Super Micro Computer: Viele Fragen bleiben offen

Bereits zum Wochenstart am Montag legte die Super Micro Computer-Aktie um +15% zu. Am Dienstagmorgen ist die Aktie des Serverspezialisten wie entfesselt und schießt im europäischen Handel um über +40% in die Höhe. Konnte Supermicro in letzter Sekunde das Delisting von der Nasdaq abwenden? Und wie sollten Anleger nun auf die Situation reagieren?

Das Nasdaq-Delisting abgewendet

Es war ein Wirtschaftskrimi, dem es nicht an Spannung mangelte. Praktisch bis zur letzten Minute war unklar, ob die Tage der Super Micro Computer-Aktie an der US-Technologiebörse Nasdaq gezählt waren.

Eigentlich hätte der Serverhersteller bis zum Wochenende seinen testierten Jahresabschluss für das abgelaufene Geschäftsjahr einreichen sollen. Aufgrund des fehlenden Wirtschaftsprüfers war das dem Unternehmen nicht möglich. Einziger Ausweg aus dem Schlammassel: das Einreichen eines konkreten Compliance-Plans.

Diesen Plan hat Supermicro gestern vorgelegt und damit kurz vor knapp den Rauswurf von der Nasdaq verhindert. Bis zur Prüfung des Compliance-Plans bleibt die Super Micro Computer-Aktie somit an der Tech-Börse notiert.

Ob die Nasdaq allerdings den Plan akzeptieren wird, weiß Stand heute noch niemand. Anleger sollten sich deshalb nicht in allzu großer Sicherheit wiegen.

Und noch eine gute Nachricht

Und Super Micro Computer konnte mit einer weiteren sehr guten Nachricht aufwarten: Das Unternehmen hat einen neuen Wirtschaftsprüfer gefunden. Die Prüfungsgesellschaft BDO wird ab sofort die Testierung der Jahresabschlüsse übernehmen.

Der bisherige Wirtschaftsprüfer Ernst & Young hatte Ende Oktober völlig unerwartet die Zusammenarbeit mit Supermicro aufgekündigt. Der Grund: fehlendes Vertrauen in die Angaben des Managements zur Finanzberichterstattung.

Ist das die Trendwende?

Die Super Micro Computer-Aktie steigt nun schon den dritten Tag in Folge stark an. Charttechnisch deutet viel auf eine Trendwende hin.

Angesichts der schwerwiegenden Compliance-Probleme des Unternehmens dürfte die Volatilität der Aktie in den kommenden Tagen jedoch hoch bleiben. Ein kontinuierlicher und nachhaltiger Aufwärtstrend ist deshalb unwahrscheinlich.

Und nun?

Super Micro Computer hat in allerletzter Minute noch einmal die Kurve gekriegt. Nicht mehr und nicht weniger. Hinter dem weiteren Kursverlauf der Supermicro-Aktie stehen allerdings immer noch sehr viele Fragezeichen.

Wird die Nasdaq den Compliance-Plan von Super Micro Computer akzeptieren? Wird BDO zu einem anderen Urteil hinsichtlich der Bilanzierungspraktiken des Unternehmens gelangen als Ernst & Young und dem Jahresabschluss ein Testat verleihen? Werden sich die umfangreichen Vorwürfe des Analysehauses und Leerverkäufers Hindenburg Research, die weit über „kreative Buchführung“ hinausgehen, ganz oder teilweise bewahrheiten?

Angesichts dieser gewichtigen Fragen rate ich Anlegern, bis auf Weiteres an der Seitenlinie auszuharren und deren Klärung abzuwarten. Die Super Micro Computer-Aktie wird in den kommenden Tagen eine sehr hohe Volatilität zeigen.

Ich gehe davon aus, dass in den letzten Tagen sehr viele Daytrader in die Aktie eingestiegen sind, die nun kurzfristig ihre Gewinne einkassieren werden. Deshalb würde es mich nicht überraschen, wenn die Aktie in den nächsten Tagen wieder eine Korrektur erfahren würde.

Mittel- bis langfristig spannend

Mittel- bis langfristig ist die Super Micro Computer-Aktie meiner Einschätzung nach ein hochspannendes KI-Investment. In meinen Analysen der letzten Monate habe ich den Technologiewert immer gelobt.

Das Unternehmen hat sich in den letzten Jahren zur Nummer 1 bei Hochleistungsservern für KI-Rechenzentren hochgearbeitet. Supermicro besitzt exzellente Kontakt zu Chipherstellern und sonstigen kritischen Lieferanten für Serversysteme. Zudem ist das Unternehmen im Bereich der Kühlung einer der technologisch führenden Systemintegratoren.

Super Micro Computer bringt demnach allerbeste Voraussetzungen für zukünftige Kurssteigerungen mit. Davor muss das Unternehmen aber seine Hausaufgaben machen und das völlig zerrüttete Vertrauen der Börse zurückgewinnen.

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