepapiers ab, und das aus zwei wesentlichen Gründen:

Erstens: Vertiv ist nicht Nvidia. Während Nvidia mit seinen KI-Spezialchips die wichtigste technologische Grundlage für KI-Anwendungen beherrscht, ist Vertiv „nur“ ein Dienstleister für bestimmte Rechenzentrumsdienstleistungen. Das macht das Unternehmen viel leichter austauschbar, was auch ein Vergleich der Gewinnmargen beider Firmen zeigt.

Nvidias operative Marge liegt bei über 50%. Vertiv schaffte es im letzten Jahr auf lediglich 13%. In den Jahren davor lag die Gewinnmarge sogar deutlich darunter.

Zweitens: Die Vertiv-Aktie ist inzwischen sehr ambitioniert bewertet. Das aktuelle Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt bei knapp über 90, das Forward-KGV bei rund 40. Das macht die Aktie sogar teurer als die Papiere von Nvidia.

Angesichts der erheblich schlechteren Wettbewerbsposition von Vertiv müsste dieses Bewertungsverhältnis eigentlich umgekehrt sein. Anleger machen folglich einen schweren Denkfehler.

In den letzten Tagen haben offenbar einige Anleger diesen Denkfehler erkannt und die Vertiv-Aktie auf Talfahrt geschickt. In den letzten acht Handelstagen hat sie satte -20% an Wert eingebüßt.

Nach meinem Geschmack viel zu wenig. Die Talfahrt muss sich noch eine Weile fortsetzen, um das Papier auf eine attraktive Bewertung zu bringen.

Interessenkonflikt: Der Autor hält Aktien des besprochenen Unternehmens Nvidia. Somit besteht konkret und eindeutig ein Interessenkonflikt. Der Autor beabsichtigt, die Aktien – je nach Marktsituation auch kurzfristig – zu kaufen oder zu veräußern und könnte dabei von erhöhter Handelsliquidität profitieren.